Mönchengladbach Das Immunsystem bekämpft den Tumor

Mönchengladbach · Ullrich Graeven, Chefarzt am Maria Hilf und neuer Vorsitzender der Krebsgesellschaft NRW, spricht über neue Ansätze im Kampf gegen Krebs.

 Prof. Dr. Ullrich Graeven zählt zu Top- Spezialisten.

Prof. Dr. Ullrich Graeven zählt zu Top- Spezialisten.

Foto: Bauer (Archiv), KN

Sie ist keine Wunderwaffe, aber sie ist ein wichtiger Baustein in der modernen Krebstherapie - die Immuntherapie. "Das körpereigene Immunsystem wird aktiviert und wendet sich gegen den Tumor, der sich ihm bisher entziehen konnte", erklärt Professor Dr. Ullrich Graeven, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Gastroenterologie am Maria Hilf. "Insbesondere beim Bronchialkarzinom, beim Blasenkrebs und beim Melanom ist diese Methode sehr erfolgreich." Die Therapie löst sozusagen die Bremse, die verhindert hat, dass das Immunsystem den Krebs bekämpft.

Die Immuntherapie reiht sich ein in den allgemeinen Trend in der Onkologie, immer gezielter gegen die jeweilige Krebsvariante vorzugehen. "Die Chemotherapie bleibt zwar der Grundpfeiler der Behandlung, aber es gibt inzwischen viele Medikamente, die sehr gezielt attackieren und die tumorspezifisch eingesetzt werden", sagt Graeven. Je spezifischer jedoch das Medikament wirkt, desto genauer muss man den Tumor kennen, den es bekämpfen soll. Dafür sind aufwendige Verfahren der Gensequenzierung nötig. Sind das Erbgut entschlüsselt und die Mutation erkannt, die zu den bösartigen Wucherungen führt, kann sie mit dem entsprechenden Medikament ausgeschaltet werden. Leider nicht unbedingt dauerhaft, denn oft passt sich der Tumor durch eine weitere Mutation an. Aber auch die tumorspezifische Therapie entwickelt sich rasch fort. "Es wird sich noch sehr viel tun, das Verfahren wird noch mehr wertvolle Hilfe leisten", ist Graeven überzeugt.

Der Hämato-Onkologe ist ausgewiesener Experte und gehört laut Focus-Ärzteliste 2016 zu den besten Spezialisten in Deutschland im Bereich der Tumoren des Verdauungstrakts, also zum Beispiel Magen- oder Darmkrebs. Als neuer Vorsitzender der Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen beschäftigt sich der Chefarzt jedoch nicht nur mit medizinisch-fachlichen Aspekten von Krebs, sondern auch mit Psychoonkologie und psychosozialer Versorgung. "Die Krebsgesellschaft NRW hat in diesem Bereich einen Schwerpunkt ihrer Arbeit gesetzt", erklärt er.

"Es werden gerade wissenschaftliche Modelle zur Evaluierung der bestehenden Beratungsangebote erarbeitet." Zwar gibt es Beratungsstellen für von Krebs Betroffene und deren Familien, auch eine von der Krebsgesellschaft selbst betriebene, aber es fehlt noch an Vernetzungen und Kooperationen. Erreichen die psychoonkologischen Angebote die Betroffenen jenseits der Kliniken? Oder muss eine Lotsenfunktion etabliert werden? Auf diese und andere Fragen sollen Antworten gefunden werden. Auch im Präventionsbereich ist die Landesgesellschaft aktiv. Die Aktion "1000 mutige Männer", bei der es darum geht, die Darmspiegelung als Instrument der Früherkennung bei Darmkrebs populär zu machen, ist im Bewusstsein der Gladbacher sicher noch sehr präsent. Sie ist eine Initiative der Landeskrebsgesellschaft. Zu den Mitgliedern der Krebsgesellschaft zählen neben Medizinern auch Institutionen wie Krankenkassen oder Selbsthilfeorganisationen. Die Landesgesellschaft ist mit ihren Schwesterorganisationen in den anderen Bundesländern Teil der Deutschen Krebsgesellschaft.

(RP)
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