Mönchengladbach Das Spiel um Mathe und Psychologie

Mönchengladbach · Das ganze Wochenende wurde in der Gaststätte Denkmal um die Deutsche Meisterschaft der HeadsUp-Live-Liga gepokert. Organisiert wurde das Ganze von dem Deutschen Poker Sportbund. Gespielt wurde ohne geldwerten Einsatz.

 Jerome Fischbach aus Düsseldorf(rote Jacke) spielt im Finale an diesem Tisch gegen Lukas Lange aus Bochum. Der hat eine berühmte Kombination auf der Hand: Ass und König.

Jerome Fischbach aus Düsseldorf(rote Jacke) spielt im Finale an diesem Tisch gegen Lukas Lange aus Bochum. Der hat eine berühmte Kombination auf der Hand: Ass und König.

Foto: Simone Krakau

Wer zum ersten Mal bei einem Pokerspiel dabei ist, könnte sich überrumpelt fühlen - Fragezeichen in den Augen garantiert. Zu den sowieso anfangs noch komplexen Regeln, kommt ebenso noch der umfangreiche Poker-Slang hinzu. Die Profis unterhalten sich am Pokertisch nämlich in ihrer ganz eigenen Sprache. Kein Wunder, dass die Spieler dabei hochkonzentriert sein müssen. Im Finale der achten Deutschen Pokermeisterschaften scheinen sich alle Teilnehmer daran zu halten - Schwäche zeigen ist hier fehl am Platz. "Man muss fokussiert sein und die Ruhe bewahren", weiß Finalist Matthias Liese von den "Poker Piranhas Bulldozers" aus Hamburg. "Es ist wichtig, dass man die Schwäche seines Gegenübers entdeckt und sie nutzt." Liese spielt schon seit vielen Jahren Poker. Er ist mit sechs weiteren Spielern aus seinem Team nach Mönchengladbach gekommen, um an der Meisterschaft teilzunehmen. Um sich perfekt auf die Teilnahme vorzubereiten, haben er und sein Team im Vorfeld an einem TV-Tisch trainiert. Eine Stunde Pokern wird dann aufgezeichnet und im Nachhinein vom gesamten Team angeschaut und analysiert. "Das ist viel Arbeit, aber wichtig", so Liese. "Nur so können wir uns weiter nach vorne bringen."

Insgesamt haben sich 16 Teams für die Meisterschaft qualifiziert. Von Oldenburg bis zum Allgäu reicht die Spanne der Finalisten - aus Mönchengladbach war kein Team dabei. Zunächst wurden in vier Vierergruppen die Viertelfinalisten ermittelt, ab dann ging es im K.o.-System weiter, bis der neue Deutsche Meister 2017 feststeht (nach Redaktionsschluss). In der HeadsUp-Live-Liga treten jeweils zwei Teams bestehend aus vier Spielern in Eins-gegen-Eins-Duellen gegeneinander an und ermitteln über ein Punktesystem das Siegerteam. Eine Partie besteht dabei aus zwölf einzelnen Duellen. Der Deutsche Meister muss in sechs solcher Begegnungen antreten.

Auf vier Tische verteilen sich die noch übrig gebliebenen zwei Teams mit jeweils vier Spielern im Finale. Wer hier nervöses Augenzwinkern oder wippende Beine erwartet, liegt falsch: Ein Poker-Face ist besser als das andere. Aber wie schafft man es überhaupt, in solch einer angespannten Situation locker und entspannt zu bleiben und sein Gegenüber zu täuschen? "Das ist Typsache", sagt Jürgen Bachmann vom Deutschen Poker Sportbund. "Manchen Spielern fällt es von Anfang an leicht, andere wiederum müssen sich das erst antrainieren." Es gibt aber auch passionierte Pokerspieler, die ihre ganz eigene Verkleidung brauchen, um sich wohl zu fühlen - so auch der ein oder andere Finalist. Neben der klassischen dunklen Sonnenbrille zur Tarnung der Augen, gibt es auch die etwas ausgefallenere Variante: Eine Vokuhila-Perücke im 80er-Jahre-Stil, kombiniert mit einer knallroten Brille.

Anders als im Casino oder beim Online-Pokern im Internet wird in der HeadsUp-Live-Liga ohne Einsatz von Geld gespielt. Vielmehr gehe es dabei um die sportliche Herausforderung und den Wettkampf "Mann gegen Mann". Schaut man sich beim Finale um, haben sich auch ein paar weibliche Spielerinnen unter die Teams gemischt. "Der Frauenanteil liegt bei circa zehn Prozent", so Bachmann. "Es dürfte natürlich gerne noch mehr sein."

Dass ein gewisses Verständnis für die Mathematik mindestens genauso eine Rolle spiele wie auch Psychologie und Strategie, weiß Bachmann genau. Aber wie viel Können und wie viel Glück ist Pokern wirklich? "Meiner Meinung nach beträgt der Glücksfaktor um die 20 Prozent", erzählt Bachmann. "Dieser ist auch nicht wegzudiskutieren." Dennoch, so sagt er, gebe es genauso in anderen Sportarten, wie beispielsweise dem Fußball, einen gewissen Glücksfaktor.

(RP)
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