Mönchengladbach Bessere Diagnostik bei Prostata-Tumoren

Mönchengladbach · Die Städtischen Kliniken schafften ein hochleistungsfähiges 3D-Gerät an, das Magnetresonanzbilder mit Ultraschall kombiniert. Damit lassen sich im Elisabeth-Krankenhaus in Rheydt Tumore noch genauer lokalisieren.

 Experten der Prostata-Diagnostik: Dr. Dieter Echtle (Chefarzt der Urologie) und Prof. Dr. Dirk Blondin (Chefarzt der Radiologie) am Elisabeth-Krankenhaus.

Experten der Prostata-Diagnostik: Dr. Dieter Echtle (Chefarzt der Urologie) und Prof. Dr. Dirk Blondin (Chefarzt der Radiologie) am Elisabeth-Krankenhaus.

Foto: Eli

Laboruntersuchungen der Prostata auf Karzinome gemäß der PSA-Methode nach Blutentnahme stehen wegen nicht immer zuverlässiger Ergebnisse in der Kritik. Noch weniger genau ist die Tastuntersuchung des Organs. Mit der Anschaffung eines hochleistungsfähigen Geräts, das Möglichkeiten der Magnetresonanztomographie (MRT) mit Ultraschall kombiniert, haben die Städtischen Kliniken einen "großen Schritt nach vorn" getan. Davon sind jedenfalls Professor Dr. Dirk Blondin, Chefarzt der Radiologie, und Dr. Dieter Echtle, Chefarzt der Urologie am Elisabeth-Krankenhaus, überzeugt. Sie freuen sich, dass mit der Anschaffung - Blondin gibt als Listenpreis 150.000 Euro an - nicht allein die Diagnostik von Tumoren der Vorsteherdrüse wesentlich verbessert wird, sondern auch die Fallzahl von Biopsien (Gewebeentnahme zur Laboruntersuchung) so deutlich verringert werden kann.

Denn, so erläutert Dr. Echtle das Verfahren, "mit dem UroNav-System können wir das tumorverdächtige Areal in der Prostata so zielgenau markieren, dass Biopsien ebenso zielführend vorgenommen werden können." Das Verfahren besteht aus zwei Komponenten: Nachdem die MRT gestochen scharfe Bilder der untersuchten Region geliefert hat, werden diese Bilddaten per Magnetfeld von einem Ultraschall-Sensor erneut direkt am Organ überprüft. "Manche Punkte sind allein über das MRT nicht sicher als tumorverdächtig auszumachen", erklärt Prof. Blondin. Erst nach der Überlagerung per Ultraschall in Echtzeit stehen verdächtige Gewebe-Areale fest, aus denen gleich im Anschluss mit einer Nadel punktgenau Gewebeproben entnommen werden.

Das neue Navigations-Verfahren der 3D-Fusionsbiopsie werde bisher in Deutschland kaum angewandt. "Damit sind wir eine von zurzeit nur 10 bis 15 Kliniken in Deutschland, die über diese Spitzendiagnostik verfügen", stellt Urologe Dr. Echtle heraus. Und fügt hinzu: "Bisher wurde in Deutschland wegen der relativ ungenauen Prostata-Untersuchungen eher übertherapiert, mithin wurden die Patienten stark belastet." Nun sei ein "Quantensprung in der Diagnostik" erreicht - zum Wohl der Patienten.

Echtles Kollege der Radiologie am "Eli", Dirk Blondin, sagt: "Für die Patienten stellt das Ganze einen echten Fortschritt dar. Die nunmehr hoch exakte Diagnostik ermöglicht es, die Risiken für die Entwicklung eines Tumors viel besser abschätzen zu können." Was praktisch bedeutet, so Dr. Echtle, dass manche Patienten, die bisher ohne Unterschied Bestrahlungen verordnet bekamen, zunächst von dieser brachialen, nebenwirkungsreichen Methode verschont bleiben können. Statt dessen, so Blondin, erhält der Patient nach der MRT/Ultraschall-Untersuchung "active surveillance", also kontinuierliche Überwachung.

Erst wenn sich ein Tumor vergrößert oder an Aggressivität zunimmt, muss der Stanzen-Eingriff ins Gewebe vorgenommen werden. Damit trage auch das Elisabeth-Krankenhaus künftig dazu bei, dass die Zahl der Prostata-Biopsien in Deutschland um etwa 55.000 jährlich reduziert werden kann. Ungefähr die Hälfte aller Biopsien, so Echtle, werden übrigens von niedergelassenen Urologen durchgeführt, die andere Hälfte solcher Untersuchungen erfolgt in Kliniken.

(ri-)
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