Mensch Gladbach Brutal effizient Richtung Ostern

Mönchengladbach · Ja ist denn heut' schon Ostern? Seit Tagen werden uns die dollsten Dinger ins Nest gelegt: Die Polizei kassiert Menschen ab, die um Hilfe bitten. Die Grünen üben außerparlamentarische Opposition. Und der Eiserne Rhein bleibt unser liebstes Loch Ness. Liebe Hasen, lauft Euch schon mal warm !

Vor diesem Jahr ziehe ich schon jetzt alle Hüte, die ich nicht habe. So was von effektiv! Eine Woche noch, und dann haben wir Karneval und Ostern erledigt. Ende März! Wenn wir jetzt nicht vom Weg abweichen, schaffen wir Weihnachten noch vor den Sommerferien. Und können den Rest des Jahres dazu nutzen, anderen bei der Effizienzsteigerung zuzugucken. Der Polizei zum Beispiel. Die ist ja traditionell auch unser Freund und Helfer, wenn es darum geht, Geldbeutel leichter zu machen. Mütter zu belangen, die in ihren SUVs ihre kleinen Einsteins und Klums ein bisschen zu spät und deshalb zu schnell in die Schule katapultieren, ist zwar eine nie versiegende Einnahmequelle. Aber es bringt selten mehr als 30 Euro pro Fall.

Viel effizienter sind da schon die 110 Euro, die die Polizei aufruft, wenn sie nach eigenem Empfinden zu Unrecht gerufen wurde. Die Werbestrategie, mit der die Polizei auf dieses Angebot aufmerksam macht, lässt Apple, Ikea und selbst Donald Trump wie ahnungslose Anfänger aussehen. Erst schnappt die Polizei nur jeden zehnten Einbrecher, damit auch jeder wen kennt, bei dem die Bude leer geräumt wurde. Dann animiert sie die Bevölkerung zu höchster Wachsamkeit. Also auch beim Nachbarn hinzuschauen, wenn es wo raschelt. Und muss zu guter Letzt nur noch die Anrufe von Bürgern in Sorge einsammeln und Rechnungen wegen Fehlalarms schreiben. Brutal effizient!

Ein ähnlich ambitioniertes Ziel haben sich in diesen politisch bewegten Tagen die Grünen gesetzt. Sie wollen die gute alte Demokratie effizienter machen. Dass Parteien Positionen vertreten und dann versuchen, Mitstreiter für ihre Ideen in den anderen politischen Lagern zu finden, ist irgendwie so altbacken, so uncool, so Siebziger. Wenn man ehrlich ist, stimmen CDU und SPD ja Vorschlägen der Grünen schon alleine deswegen nicht zu, weil sie von den Grünen stammen. Genau so wie es die Grünen, als sie vor ein paar Jahren mal ein bisschen was zu sagen hatten, andersherum selbst gemacht haben. Wer da noch Erfolg haben will, muss entweder komplett gaga sein - wie Trump oder die AfD -oder sonst wie in größerem Ausmaß Verwirrung stiften. Zum Beispiel, indem man so tut, als sei man Regierung, Opposition und außerparlamentarische Bewegung gleichzeitig. Die Grünen haben dieser Tage einen Antrag gestellt, die Verwaltung möge sich um Tempo 30 vor Schulen und Kindergärten kümmern, weil die Bundesregierung die Straßenverkehrsordnung geändert habe. Was so nicht stimmt, aber Fakten sind bei Politik ja oft eher hinderlich. In der BV Süd hat dann nur einer von drei Grünen dem eigenen Antrag zugestimmt - und die langjährige Bezirksvertretrein Anja Schurtzmann macht gleich gar nicht mehr mit. Für mehr Verwirrung auf einen Schlag kann eigentlich nur Kim Jong-un sorgen.

Ziemlich effektiv sind wir auch in der Hege und Pflege unserer Phantome. Ich bitte Sie, aber wer glaubt allen Ernstes, dass ein Seeungeheuer seit Jahrhunderten durch ein schottisches Gewässer schwimmt? Da ist der Eiserner Rhein viel wahrscheinlicher. Ein paar Milliarden für eine Güterzug-Strecke mitten durch eine dicht bevölkerte Region - auf so was kommen Politiker gerne mal. Demnächst bestimmt mal wieder in diesem Nest.

(RP)
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