Mönchengladbach Bereits 150 Einsätze der Mülldetektive

Mönchengladbach · Sie sind zu fünft, haben viel zu tun und melden Erfolge: Das Mülldetektiven-Quintett hat in 50 Tagen 84 Umweltfrevler ermittelt, die Abfall illegal entsorgten. 50 Bußgeld-Verfahren sind inzwischen eingeleitet. Es drohen hohe Geldstrafen.

Mönchengladbach: Bereits 150 Einsätze der Mülldetektive
Foto: Raupold Isabella

Der Standort an der Rheydter Egerstraße ist ideal für Müllsünder: rechts eine Fabrikhalle, links ebenso, auf einem Parkstreifen stehen Papier- und Glascontainer. Es gibt wenig soziale Kontrolle, weil an dieser Stelle niemand wohnt und vorwiegend nur Autofahrer die Straße passieren. Wer hier illegal Rest- und Sperrmüll entsorgt, hat sehr große Chancen, dabei unentdeckt zu bleiben. Jetzt nicht mehr. "Da wollte jemand ganz schlau sein und hat von seiner Vodafone-Rechnung die Adresse entfernt. Der Herr L. war nicht vorsichtig genug: Hinten steht sie noch", sagt Michael Liedtke.

Er ist Mülldetektiv des Stadtbetriebs Mags, trägt wie sein Kollege André Kehrbusch ein gelbes Shirt mit dem Mags-Emblem und ist mit weiteren drei Mülldetektiven seit 50 Tagen im Einsatz - immer auf der Suche nach Müll-Missetätern. "Wir kriegen sie alle", sagt Kehrbusch, wühlt in einem Abfallsack und fördert zwischen Pampers, Essensresten und zusammengeknüllten Kinderzeichnungen zwei weitere Schreiben mit Adressen zutage. Er macht Fotos und brummelt: "Die Frau W. wird von uns hören."

 Zweimal täglich reinigt die GEM den Container-Standort an der Egerstraße: Jedes Mal sieht es da so oder so ähnlich aus (oben). Die Mülldetektive Michael Liedtke (oben, r.) und André Kehrbusch suchen nach Hinweisen auf den Verursacher - und finden eine Spur.

Zweimal täglich reinigt die GEM den Container-Standort an der Egerstraße: Jedes Mal sieht es da so oder so ähnlich aus (oben). Die Mülldetektive Michael Liedtke (oben, r.) und André Kehrbusch suchen nach Hinweisen auf den Verursacher - und finden eine Spur.

Foto: Raupold Isabella

"Von uns" - das bedeutet in diesem Fall von GEM, Ordnungsamt und auch Polizei. Denn in enger Zusammenarbeit mit ihnen ermittelt der vor einem guten halben Jahr neu eingerichtete Stadtbetrieb Sauberkeit (er heißt inzwischen Mags) die Müllsünder: Jene, die Abfall illegal im Gelände abladen, Rest- und Sperrmüll zu früh an die Straße stellen, die Container-Standorte wie den an der Egerstraße, aber auch Plätze und stark frequentierte Straßenzüge verschmutzen.

150 Einsätze hatten die fünf Mülldetektive inzwischen bereits, in 84 Fällen stellten sie die Verursacher fest. "Die Tätigkeit der Mülldetektive hat zu rund 50 Bußgeldverfahren geführt" sagt Jörg Wilms, Teamleiter der Mülldetektive und bei Mags zuständig für ordnungsbehördliche Angelegenheiten. Die Strafen sind saftig: Die illegale Entsorgung einer Tüte Restmüll kostet 100 Euro. Wer erwischt wird, weil er einen Pappbecher wegwirft, ist mit 30 Euro dabei. Und wer den Kot seines Hundes nicht entfernt, zahlt 50 Euro. Wilms: "Für diese Menge Müll hier an der Egerstraße zahlt der Verursacher - wenn's denn nur einer ist - rund 500 Euro", sagt Wilms. Die Bußgeld-Spirale dreht sich kräftig nach oben: Bis zu 10.000 Euro können verhängt werden - wenn etwa eine ganze Lkw-Ladung Abfall entsorgt wird. "Bislang haben wir nur Privatleute ermittelt, keine Unternehmen", sagt Mülldetektiv-Chef Wilms.

Wie dreist die Umweltfrevler sind und wie sicher sie sich wähnen, nicht erwischt zu werden, zeigt die Situation an der Egerstraße. "Zweimal täglich fährt die GEM hierhin, um den illegal entsorgten Müll zu entfernen", sagt Mags-Vorstandsvorsitzender Hans-Jürgen Schnaß. Inzwischen haben sich die Müll-Detektive darauf eingestellt, observieren den Standort und ermitteln verdeckt. Wer den Standort anfährt, die Abfalltüten schnell rauswirft, wird fotografiert. "Wir sind gut geschult worden", sagt Detektiv Liedtke. "Das war sehr ausführlich: Wir wissen, was wir dürfen und was nicht." Aber nicht immer ist die Bestrafung der letzte Akt. Wilms: "Unsere Detektive informieren auch. Es gibt auch Menschen, denen wir erst noch erklären müssen, dass sie ihren Müll nicht einfach in Plastiktüten an die Straße stellen dürfen."

Dass das Vorgehen der Mülldetektive bei dem überwiegenden Teil der Bevölkerung gut ankommt, beweist der kurze Aufenthalt am Container-Standort an der Egerstraße. Ein Autofahrer hält an, kurbelt die Pkw-Scheibe herunter und sagt zu Mags-Chef Schnaß: "Das ist gut, dass sie nun etwas gegen die Müllsünder unternehmen." Und eine Passantin ist über das rücksichtslose Verhalten ihrer Mitmenschen erbost. Sie bleibt stehen, lässt sich alles erklären und ruft empört: "Das sind Schweine, die hier einfach ihren Müll hinschmeißen! Hoffentlich erwischen sie die."

(RP)
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