Mönchengladbach Zuschauer ermitteln in Mordfall

Mönchengladbach · Karl Absenger inszeniert das Krimi-Musical "Das Geheimnis des Edwin Drood". Das Stück, das ab diesem Samstag mit großem Orchester, Chor, Ballett und Solisten am Theater läuft, bezieht das Publikum aktiv ein.

 Theater interaktiv: Beim Krimi-Musical "Das Geheimnis des Edwin Drood" kann das Publikum ein Wörtchen mitreden, was gespielt wird. Am kommenden Samstag feiert das Stück Premiere in Rheydt.

Theater interaktiv: Beim Krimi-Musical "Das Geheimnis des Edwin Drood" kann das Publikum ein Wörtchen mitreden, was gespielt wird. Am kommenden Samstag feiert das Stück Premiere in Rheydt.

Foto: Matthias Stutte

In seinem Stück "Sechs Personen suchen einen Autor" lässt der italienische Dramatiker Pirandello eine Familie auftreten, die vom Theaterdirektor verlangt, dass er ihre eigene Geschichte auf die Bühne bringt. Das war 1921. Ganz aktuell lässt Ferdinand von Schirach am Düsseldorfer Schauspiel Abend für Abend das Publikum abstimmen, ob ein Pilot, der ein Passagierflugzeug abschießt, das ein Terrorist auf ein vollbesetztes Fußballstadion lenkt, schuldig wird oder nicht. Richtig interaktiv, solche Bühnen-Formate. Da macht nun auch das Theater Mönchengladbach mit: Am kommenden Samstag, 24. Oktober, hat das Krimi-Musical "Das Geheimnis des Edwin Drood" Premiere in Rheydt. Wobei das Publikum ein Wörtchen mitredet, was gespielt wird.

Karl Absenger führt Regie, die musikalische Leitung der Niederrheinischen Sinfoniker obliegt Kapellmeister Andreas Fellner. Auf der Bühne wird Rupert Holmes' Bühnenadaption eines unvollendeten Romans von Charles Dickens erzählt. "Mit fetzigen, romantischen Showklängen und immer wieder bezaubernden intimen Momenten", berichtet der aus Graz stammende Regisseur. Absenger hat das Stück bereits am Theater Münster inszeniert. Die dort verwendete opulente Ausstattung - Bühnenbild und Kostüme - von Karin Fritz wird nun nach Mönchengladbach verfrachtet. Doch die Darsteller, darunter auch Gäste, stellt das Gemeinschaftstheater am Niederrhein.

"Edwin Drood" ist ein Roman-Fragment des englischen Dichters Charles Dickens. "Er erlitt einen Schlaganfall und starb kurz darauf, ohne den Ausgang seines letzten Romans preisgeben zu können", berichtet Absenger. Das brachte den britisch-amerikanischen Komponisten und Autor Rupert Holmes auf die Idee, eine Musicalfassung zu schaffen, bei der das Publikum selbst die Lücken der Handlung schließt: Der elternlose Edwin Drood, den sein Onkel John Jasper aufgezogen hat, verschwindet nach dem Weihnachtsessen bei Jasper im beschaulichen Städtchen Cloisterham spurlos.

Wer könnte ein Motiv haben, Edwin zu beseitigen? "Acht Tatverdächtige kommen in Frage", sagt Absenger. Und nun kommt das Publikum ins Spiel. Es darf nach der Pause abstimmen, wen es für den Mörder hält. Und diese demokratisch gewählte Fassung wird dann im zweiten Akt bis zum Ende gespielt. "In unserer Krefelder Aufführungsserie tippte die Mehrzahl im Publikum regelmäßig auf den Pfarrer", berichtet der Regisseur. Und fügt hinzu: "Seltsam, das Publikum in Münster traute einem Geistlichen offenbar einen Mord nicht zu und entschied sich ganz anders." Nun ist Absenger sehr gespannt, wie die Mönchengladbacher Zuschauer votieren werden.

"Das Geheimnis des Edwin Drood" wurde 1986 am Broadway uraufgeführt, in den USA und in Großbritannien werde das beliebte Musical immer wieder aufgeführt. Absenger: "Dort kennen es alle, das ist in Deutschland nicht so." Nun wollen die Akteure alles daransetzen, dass "Edwin Drood" auch in Mönchengladbach ein richtiger Renner wird.

(ri)
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