Mönchengladbach Bei immer mehr Menschen reicht die Rente nicht mehr

Mönchengladbach · Die Zahl der Menschen, die Zahlungen nach der Grundsicherungen für ihren Lebensunterhalt brauchen, ist in Mönchengladbach erneut rasant gestiegen. 5,2 Prozent mehr Menschen beziehen laut einer Statistik Grundsicherung.

Insgesamt 4934 Menschen bezogen die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung zum Stichtag 31. Dezember 2015. Das waren 5,2 Prozent mehr als ein Jahr zu vor, wie aus einer Statistik von it.NRW hervorgeht. Vor allem Senioren, deren Rente kaum zum Leben reicht, sind auf die Grundsicherung angewiesen. Insgesamt 3165 Menschen Rentner über 65 Jahre bezogen zum Stichtag die Leistung (plus 3,2 Prozent). Grundsicherung steht auch Erwachsenen aufgrund einer dauerhaften, vollen Erwerbsminderung zu. Die Statistik zählt 1769 Hilfeempfänger auf, die das Rentenalter noch nicht erreicht haben (plus 8,9 Prozent).

Damit ist allein in den vergangenen fünf Jahren die Zahl der Empfänger von Grundsicherung in der Stadt um mehr als 1000 Menschen angestiegen. Die Leistung steht Menschen dann zu, wenn ihre Rente im Alter oder aufgrund von Krankheit oder Berufsunfähigkeit nicht zum Leben reicht.

Bei einem Alleinstehenden liegt das Existenzminimum bei 404 Euro plus Unterkunftskosten, bei einer 50 Quadratmeter großen Wohnung in einem Rechenbeispiel rund 320 Euro. Wer nur eine Rente von 500 Euro bezieht, kann damit aber nicht einmal dieses Minimum von 724 Euro bezahlen - den ungedeckten Bedarf übernimmt die Kommune als Grundsicherung. Für 2016 sind dafür etwa 30 Millionen Euro im Haushalt reserviert. Die Kosten werden der Stadt vom Bund erstattet.

Bei der Stadt heißt es, der Zuwachs hänge mit der demographischen Entwicklung und dem bei immer mehr Menschen geringeren Rentenniveau zusammen. Grünen-Ratsherr Karl Sasserath, der im Arbeitslosenzentrum Menschen auch zur Grundsicherung berät, sieht in Mönchengladbach aber auch wirtschaftshistorische Gründe, einen gewissen Automatismus zur Altersarmut. "Wir hatten viele Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie mit Löhnen am unteren Ende der Skala", sagt er.

Sasserath rechnet damit, dass sich das Problem der Altersarmut weiter verschärfen wird in Gladbach: "Wir haben eine große Gruppe von Langzeitarbeitslosen über 50, die nicht genügend Rentenbeitragsjahre aufbauen können, um im Alter von ihrer Rente leben zu können." Sasserath fordert, ein "unbefangenes Sozialmonitoring, in dem diese Entwicklung zur Altersarmut absehbar ist. Es liegt im Gemeinwohl, so etwas im Auge zu behalten."

(RP)
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