Mönchengladbach Bosbach: "Wer bei seiner Meinung bleibt, ist heute schon ein Rebell"

Mönchengladbach · Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach sprach über die Griechenland-Rettung, Flüchtlingsströme und die europäische Einigung.

 Der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach redete in den Kliniken Maria Hilf einmal mehr Klartext.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach redete in den Kliniken Maria Hilf einmal mehr Klartext.

Foto: KN

Kaum eine Talkshow zu politischen Themen, zu der er in letzter Zeit nicht eingeladen war: CDU-Mann Wolfgang Bosbach ist ein gern gesehener Gast, weil er meist Klartext redet, seine politischen Ansichten prägnant darstellen kann und über einen erfrischenden Humor verfügt. So stellt er bei seinem Auftritt in Gladbach augenzwinkernd fest: "Ich bin ja eigentlich medienscheu" und erntet viel Gelächter.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und langjährige Vorsitzende des Innenausschusses des Deutschen Bundestags ist im Rahmen der Vortragsreihe "Impulse" zu Gast im Forum der Kliniken Maria Hilf. Das Thema "Halbzeit in Berlin - worauf es jetzt ankommt" ist weit gefasst und so kann der Politiker eine ganze Reihe von Themen behandeln. Die europäische Einigung zum Beispiel und die Eurokrise, die eine "Staatsschuldenkrise" sei, wie er betont. Bosbach hatte dem ersten Rettungspaket für Griechenland zugestimmt, dann für Aufsehen gesorgt, als er die nachfolgenden Rettungspakete ablehnte.

Das hat ihm den Titel "Rebell" eingetragen, was er so kommentiert: "Wer bei seiner Meinung bleibt, ist heute schon ein Rebell." Er sei der Meinung, eine Krise der Überschuldung könne man nicht durch neue Kredite lösen. "Es fehlt nicht an europäischer Solidarität", betonte er. "Kein Land hat mehr Unterstützung bekommen als Griechenland." Es mangle an Wettbewerbsfähigkeit, Effizienz und Reformwillen. "Der Euro ist auch ein politisches Projekt", sagt er. "Aber Europa ist mehr als der Euro, es ist ein Werk von Frieden und Freiheit."

Terrorismus, Kriege und gewaltige Flüchtlingsströme seien die Herausforderungen unserer Zeit, meint Bosbach. "Die Welt gerät aus den Fugen", stellt er fest und nennt die Krise in der Ost-Ukraine und den Islamischen Staat. In Deutschland sei es gut gelungen, bei der Bekämpfung des Terrors Maß und Mitte zu halten, sagt er. Zur Flüchtlingsproblematik meint er, Deutschland leiste in beispielloser Weise Hilfe, müsse sich aber auf politisch Verfolgte oder vor Kriegen und Bürgerkriegen Fliehende beschränken. "Wir können nicht alle sozialen Probleme dieser Welt in Deutschland lösen", erklärt er mit Blick auf die hohe Zahl der Balkan-Flüchtlinge.

Auch einen Blick in die Zukunft wagt der Politiker. "Veränderungen finden heute in einem atemberaubenden Tempo statt", sagt er. Um weltweit wettbewerbsfähig zu bleiben, gebe es nur drei Dinge: Bildung, Bildung, Bildung.

Zum Schluss wird Wolfgang Bosbach noch nach einem aktuellen Thema gefragt. Er möge doch bitte den Rauswurf des Bundesanwalts durch den Justizminister kommentiere, wünscht ein Zuhörer. Nun, sagt Bosbach, eigentlich sei die Sache einfach. Keine Sicherheitsbehörde schätze Lecks, die Anzeige des Verfassungsschutzes sei verständlich, der Vorwurf des Landesverrats für ihn allerdings auch überraschend. Der Generalbundesanwalt habe dazu ja auch ein externes Gutachten in Auftrag gegeben. "Warum hat man nicht darauf gewartet", fragt er.

Allerdings habe er Verständnis für die Entscheidung des Justizministers, den Bundesanwalt nach seinem öffentlichen Auftritt zu entlassen. "Der Generalbundesanwalt wäre sowieso im Februar in den Ruhestand gegangen", stellt er fest. "Da reitet es sich leichter in den Sonnenuntergang als mit 30 Jahren."

(RP)
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