Mönchengladbach Die Broteinheit versteckt sich in der Panade

Mönchengladbach · Oecotrophologie-Studierende der Hochschule Niederrhein bieten eine kostenlose Diabetesschulung für Betroffene ab 65 Jahren an.

"Mit der Zeit schleichen sich Fehler ein und werden normal", sagt Professor Dr. Peter Kronsbein. "Auch deswegen wenden wir uns speziell an ältere insulinspritzende Diabetiker." Seit zwölf Jahren leitet Kronsbein am Fachbereich Oecotrophologie der Hochschule Niederrhein ein Projekt, bei dem Studierende Diabetiker ab 65 Jahren schulen. Fünf Tage lang haben die angehenden Ernährungswissenschaftler Zeit, um die Themenkomplexe rund um die Diabeteserkrankung zu erklären, mit den Teilnehmern Probleme zu besprechen und - gemeinsam zu essen.

Steffi Bauer und Thomas Koslowski studieren im fünften Semester Oecothrophologie und sind in diesem Winter zum zweiten Mal bei dem Projekt dabei. "Wir haben während der Schulung viel Zeit, auf Fragen einzugehen, Übungen zu machen und Tipps geben", sagt Thomas Koslowski. "Das schätzen die älteren Teilnehmer sehr." An jedem der fünf Tage gibt es Beratungseinheiten zu Themen wie Blutzucker-Selbstkontrolle, Ernährung, körperlichen Aktivitäten oder der Wirkung von Insulin. Immer wieder ist Zeit für vertiefende Wiederholung eingeplant. Wichtig ist während der Schulungstage die regelmäßige Blutzuckermessung, um die Wirkung der Ernährung auf den Blutzuckerspiegel ständig erkennen zu können. Auch dabei können die Teilnehmer kleine, aber sinnvolle Tipps bekommen. "Mancher sticht sich in den Finger, während er die Hand nach oben über Herzhöhe hält", erklärt Professor Kronsbein. "Da kommt dann natürlich kaum ein Tropfen." Einfach die Hand nach unten zu halten wirkt Wunder.

Auch das Abschätzen der Broteinheiten im Essen wird geübt und bringt so manches Aha-Erlebnis. "Bei einem Wiener Schnitzel mit Pommes und grünen Bohnen vergessen viele, dass die Panade eine Broteinheit ausmacht", erklärt Steffi Bauer. Auch beim Kuchen tun sich etliche schwer. Deshalb wird auf das gemeinsame Essen Wert gelegt, wobei die Studierenden nach den Wünschen der Teilnehmer kochen, diese aber stets die Broteinheiten schätzen sollen, die sie sich auf den Teller legen.

Heute sei man davon abgerückt, die Diabetiker mit Vorschriften und Verboten gängeln zu wollen, erklärt Kronsbein. Stattdessen gehe man vom aktuellen Essverhalten aus, versuche aber, Stabilität in die Kohlenhydrataufnahme zu bringen. Zurück zum Kuchen: In einem Stück verstecken sich meist zwei bis drei Broteinheiten. "Aber wenn man beim Plätzchenbacken das Mehl zum Teil durch Mandeln ersetzt, schmeckt das auch lecker", sagt Thomas Koslowski, der beim letzten Mal für ein diabetikerfreundliches Kuchenrezept zuständig war.

Die Schulung findet in diesem Jahr vom 10. (Aschermittwoch) bis zum 16. Februar in der Hochschule Niederrhein, Rheydter Straße 277 statt. Das Wochenende ist dabei ausgenommen. Am ersten Tag geht es erst um 14 Uhr los, sonst beginnt die Veranstaltung jeweils um 9.30 Uhr und endet gegen 16 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung aber erforderlich, da eine begrenzte Anzahl von Plätzen zur Verfügung steht. Anmeldung und weitere Infos unter 02161 1865396 (Prof. Kronsbein) oder per Mail: peter.kronsbein@hsnr.de.

(RP)
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