Mönchengladbach Beobachter, Erinnerer, Formulierer

Mönchengladbach · Es geht um das samstägliche Familienbad, Behandlungen gegen Hautalterung, die Donau: Peter Josef Dickers hat auf 356 Seiten 90 Geschichten versammelt. "Du lieber Himmel" heißt sein Buch.

 Peter Josef Dickers hat früher für die Schublade gearbeitet. Seitdem er im Ruhestand ist, veröffentlicht er seine Geschichten.

Peter Josef Dickers hat früher für die Schublade gearbeitet. Seitdem er im Ruhestand ist, veröffentlicht er seine Geschichten.

Foto: Woitschützke

Peter Josef Dickers schreibt über Alltägliches - allerdings sind seine Geschichten nicht ganz alltäglich. Der ehemalige katholische Priester, der sein geistliches Amt später gegen den Lehrerberuf eintauschte, ist ein genauer Beobachter, ein ausgesprochen guter Erinnerer und deutlicher Formulierer. In seinem Buch "Du lieber Himmel" hat er 90 Kurzgeschichten auf 356 Seiten versammelt. Geschichten, die in die Vergangenheit zurückblicken, Geschichten, die sich mit dem Jetzt beschäftigen.

Unter dem Obertitel "Wenn Tägliches nicht alltäglich ist" berichtet er etwa von seinem Hebräisch-Lehrer Buddha, der immerzu ein Lächeln auf dem Gesicht trug und ihn sicher durch die Abiturprüfung brachte. Er erzählt von einer Frau, deren Namen der Leser nicht erfährt, die aber offensichtlich im Aufschwung ist. Sie heiratet Andy, den sie liebt, sie werden zur Familie mit den Töchtern Emily und Lucy. Peter Josef Dickers gibt ihr gute Wünsche mit auf den Weg. Es geht um eine Behandlung, die die Zeichen der Hautalterung reduziert, die schöner, jünger und glücklicher macht. Dazu notiert der Autor: "Alternde Haut ist keine behandlungsdürftige Krankheit; sie ist unabänderlich wie der Wechsel der Jahreszeiten."

Und er erinnert sich an das Familienbad am Samstagnachmittag, wie er es als Kind erlebte. Das "Wellness-Studio" wurde durch ein gespanntes Tuch vom Rest der Küche abgetrennt. Das Wasser wurde in die Zinkwanne gefüllt, dann badete erst die Tante. Anschließend war die Mutter an der Reihe, dann die Kinder. Dickers mutmaßt, dass sogar die Strümpfe in dem zuletzt undurchdringlichen Tümpel gewaschen wurden.

Diese kleinen, mal nachdenklichen, mal skurrilen Geschichten schreibt Dickers fein, schnörkellos und verständlich. "Mein Buch widme ich meinen verstorbenen Eltern", schreibt er im Impressum. "Sie haben mich gelehrt, so zu schreiben, dass andere es verstehen und sich darin wiederfinden."

"Wenn man unterwegs ist" heißt der zweite Abschnitt des Buches. Unterwegs ist der Autor häufig gewesen - auf der Donau. Auf seinen Flusskreuzfahrten hat er Wien, Budapest, Novi Sad, Belgrad, Bukarest kennengelernt. Er war nicht ausschließlich als Tourist unterwegs, sondern auch als Lektor, der an Bord täglich rund eine Stunde lang Texte in der Lounge unter Deck vortrug. Das wird er nun noch einmal tun. In der kommenden Woche macht er sich zum 17. Mal auf. Von Passau aus geht es zum Donau-Delta und zurück. Und er wird wieder lesen - Reisegeschichten, über Länder und Menschen. "Das wird meine letzte Donau-Kreuzfahrt", sagt Peter Josef Dickers. Ganz sachlich sagt er noch: "Einmal muss Schluss sein."

Peter Josef Dickers: Du lieber Himmel - nicht ganz alltägliche Geschichten; Erstausgabe Juni 2017; Taschenbuch, Neopubli GmbH, Berlin; 356 Seiten; ISBN 978-3-7450-7958-6; Preis: 11,99 Euro; der Band wird im Buchhandel angeboten.

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