Mönchengladbach Das haben die Gladbacher auf dem Herzen

Mönchengladbach · Drei renommierte Kardiologen beantworteten gestern die Fragen der RP-Leser bei einer Telefonsprechstunde.

 Dr. Mudather Gailani, Prof. Dr. Jürgen vom Dahl und Dr. Bernd Krätzig (v.l.) beantworteten gestern am RP-Telefon Fragen der Leser zum Thema Herz.

Dr. Mudather Gailani, Prof. Dr. Jürgen vom Dahl und Dr. Bernd Krätzig (v.l.) beantworteten gestern am RP-Telefon Fragen der Leser zum Thema Herz.

Foto: Detlef Ilgner

Es war kaum 15 Uhr, da klingelten in der RP-Redaktion die Telefone um die Wette. Leserinnen und Leser wollten ihre Fragen rund ums Herz loswerden. Die drei Herzexperten hörten geduldig zu, gaben Auskunft und erteilten Ratschläge. Die Telefonaktion im Rahmen der Herzwochen, die die Deutsche Herzstiftung alljährlich ausruft, bietet die gern genutzte Gelegenheit, Sorgen zu äußern, eine Expertenmeinung einzuholen und Hinweise zum weiteren Vorgehen zu bekommen. Sprechen wir also über das Herz.

Ein über 80-jähriger Patient fürchtet, dass die Bypässe, die er bekommen hat, zu Herzrhythmusstörungen führen. "Die Durchblutungsstörung als solche führt zur Überlastung und ist damit Wegbereiter für Herzrhythmusstörungen", erklärt Dr. Bernd Krätzig, niedergelassener Kardiologe in Mönchengladbach, am RP-Telefon. "Das lässt sich aber heute gut behandeln." Damit nicht beispielsweise ein Schlaganfall die Folge ist, setzt die Medizin auf Blutverdünner. Das muss heute nicht mehr nur das bekannte Marcumar sein, es gibt auch andere Medikamente, neue orale Antikoaguantien, kurz NOAK. Die haben den Vorteil, dass nicht mehr ständig der Gerinnungswert gemessen werden muss. Sie sind aber zehn Mal so teuer wie die älteren Medikamente und können auch nicht bei künstlichen Herzklappen eingesetzt werden, wie Prof. Dr. Jürgen vom Dahl, Chefarzt der Kardiologie der Kliniken Maria Hilf erklärt.

Eine andere Anruferin, eine junge Frau von 37 Jahren, leidet unter hohem Blutdruck und in der Folge unter Herzinsuffizienz. Im Krankenhaus wird sie medikamentös eingestellt, ihr Kardiologe setzt das Medikament ab. Prompt steigen die Blutdruckwerte wieder. "Der Blutdruck muss medikamentös gesenkt werden", sagt Dr. Mudather Gailani, Oberarzt und derzeit kommissarischer Leiter an der Klinik für Kardiologie im Elisabethkrankenhaus, entschieden. "Worauf hoher Blutdruck in so jungen Jahren zurückgeht, lässt sich in 90 Prozent der Fälle nicht sagen", sagt der Kardiologe. "Aber die möglichen Gründe, die man kennt, müssen ausgeschlossen."

Eine weitere Anruferin berichtet von plötzlichen Sehstörungen auf einem Auge. Sie halten an, aber der Augenarzt kann nichts feststellen. Schmerzen in der Brust kommen hinzu. "Das kann ein kleiner Schlaganfall gewesen sein", meint Gailani. "Hier ist ein Ultraschall des Herzens und der Arterien notwendig, außerdem ein EKG, unter Umständen ein MRT." Die ganze Diagnostik also."

Extra-Schläge des Herzens beunruhigen die nächste Anruferin. Sind sie auf zu hohen Blutdruck zurückzuführen? "Ja, das ist möglich", sagt Professor vom Dahl und schlägt Langzeit-EKG, Belastungs-EKG und eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens vor. "Patienten mit zu hohem Blutdruck bemerken ihren Herzschlag eher", erklärt der Chefarzt. Ein zu hoher Blutdruck sei immer ein Risikofaktor. Zwar leistet die Kardiologie heute viel: Die Medikamente werden besser, die technische Entwicklung führt zu immer kleineren und leistungsfähigeren Geräten wie Herzschrittmachern, Event-Rekordern oder Defibrillatoren, die Telemedizin macht große Fortschritte. Trotzdem liegt gerade bei den Herzerkrankungen der Fokus auf der Prävention. Wer die Risikofaktoren verringert, tut viel für ein langes und gesundes Leben. "Ich kenne Fälle, da haben Menschen nach einem kleineren Herzinfarkt ihr Leben umgestellt", sagt Jürgen vom Dahl. "Sie sind fünf Jahre später fitter und fühlen sich wohler als vor dem Herzinfarkt."

Weitere Infoveranstaltungen im Rahmen der Herzwochen: Montag, 7. November, 18 Uhr, Krankenhaus St. Franziskus, Forum, Koronare Risikofaktoren. Mittwoch, 9. November, 17 bis 20 Uhr, Elisabethkrankenhaus, Seminarräume, Bluthochdruck, Diabetes, Cholesterin.

(RP)
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