Mönchengladbach Atlantis-Kino bleibt vorerst geschlossen

Mönchengladbach · Die Zukunft des letzten Rheydter Kinos ist mehr als ungewiss. Eine Initiative versucht nun, den Neustart einleiten.

Mönchengladbach: Atlantis-Kino bleibt vorerst geschlossen
Foto: Knappe Joerg

Plakate von Filmen wie "Alice im Wunderland", "Money Maker" oder "Independence Day" im Eingangsbereich des Kinos sind die aktuell letzten Zeugen eines modernen Programmkinos. Vielleicht sind es die letzten Streifen, die im "Atlantis-Kino" gezeigt wurden, denn eine Weiterführung steht aktuell in den Sternen. Fakt ist: Das Kino hat entgegen der Beteuerungen der bisherigen Betreiber nach Ende der Betriebsferien gestern nicht wieder eröffnet. Damit steht nach dem "Universum"-Kino am Hauptbahnhof, dem "Cinema & Movie" auf der Bahnhofstraße nun auch das dritte und letzte Rheydter Kino der jüngeren Vergangenheit vor dem Aus.

"Wenn es wirklich passiert, ist Rheydt kulturell tot", sagt Christian Paris, der sich mit dem Untergang des Kinos nicht abfinden will. Er arbeitet seit 2007 im Atlantis und hat nun eine Initiative gestartet, die das Kino retten soll. "An diesem Kino hängt mein Herzblut, ich bin hier groß geworden. Daher kommt mein Antrieb", sagt Paris. Der Grund für die vorübergehende Schließung des 1952 gegründeten Lichtspielhauses liege weniger in den ausbleibenden Besuchern, als vielmehr in Uneinigkeit zwischen Eigentümer und Betreiber über notwendige Investitionen und die zukünftige Ausrichtung. Seit 2012 sei die Pacht nur halbjährig verlängert worden, zum 30. Juni sind die Verträge nun ausgelaufen. Ab sofort wird das Gebäude erst einmal leerstehen.

 Die Filme, die vor den "EM-bedingten" Betriebsferien gezeigt wurden, waren vorerst die letzten, die an der Außenreklame angeschlagen waren. Der langjährige Mitarbeiter Christian Paris will sich dafür einsetzen, dass das Kino weiter Bestand hat.

Die Filme, die vor den "EM-bedingten" Betriebsferien gezeigt wurden, waren vorerst die letzten, die an der Außenreklame angeschlagen waren. Der langjährige Mitarbeiter Christian Paris will sich dafür einsetzen, dass das Kino weiter Bestand hat.

Foto: Knappe (Archiv), Eussem

Soll das Kino gerettet werden, müssen zwei wesentliche Baustellen angegangen werden: eine Sanierung und ein neues Konzept. Denn das Kino hat zwar durch sein nostalgisches Flair einen gewissen Charme, trotzdem ist die teils marode Einrichtung sanierungsbedürftig. Paris schätzt die Kosten optimistisch auf mindestens 40.000 Euro. So müssten etwa ein neuer Boden verlegt und der Saal mit 392 Sitzen neu bestuhlt werden. Der Saal ist übrigens der größte Kinosaal in ganz Mönchengladbach. Ein Architekt soll in naher Zukunft die notwendigen Kosten genau ermitteln. Die Betriebskosten pro Monat bemisst Paris zusätzlich auf 4400 Euro, jedoch ohne Berücksichtigung von Personal- und Wartungskosten. Gelingen könnte die Finanzierung mit der Hilfe eines Fördervereins oder Unterstützung der Filmförderungsanstalt, die die Hälfte einer Investitionssumme als Förderung tragen würde. "Es ist schwierig, aber machbar", beschreibt Paris das Vorgehen. Crowdfunding-Projekte könnten die Sanierung vorantreiben.

Als zweiten wesentlichen Kernpunkt bräuchte das neue Atlantis ein neues Konzept: "Das Atlantis als reines Programmkino würde sich nachhaltig nicht lohnen. Man braucht neue Ideen." Nach Überlegungen von Paris wären Kinofilme in Zukunft nur Beiwerk: "Aus meiner Sicht müsste man nicht immer die neuesten Blockbuster zeigen." Vielmehr solle die Fokussierung auf Kinder- und Jugendkino erfolgen. Darüber hinaus stellt er sich eine Mischung aus Kino und Kunst vor. Demnach könnten Comedians oder Kabarettisten den Weg an die Limitenstraße finden. Dafür müsste jedoch die Bühne ausgebaut und erweitert werden. Weitere Verwendungen, etwa als Location für Konzerte oder als Diskothek, seien aufgrund möglicher Lärmbelästigungen der unmittelbaren benachbarten Wohnparteien nicht realistisch.

Auf Facebook hat Paris die Gruppe "Rettet das Atlantis-Kino" gestartet, in der ein Austausch mit denjenigen stattfinden kann, die sich für einen Neustart einsetzen möchten. Unterstützung etwa durch Firmen (Architekten, Schreiner und Stahlbauer) oder Privatpersonen mit administrativem und juristischem Know-how sei aber notwendig. In naher Zukunft soll ein Stammtisch organisiert werden, bei dem das weitere Vorgehen forciert wird.

(seu)
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