Mönchengladbach Die Brandtskapelle ist ein Ort der Begegnung

Mönchengladbach · Der erste Leiter des Volksvereins für das katholische Deutschland stiftete das Kleinod. Beim Tag des Denkmals war die Kapelle geöffnet.

 Beim Tag des Denkmals führte eine der Touren in die Brandtskapelle. Die Teilnehmer erfuhren etwas über die Geschichte des Gebäudes.

Beim Tag des Denkmals führte eine der Touren in die Brandtskapelle. Die Teilnehmer erfuhren etwas über die Geschichte des Gebäudes.

Foto: Jörg Knappe

Ist es nicht so, als trage man die sprichwörtlichen Eulen nach Athen, wenn man den Mönchengladbachern von "ihrer" Brandtskapelle berichtet? Nicht ganz, glauben der beratende Restaurator Franz Moll und der Vorsitzende der Stiftung Volksverein, Johannes Eschweiler. Denn: "Das Kleinod braucht Hilfe" und das müsse man in das Bewusstsein der Mönchengladbacher bringen. Die notwendige Hilfe war daher einer der ganz pragmatischen Gründe, warum die Kapelle zu einer der Stationen am Tag des Denkmals angemeldet wurde.

Ein Kleinod, das ist die über 120 Jahre alte neugotische Kirche nämlich tatsächlich. Die Kapelle, die - anders als die Gebäude in der Umgebung - im Krieg nicht beschädigt wurde, steht noch genauso dar, wie sie gebaut wurde. Durch die farbig gefassten Fenster leuchtet die Sonne, die Bemalungen der Wände strahlen, es herrscht eine Atmosphäre der Stille und des Friedens, doch sieht man genauer hin, entdeckt man die dramatischen Beschädigungen. Moll verweist auf zahlreiche Schäden, die beispielsweise dazu geführt haben, dass die bereits restaurierte Orgel vorerst nicht wieder eingebaut werden kann.

Die Kapelle könne man nicht einfach so schließen, so Eschweiler, denn sie sei ein lebendiger Ort der Begegnung. Die Menschen brauchen ihre Kapelle, das wird deutlich. Denn gemeinsam mit dem Treffpunkt am Kapellchen, dem TaK, ist die Kirche sowohl gelebtes als auch gebautes Christentum. Die Begegnungsstätte wird unter der Leitung von Schwester Luzia Schmucki von den Schwestern der Steyler Missionarinnen betreut. Die Brandtskapelle ist "der einzige Ort, der vom alten Volksverein übriggeblieben ist und ein Ort, an dem viel passiert", erzählt Eschweiler. Auch zum Tag des Denkmals kamen zahlreiche Besucher und nutzten die Gelegenheit, sich von Heinz Habrich fachkundig durch die Kapelle führen zu lassen.

Nicht nur Trauungen, Taufen und Gottesdienste finden in der Kapelle statt, übrigens feiert hier auch die italienische und die rumänisch-orthodoxe Gemeinde ihre Messen, auch kulturelle Veranstaltungen. Gelebte Gemeinde - das ist die Brandtskapelle tatsächlich Es geht um mehr als einen Raum, es geht, so Eschweiler, "um die soziale Frage". An diesem Ort ist die Geschichte nicht Vergangenheit, sondern ganz aktuell. Die Vergangenheit begann damit, dass Franz Brandts, Mitbegründer und erster Leiter des Volksvereins für das katholische Deutschland, die Kapelle im Gedenken an seinen 1889 im Alter von 21 Jahren an Tuberkulose verstorbenen Sohn stiftete.

Franz Brandts war ein Unternehmer, der sich mit der sozialen Frage, mit der Arbeitnehmermitbestimmung beschäftigt hat. In der Gegenwart ermöglicht der Volksverein Langzeitarbeitslosen die Wiedereingliederung in die Gesellschaft und Arbeitswelt.

Einer der langjährigen ehrenamtlichen Mitarbeiter des TaK, Manfred Kaspers, erklärt die "Bausteinaktion", die am Tag des Denkmals ins Leben gerufen worden ist: Gegen eine Spende von sechs Euro und mehr kann ein kleiner, symbolischer Ziegelstein erworben werden, ein Spendenbarometer in der Kapelle zeigt an, wie der aktuelle Stand der Sammelaktion ist. Jeder Spender wird namentlich auf einer Tafel in der Kapelle genannt werden. Wie sagte Johannes Eschweiler dazu so passend: "Die Brandtskapelle soll leben!"

(RP)
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