Mönchengladbach Brustkrebs: Infos gegen Angst und Unsicherheit

Mönchengladbach · Mehr geht nicht: Die Cafeteria des Ev. Krankenhauses Bethesda ist an diesem Abend so voll, dass etliche Besucher stehen. Im Nebenraum wird die Veranstaltung auf einem Bildschirm übertragen, so dass diejenigen, die drinnen keinen Platz finden, von hier aus folgen können. Der Informationsbedarf ist - so viel wird klar - enorm. Beim Patientinnenkongress des Brustzentrums Niederrhein suchen rund 300 Betroffene Antworten auf ihre Fragen, aber auch niedergelassene Ärzte sind unter den Teilnehmern.

 Prof. Dr. Ulrike Nitz beim Patientinnenkongress.

Prof. Dr. Ulrike Nitz beim Patientinnenkongress.

Foto: Raupold

Bei der zum siebten Mal durchgeführten Veranstaltung werden die neuesten Studien und Therapien bei Brustkrebs vorgestellt, Themen wie die psychische Belastung durch die Krankheit beleuchtet und Möglichkeiten der Sport- und Bewegungstherapie in der Nachbehandlung dargestellt. Den Auftakt macht Professor Dr. Ulrike Nitz, die Leiterin des renommierten und gerade re-zertifizierten Brustzentrums. Sie setzt sich mit den Vorzügen und Nachteilen von Prothesen auseinander. Die Diskussion um Silikon sei abgeschlossen, stellt sie fest. "Angst vor Silikon ist kein Grund, auf eine Prothese zu verzichten", erklärt sie und erläutert ausführlich die Verfahren, die aus der plastischen Chirurgie stammen. Ob eine Frau eine Prothese wolle oder nicht, sei sehr individuell, aber: "Wir operieren so, dass eine Rekonstruktion möglich ist", sagt Professor Nitz. "So kann sich die Patientin auch später entscheiden." Der Vortrag verschweigt auch die möglichen Komplikationen nicht, zum Beispiel die Kapselfibrose. Das ist eine Verdickung und Verhärtung des Gewebes, ein Versuch des Körpers, das Brustimplantat einzukapseln. Dadurch wird das Implantat zur Seite gedrückt. "Die Patientinnen glauben, wir haben einen Fehler gemacht und das Implantat sei verrutscht", sagt die Chefärztin des Brustzentrums. Schuld sei aber die Immunreaktion. Die sei nicht gefährlich, aber ästhetisch ein Problem. Das Problem könne man beheben, indem man Fett aufspritzt. "Das freut viele, denn das Fett wird an anderer Stelle abgesaugt, wo man es nicht haben möchte", erklärt Nitz und der Saal lacht.

Im Anschluss nutzen die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, die Fragen loszuwerden, die ihnen unter den Nägeln brennen. Kann sich hinter dem Implantat Brustkrebs verbergen? Nein, kann er nicht, denn es gibt dort kein Drüsengewebe. Wie lange hält eine Prothese? "Heute ein Leben lang und länger", sagt die Expertin. "Das gilt aber nicht für ältere Implantate, die muss man austauschen lassen." Ist Screening mit Prothese möglich? Ja, sagt die Chefärztin, Mammographie sei möglich. Und sie gibt weiter Auskunft - auch zu sehr individuellen Fragen, die den Betroffenen viel Kopfzerbrechen und Sorgen bereiten.

Im weiteren Verlauf des Nachmittags können sich die Teilnehmerinnen über innovative Chemo- und Immuntherapien informieren, über naturkundliche Komplementärtherapie und über genetische Faktoren. Sie erleben die Vorzüge der Sport- und Bewegungstherapie bei Brustkrebs und erhalten Auskunft über seelische Reaktionen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort