Mönchengladbach Das Millionen-Projekt Breitbandausbau

Mönchengladbach · Die Stadt bekommt von Bund und Land neun Millionen Euro an Fördergeld, um damit 1200 Haushalte mit schnellem Internet zu versorgen. Geplant ist der Bau von Glasfaser-Anschlüssen.

 Glasfaser-Kabelsalat: In solche Lehrrohre werden die Glasfaser-Leitungen verlegt. Sie sollen in Gladbach 1200 unterversorgte Anschlüsse erreichen.

Glasfaser-Kabelsalat: In solche Lehrrohre werden die Glasfaser-Leitungen verlegt. Sie sollen in Gladbach 1200 unterversorgte Anschlüsse erreichen.

Foto: Blazy

Die Stadt der Gigabit-Anschlüsse - dieses große Ziel nahm sich Mönchengladbach im vergangenen Jahr vor. Dass dies aber kaum ohne öffentliche Gelder gelingen kann, war spätestens nach den zu Jahresbeginn in weiten Teilen des Stadtgebietes gescheiterten Nachfragebündelungen des privaten Anbieters Deutsche Glasfaser klar. Immerhin: Es gibt öffentliche Fördergelder. Neun Millionen Euro soll jetzt die Stadt je zur Hälfte von Bund und Land bekommen, um rund 1200 unterversorgte Privat- und Gewerbeanschlüsse im Stadtgebiet mit einem zukunftsfähigen Internetanschluss auszurüsten. Fokussiert werde eine durchgängige und reine Glasfaseranbindung, die ebensolche Gigabit-Geschwindigkeiten ermögliche, teilte die Stadt gestern mit. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners werde den Förderbescheid am 16. August im Verkehrsministerium in Berlin entgegennehmen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Krings sagte, er freue sich, dass sein Einsatz für die Förderung beim Verkehrsministerium jetzt Erfolg hatte.

Unterversorgt sind solche weißen Flecken, bei denen bis Ende 2019 eine Bandbreite von 30 Megabit (Mbit) pro Sekunde unterschritten wird. "Wir freuen uns sehr über den Bescheid, das ist ein guter Schritt", sagte der städtische Breitbandkoordinator Benjamin Schmidt. "Natürlich ist unser Ziel, so wenig wie möglich auf Fördermittel angewiesen zu sein und so viel wie möglich von privaten Investoren ausbauen zu lassen." In den kommenden Monaten soll in einem Ausschreibungsverfahren ein privater Anbieter gefunden werden, der den Glasfaser-Ausbau übernimmt. Möglicherweise kommen dann auch bekannte Unternehmen wieder ins Spiel: Deutsche Telekom? Oder die Deutsche Glasfaser?

Klar ist: Der komplett privat finanzierte Ausbau der wichtigsten Infrastruktur der Zukunft ist kaum umzusetzen. Platzhirsch Telekom hat immer noch kaum Glasfaser bis in die Wohnungen liegen, sondern ihr Kupfernetz im vergangenen Herbst vom Verteilerkasten bis zu den Haus-Anschlüssen mittels Vectoring-Technologie auf eine - Stand heute - respektable Geschwindigkeit von bis zu 100 Mbit pro Sekunde gebracht. Die ist aber auch nur in absoluten Ausnahmefällen erreichbar - und sie ist in etwa so zukunftssicher wie ein Telegramm. Konkurrent Deutsche Glasfaser fand in den Stadt-Gebieten, in denen Youtube-Videos bereits einigermaßen ruckelfrei laufen, zu wenig Interessenten, als dass sich der Ausbau finanziell gelohnt hätte. So baut das Unternehmen mit Sitz in Borken vor allem in den ländlicheren Regionen aus.

Mit den Fördergeldern sollen nun aber solche Anschlüsse ausgebaut werden, die bisher durchs Raster gefallen sind: "Es handelt sich um Haushalte, die keine Chance haben, über private Anbieter angeschlossen zu werden", sagt Benjamin Schmidt. Diese unterversorgten Gebiete wurden in einer Breitbandstudie von der Micus-Strategieberatung ermittelt. Die Gebiete stehen bereits fest, man kann sich als Hausbesitzer jetzt nicht darum bewerben. Und welche Gebiete das sind, dazu gibt es keine Auskunft. Diese Infrastrukturdaten der privaten Anbieter basierten auf vertraulichen Daten, sagte Breitbandkoordinator Benjamin Schmidt.

"Der flächendeckende Anschluss an die Glasfaser-Autobahn ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt", teilte der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Schlegelmilch mit. "Schnelles Internet gehört längst zur kommunikativen Daseinsvorsorge und ist mit Blick auf die Ansiedlung von Unternehmen und die Attraktivität als Wohnort ein zentraler Standortfaktor."

(RP)
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