Deichkind-Konzert in Mönchengladbach Schwarze Umhänge und Adiletten

Die Band Deichkind gab ein exklusives Clubkonzert im Strandhaus des Sparkassenparks in Mönchengladbach. 250 Fans der schrillen Gruppe waren gekommen und feierten eine Party mit allerhand Skurrilitäten. Die Sänger gaben sich bewusst publikumsnah.

 Ob Daunen, Sekt oder Konfetti: Wie für die spektakulären Liveshows von Deichkind typisch, wurde auch beim Clubkonzert wieder mit allerlei Kuriositäten geworfen. Hier Philipp Grütering (Kryptik Joe) mit schwarzem Umhang.

Ob Daunen, Sekt oder Konfetti: Wie für die spektakulären Liveshows von Deichkind typisch, wurde auch beim Clubkonzert wieder mit allerlei Kuriositäten geworfen. Hier Philipp Grütering (Kryptik Joe) mit schwarzem Umhang.

Foto: Fotos . Sparkassenpark

Als um kurz nach neun ein Rauschen durch die Boxen geht, die Lichter im Rhythmus zu flackern beginnen und endlich der Bass einsetzt, herrschen im Strandhaus neben dem Sparkassenpark bereits tropische Temperaturen. Nur wenige Sekunden vergehen, da hat sich die kniehohe Bühne auf einen Schlag in einen Spielplatz verwandelt. Das, was kurz zuvor mit seinem weißen Stoffbanner mit der blaugepinselten Aufschrift "Power of Love" und dem ausrangierten Sofa an die Kulisse einer Schülerband erinnerte, ist nun mit so vielen Absurditäten gefüllt, dass man gar nicht genau weiß, wo man zuerst hinschauen soll.

Auf Porky, der oberkörperfrei mit weißen Shorts und Hosenträgern herumhüpft, auf Kryptic Joe, der sich mit einem schwarzen Umhang mit hohem Kragen über die Bühne bewegt, auf die etwas eigensinnige Kombination von Bademantel, Perlenkette und Adiletten oder auf die strubbeligen Fellmäntel, die im Hintergrund umherspringen. Noch bevor man sich für ein Detail entscheiden kann, ertönen mit "Deine Eltern sind auf einem Tennisturnier" die ersten Verse von "Remmidemmi", Sektkorken knallen, Daunen fliegen durch die Luft, eine riesige Fahne schwingt umher und wie aus dem Nichts findet sich eine gelbe Hüpfburg in der Menge wieder.

 5,5 Kilogramm wiegt der selbst gebastelte Pyramidenhut von Dominik.

5,5 Kilogramm wiegt der selbst gebastelte Pyramidenhut von Dominik.

Foto: Jan_Bonk

Wer dachte, dass die sechs Deichkinder bei ihrem Clubkonzert vor 250 glücklichen Kartengewinnern einen Gang runterschalten würden, merkt spätestens jetzt, dass er falsch liegt. Denn auch wenn alles durch die Nähe zu den Künstlern etwas gemütlicher ist als sonst: Wie für die Band typisch, gleicht die Liveshow einer einzigen grellen Party. Zeit zur Verarbeitung der vielen Eindrücke bleibt kaum, denn mit den Songs "Ich hab eine Fahne" und "Krieg" - wird gleich weitergefeiert.

Schwirrt anfangs noch die Frage "Was passiert hier eigentlich gerade?" durch den Kopf, wenn eines der sechs Bandmitglieder zu "Aufstand im Schlaraffenland" Crowdsurfing macht, bei "Illegale Fans" wie ein Klammeräffchen an einem Holzbalken hängt und den Fans Stempel mit der Aufschrift "Illegal" auf die Haut drückt, wundert sich am Ende keiner mehr so richtig, wenn mit dem Konfettiregen auch gleich das ganze Sofa in seinen Einzelteilen durch das Strandhaus schießt. Und ob Dominik, der drei Monate lang an seinem eigenen Deichkind-Hut gearbeitet hat, Janine und Barbara Weißner, die sich für das Konzert in Müllsäcke geschmissen haben, oder Petra Schüler, die bisher nur die Videoclips der Band kennt: Wenn es darum geht, die an diesem Abend meist zynischen Texte der Band wie "Arbeit nervt" mitzusingen, sind sie alle dabei. So geht es zum Abschluss für einen Teil des hemmungslos hüpfenden Publikums zu "Limit" auf die Bühne, bevor als Zugabe eine skurrile Interpretation von Nirvanas "Lithium" folgt.

 Barbara Weißner aus Erkelenz trug zusammen mit Tochter Janine und weiteren Bekannten Müllsäcke, die mit neonfarbenem Tape beklebt waren.

Barbara Weißner aus Erkelenz trug zusammen mit Tochter Janine und weiteren Bekannten Müllsäcke, die mit neonfarbenem Tape beklebt waren.

Foto: Jan_Bonk

"Erst war es ein bisschen schüchtern, aber dann ging's steil", lobt Kryptik Joe, alias Philipp Grütering nach dem Finale um 22 Uhr. Mit Deichkind ist damit aber noch lange nicht Schluss. Wieder in Alltagskleidung mischen sich die Bandmitglieder nach der Show unter die Gäste, tauschen Anekdoten mit Fans und verteilen Autogramme, Bier und Handschläge. Dass der Körper dabei völlig mit Daunen, Stempeln und Konfetti bedeckt ist, interessiert nach diesem Abend niemanden.

(RP)
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