Mönchengladbach Das war der erste Musik-Marathon

Mönchengladbach · Selbstgemachte Zitronenlimonade, feuchte Tücher für die Stirn, Erfrischendes aus dem Gartenschlauch: Beim ersten Santander-Marathon gab's viel Hilfe für die Sportler.

 Ein Blickfang beim Marathon: Bei schwül-warmem Wetter hat dieser Starter besonders geschwitzt - unter Garantie.

Ein Blickfang beim Marathon: Bei schwül-warmem Wetter hat dieser Starter besonders geschwitzt - unter Garantie.

Foto: Raupold Isabella

Er schwenkte seine Kappe und freute sich, als hätte er gerade den Santander-Marathon gewonnen. Doch als Manfred Kreis ins Ziel kam, war es bereits kurz nach 22 Uhr, und die Stoppuhr über dem Zielbogen zeigte eine Zeit von 5:35 Stunden an. Den 58-jährigen NEW-Mitarbeiter interessierte die Endzeit nicht. "Das sind mehr als zwei Stunden über meiner Bestzeit. Aber das ist heute mein 161. Marathon, und den bin ich in meiner Heimatstadt gelaufen. Nur das zählt", sagte er.

 Manfred Kreis (l.) und FDP-Landtagsabgeordneter Andreas Terhaag.

Manfred Kreis (l.) und FDP-Landtagsabgeordneter Andreas Terhaag.

Foto: Dieter Weber

Kurz vor ihm war Andreas Grundmann mit einem Lauffreund ins Ziel gekommen. Sehnlichst erwartet von Partnerin Sonja Gräuel. Als er sie im Zielkorridor begrüßte, wurde klar, warum er so lange brauchte: Der Siegener lallt. "Wir haben unterwegs einiges getrunken: Jägermeister und ein paar Gläser Bier. Ihr habt ja hier einige Lokale auf der Strecke", sagte Grundmann. Gräuel lachte Tränen: "Das ist sein 71. Marathon. Aber der erste, bei dem er besoffen ins Ziel gekommen ist."

 Debbie Rübsteck (l.) und Barbara Riewe.

Debbie Rübsteck (l.) und Barbara Riewe.

Foto: Dieter Weber

Zwei von zahlreichen Episoden, die deutlich machen: Der Santander-Marathon will keine Laufveranstaltung sein, bei der Spitzenläufer Bestzeiten laufen und alle anderen Teilnehmer nur Staffage sind. In Gladbach stehen der "Normalläufer" und die "Normalläuferin" im Mittelpunkt. Den mehr als 3500 Teilnehmern ging es nicht um Spitzenzeiten: Sie starteten auf unterschiedlichen Strecken, wollten Spaß haben, das Flair eines Musikmarathons genießen und den eigenen Schweinehund, der oft als Bremser mit unterwegs war, in die Schranken verweisen. Und das gelang.

 OB Hans Wilhelm Reiners (l.) mit Frank Nießen.

OB Hans Wilhelm Reiners (l.) mit Frank Nießen.

Foto: Dieter Weber

Da machten viele Erfahrungen wie OB Hans Wilhelm Reiners: Seine Familie hatte sich auf der Strecke postiert, und Enkel Paul spritzte mit der Wasserspistole den Opa nass, der die Erfrischung genoss. Gunnar Merz lobte die familiäre Atmosphäre: "In Windberg holten die Kinder die Schläuche raus und sorgten für Erfrischung. Richtig klasse war die Trommel-Kombo vor dem Wasserturm." Claudia Hurtmanns dankte einer Zuschauerin, die feuchte Tücher für die Stirn verteilte: "Herrlich!" Markus Weingartz hatten es die privaten Hotspots angetan: "Die waren einfach toll!"

 Abklatschen - das gab Kraft für die letzten Meter.

Abklatschen - das gab Kraft für die letzten Meter.

Foto: Thomas Grulke

Bettina Krings und Birgit Neunzig freuten sich über Anfeuerungs-Rufe, die mithalfen, die 21,1 Kilometer des Halbmarathons zu schaffen. Auch Markus Adolf war voll des Lobes: "Die Zuschauer an der Strecke waren grandios." Katja Bongers-Loch lobte eine Familie, die den Teilnehmern "selbstgemachte Zitronenlimonade" anbot: "Das zu sehen und zu erleben, gab mir immer Auftrieb, weiter zu laufen, obwohl ich bei dem Wetter sehr gelitten habe." Und Jörg Langner erfüllte sich sogar einen Traum: "Ich bin in Mönchengladbach meinen ersten Marathon gelaufen. Wow! Ich bin mächtig stolz. Insgesamt war es eine prima Veranstaltung!"

 Beim Bambini-Lauf legten sich die Jüngsten kräftig ins Zeug und hatten viel Spaß.

Beim Bambini-Lauf legten sich die Jüngsten kräftig ins Zeug und hatten viel Spaß.

Foto: Raupold Isabella

Bernhard Kotulla war ebenfalls begeistert. "Die späte Startzeit ist etwas ungewöhnlich, doch die Musik sorgt für zusätzliche Motivation", sagte der 52-Jährige, der bereits zweimal den Berlin-Marathon gelaufen ist. Musik gab es auch reichlich am Schillerplatz, der den Sportlern eine Stadion-Atmosphäre bot. Auf ihrer Dreiviertelrunde um den Platz herum wurden die Aktiven auch von Margit Rütten (62) angefeuert, die seit 40 Jahren in Eicken lebt. "Der Mix aus Sport und Musik ist klasse. Und ich finde es faszinierend, was die Teilnehmer leisten. Deswegen ist es toll, dass ich die Läufer mehrmals sehe", sagte sie.

 Mehr als 3500 Teilnehmer wagten sich beim Santander-Marathon auf die unterschiedlichen Distanzen, das Gros lief Halbmarathon.

Mehr als 3500 Teilnehmer wagten sich beim Santander-Marathon auf die unterschiedlichen Distanzen, das Gros lief Halbmarathon.

Foto: Isabella Raupold/Dieter Weber

Eng wurde es vor dem Minto. Auf den Treppenstufen knubbelten sich zeitweise die Zuschauer und feuerten die Läufer lautstark an. Ein großer bunter Torbogen ragte über die Hindenburgstraße, und DJs sorgten für Musik. Die Läufer ließen sich anspornen, reckten die Arme in die Höhe und klatschten im Takt der Musik mit. Dafür erhielten die Starter besonders viel Applaus, was noch einmal Ansporn für den Rest der Strecke war.

Weitere Fotos und ein Video vom Marathon unter www.rp-online.de/moenchengladbach.

(RP)
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