Mönchengladbach Aus Helfern werden Integrationscoaches

Mönchengladbach · In einer dreitägigen, kostenlosen Ausbildung lernen Ehrenamtler, wie sie Flüchtlingen wirkungsvoll helfen können. Los geht's am 25. Februar. Der Bedarf scheint groß zu sein: 35 Anmeldungen liegen bereits vor. Doch es sind noch Plätze frei.

 Sandra Oehmen muss darüber nachdenken, in andere Räumlichkeiten auszuweichen. Aber es werden noch weitere Anmeldungen angenommen.

Sandra Oehmen muss darüber nachdenken, in andere Räumlichkeiten auszuweichen. Aber es werden noch weitere Anmeldungen angenommen.

Foto: Detlef Ilgner

Eigentlich löst Sandra Oehmen Blockaden. Die 40-jährige Mönchengladbacherin ist Coach und arbeitet hauptsächlich mit Kindern und Jugendlichen. Sie hilft ihnen dabei, mit schwierigen Situationen und Ängsten umzugehen, Probleme zu lösen und ihre Motivation zu finden. Dazu wendet sie Methoden an, die sie in Münster beim Institut für Potenzialentfaltung gelernt hat. Und diese Methoden will sie nun an Flüchtlingshelfer weitergeben, um ihnen ihre Arbeit zu erleichtern. Und zwar kostenfrei im Rahmen einer mehrtägigen Ausbildung zum Integrationscoach.

Wenn Sandra Oehmen ihre Arbeit erklärt, verwendet sie gern Bilder. Wie das vom Hotel, in dem viele Zimmer an einem Flur liegen. Die Zimmermädchen kommen, gehen den Flur entlang und räumen die Zimmer auf. "So etwas geschieht auch nachts im Kopf eines Menschen während einer bestimmten Schlafphase, der REM-Phase", erklärt sie. "Wenn aber ein Problem sehr groß erscheint, sehr stark emotional behaftet ist, dann kann es im Schlaf nicht komplett bearbeitet werden." Um im Bild zu bleiben: Das Zimmermädchen geht wieder, hatte aber nicht genug Zeit, den Kaffeefleck und den festgetretenen Kaugummi zu entfernen. So kommt es zu Blockaden.

Kinder können zum Beispiel ihre Kenntnisse während einer Schularbeit nicht abrufen, sie geben ein leeres Blatt ab, obwohl sie den Stoff gelernt haben. Mit ihnen versucht Sandra Oehmen die Blockade zu lösen, etwa, indem sie durch Handbewegungen die REM-Phase künstlich herbeiführt. Auch die so genannte EFT-Methode wendet sie an. Dabei werden so genannte Meridianpunkte stimuliert. "So kann man die Energie, die im Körper steckt, wieder zum Fließen bringen", erklärt der Coach.

EFT gehört zu den Methoden, die Sandra Oehmen auch den Flüchtlingshelfern vermitteln will. Generell beinhaltet der dreitägige Workshop Techniken, die die Helfer vor Ort einsetzen können, um die Flüchtlinge zu unterstützen. Auch Kommunikation steht auf dem Programm. "Wir wollen zeigen, worauf man achten muss", erklärt Oehmen. Es geht um Körpersprache, den Umgang mit Wut, Trauer und Hilflosigkeit, um lösungsorientierte Kommunikation und die Möglichkeit, aus den ewig um eine Sache kreisenden Gedanken auszusteigen.

Auch die Technik des Re-Steppings wird erlernt, bei der Blockaden durch Bewegung, etwa bei Spaziergängen, gelöst werden. Wichtig ist allerdings: Die Integrationscoaches dürfen nicht mit traumatisierten Menschen arbeiten. Sie werden aber dafür sensibilisiert, was ein Trauma und was ein Alltagsproblem ist.

Die Ausbildung wendet sich an Menschen, die Flüchtlingen helfen, oder auch an solche, die ihre Tätigkeit noch nicht aufgenommen haben. Der Bedarf scheint groß zu sein. 35 Anmeldungen liegen bereits vor - und Sandra Oehmen muss darüber nachdenken, in andere Räumlichkeiten auszuweichen. Aber es werden noch weitere Anmeldungen angenommen. "Notfalls müssen wir eben noch etwas Größeres finden", sagt sie. Sie, die das Ganze auch ehrenamtlich anbietet, würde sich auch über Unterstützung freuen. "Es wäre schön, wenn jemand Obst oder Getränke zur Verfügung stellen könnte", sagt sie.

Die Ausbildung beginnt am Donnerstag, 25. Februar, und dauert bis Sonntag, 28. Februar. Der letzte Tag ist der Supervision gewidmet: Dabei werden die Erfahrungen der Helfer bearbeitet. Die Anmeldung erfolgt über die Internetseite www.integrationscoach.org oder über Sandra Oehmens Homepage www.zusteigen-bitte.de.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort