Mönchengladbach Bahn wundert sich über Bausubstanz im Bahnhof

Mönchengladbach · Seit Monaten ruhen die Sanierungsarbeiten im Empfangsgebäude - weil vorgefundene Materialien nicht mit den Plänen übereinstimmten. Derzeit wird umdisponiert, im Oktober soll weitergearbeitet werden.

 An den Türen, den Säulen im Eingangsbereich und dem Bodenbelag wird derzeit gearbeitet - allerdings nur theoretisch.

An den Türen, den Säulen im Eingangsbereich und dem Bodenbelag wird derzeit gearbeitet - allerdings nur theoretisch.

Foto: JÖRG KNAPPE

Selbst unregelmäßige Bahnkunden werden es bereits des Öfteren bemerkt haben: Die Modernisierungsarbeiten im Mönchengladbacher Hauptbahnhof stocken nicht nur, sie ruhen. Vollständig. Und das bereits seit Monaten. Der Fußboden ist seitdem an mehreren Stellen aufgerissen, Bauzäune blockieren Ladenfronten von Geschäften wie Rossmann und Albert Heijn to go, die verbleibende Fläche für Passanten ist entsprechend beschränkt.

Grund für den Bau-Stau: "Trotz intensiver Vorbereitungen musste der Bauablauf im Rahmen der Bauausführung geändert werden, da die vorgefundene Bausubstanz nicht mit den vorliegenden Bestandsplänen übereinstimmt", teilt ein Bahnsprecher auf Anfrage mit. Heißt: Da war wohl irgendetwas im Boden, was da laut Plan nicht hätte sein sollen. Möglicherweise ja die Holzplanken, die seit vielen Wochen in der kleinen Baugrube neben Rossmann offenliegen?

Wie dem auch sei: Die Planung werde nun überarbeitet und bis voraussichtlich Ende September neu vorliegen, so dass die Baumaßnahme wohl Anfang des vierten Quartals, also Anfang Oktober, wieder aufgenommen werden könne, teilt die Bahn weiter mit. Eigentlich hätten die Bodenarbeiten im Herbst bereits beendet sein sollen. Es sollen daran anschließend noch Arbeiten an Fenstern, an der Fassade, Dächern und an der Decke innerhalb der Halle folgen. Wann diese Arbeiten nun tatsächlich starten können, ist aber unklar. Für die Modernisierung sind insgesamt 1,1 Millionen Euro veranschlagt.

Die Posse reiht sich ein in eine lange Liste von Pleiten, Pech und Pannen, die die Sanierungsarbeiten des Hauptbahnhofs seit einem guten Jahrzehnt charakterisieren. Ursprünglich einmal hätte schon zur Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006 alles fertig sein sollen, dann spätestens zur Frauen-Fußball-WM 2011. 2013 wurde der da noch immer ausstehende letzte Bauabschnitt um zwei Jahre verschoben. Die jetzigen Bodenarbeiten, die davon den ersten Teilbereich bilden, begannen laut Auskunft der Bahn zum Jahresbeginn 2015, am Ende könnten sie ein volles Jahr in Anspruch genommen haben.

Für die Deutsche Bahn ist Mönchengladbach mit seinen rund 26 800 Bahnreisenden pro Tag einer von 87 Bahnhöfen der Kategorie zwei (von insgesamt sieben). Und zur Ehrenrettung des Konzerns sei gesagt: In den ersten beiden Bauabschnitten flossen bereits mehr als fünf Millionen Euro in die Sanierung des 1851 eingeweihten und seit 1991 denkmalgeschützten Gebäudes. So gab es umfassende Brandschutzertüchtigungen, eine Zwischendecke wurde entfernt, Aufzüge, Bahnsteige, Beleuchtung, Personenunterführung und die Fahrgastinformationsanlage wurden erneuert. Doch wenn man sich mit den verbleibenden Arbeiten nicht langsam ein bisschen sputet, sind, wenn eines Tages tatsächlich alles fertig sein sollte, die ersten sanierten Teilbereiche schon wieder sanierungsbedürftig.

(RP)
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