Mönchengladbach Bienen brauchen dringend mehr Blüten

Mönchengladbach · Die Zahl der Bienen geht zurück, weil die Lebensgrundlage schwindet. Dabei kann jeder im Garten mithelfen, sagt Imker Frank Hoffmann.

 Ohne Bienen gibt es keine Bestäubung. "Die weltweite Landwirtschaft würde kollabieren", sagt Experte Frank Hoffmann.

Ohne Bienen gibt es keine Bestäubung. "Die weltweite Landwirtschaft würde kollabieren", sagt Experte Frank Hoffmann.

Foto: Frank Rumpenhorst

Spätestens seit dem Bestseller "Die Geschichte der Bienen" von Maja Lunde weiß die Öffentlichkeit um die Wichtigkeit der Bienen für Menschen. Selbst Albert Einstein prophezeite zu Lebzeiten: "Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben." Ob das stimmt, sei einmal dahingestellt. Dass die Biene aber einen enormen Einfluss auf die Umwelt und damit auch auf uns Menschen hat, ist ein Fakt. Und das fortschreitende Sterben der Bienen vor allem in den vergangenen Jahrzehnten, kann ebenfalls nicht mehr geleugnet werden. Dass es nicht viel braucht, um den Bienen das Leben ein wenig zu versüßen - wie sie es schließlich auch für Menschen machen - stellte nun Imker und Bienen-Experte Frank Hoffmann in seinem Vortrag im Katholischen Forum heraus.

 Imker Frank Hoffmann erklärt den Gästen im Katholischen Forum alles zur Biene.

Imker Frank Hoffmann erklärt den Gästen im Katholischen Forum alles zur Biene.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Um den Tieren und der Umwelt zu helfen, hat er sich vor rund acht Jahren das Imkern beigebracht. "Damals begann die Plage durch die Varroamilben und führte zu einem plötzlichen Massensterben der Bienen in Deutschland." Auch wenn man als Imker so manche schmerzhaften Erfahrungen mache, Spaß und Leidenschaft würden ganz klar überwiegen. "Bedroht werden die Bienen insbesondere von den sogenannten Neonikotinoiden", sagt Hoffmann. Das sind Giftstoffe, die in Pflanzenschutzmitteln enthalten sind und auf die Felder und die Pflanzen gespritzt werden, um Schädlinge zu bekämpfen. "Leider bekämpfen die Stoffe auch die Insekten", erklärt der Imker. Ein Großteil des Giftes gehe nicht in die Pflanze, sondern in den Boden, verteile sich und lagere sich an. "Wenn eine Biene dann den Pollenstaub oder den Nektar aus einer kontaminierten Pflanze aufnimmt, kann das schwere Folgen für das Tier haben", so Hoffmann. Die Auswirkungen reichen von einem gestörten Orientierungssinn über verschlechterte Gehirnleistung bis hin zum Tod des Tieres. Zudem wird das Immunsystem geschwächt und macht die Biene anfällig für Krankheiten. "Ohne die Bienen werden keine Pflanzen bestäubt. Die weltweite Landwirtschaft würde kollabieren", stellt der Experte fest. Auch andere Tiere, die von Bienen und Insekten als Nahrungsquelle leben, wären betroffen.

Was kann man also in seinem eigenen Garten für die Bienen tun? "Räumen Sie ihren Garten nicht auf", lautet der simple Tipp vom Imker. Alte Stängel dürfen und sollen stehengelassen werden. "Insektenhotels und Totholzecken können Sie als Lebensraum anlegen." Und generell: viele Blumen und Pflanzen in den heimischen Garten pflanzen. Am besten welche mit einer offenen Blüte wie zum Beispiel Azaleen, Flockenblumen oder einen Himbeerstrauch. Die Auswahl an geeigneten Pflanzen ist groß. "Das Schlimmste für Bienen sind Schottergärten oder glatt geschnittene Rasenflächen, dort wächst nichts, damit kann eine Biene nichts anfangen", sagt Hoffmann.

Gifte sollte man vermeiden und lieber auf konventionellen und ökologisch-verträglichen Pflanzenschutz setzen. "Es gibt die Möglichkeit, Fassade und Dach zu begrünen, um den Bienen noch ein wenig mehr anzubieten", schlägt Hoffmann vor. Für Bienenfreunde, die keinen eigenen Garten, sondern nur einen Balkon haben, gelten ähnliche Maßnahmen. "Auf dem Balkon kann man auch viele Blumen pflanzen oder Kräuter-Töpfe aufstellen." Einige der Zuhörer haben sogar schon Erfahrungen damit. "Also die Bienen bei mir lieben Lavendel", teilt eine Frau ihre Erfahrung. Viele sind erstaunt, mit welchen kleinen Tricks man den Bienen bereits enorm helfen kann. Hoffmann richtet aber auch einen Appell an die Kommunen und die Politik, in der Gestaltungssatzung mehr Rücksicht auf die kleinen, aber wichtigen Lebewesen zu nehmen.

(dola)
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