Serie: Was macht eigentlich Asserts Lieben: Gladbach, Spanien und China

Mönchengladbach · In die Vitusstadt kam Dr. Bodo Assert erst mit 50, obwohl es von Düsseldorf gar nicht weit war. Als Chef des "Huma" hat er Mönchengladbach schnell lieben gelernt. Er ist hier vielfältig engagiert. Doch auch mit 68 Jahren will er immer noch etwas Neues erlernen und erleben.

Von Düsseldorf nach Mönchengladbach ist es eigentlich nur ein Katzensprung. Und doch kann es sehr, sehr weit sein. Bodo Assert hat mehr als ein halbes Leben gebraucht, bis er endlich angekommen ist. Lässt man das einzige Mal außer Acht, das er irgendwann hier war ("Nur ein einziges Mal"), bevor er wirklich ankam, waren es fünf Jahrzehnte. 1994, als 50-Jähriger, ist Dr. Bodo Assert aus der Landeshauptstadt als Schulleiter des Stiftisch- Humanistischen Gymnasiums in die Vitusstadt gekommen. Und ist zum überzeugten und vielfach engagierten Mönchengladbacher geworden — auf Anhieb und bis heute.

Zwischen seiner ersten Heimatstadt Düsseldorf und Mönchengladbach lagen allerdings nicht nur 50 Jahre, sondern auch viele tausend Kilometer: die Studienjahre in Köln und Tübingen, die Stationen im nordrhein-westfälischen Kultusministerium, vor allem aber die Jahre in Spanien: fünf als Lehrer in Barcelona, acht als Schulleiter in San Sebastian. Dort, wo er 1986 seine Frau Yolanda Encabo kennengelernt hat, die nun schon fast zwei Jahrzehnte in Mönchengladbach lebt. Sie hat in Bilbao Bellas Artes, die schönen Künste, studiert und arbeitet nun als Malerin im städtischen Atelierhaus Eicken, dem "AE".

Bodo Asserts Leben ist, bis heute mit seinen 68 Jahren, von immer Neuem, vom Lehren und Lernen bestimmt, frei nach seinem Lebensmotto aus Bertolt Brechts "Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration": "... dass das weiche Wasser in Bewegung / mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt. / Du verstehst, das Harte unterliegt."

Als der Oberstudiendirektor 2006 in den Vorruhestand ging, tat er dies nicht, um es sich bequem zu machen. Sondern er hatte und hat immer noch ein großes Ziel. Dafür drückte er noch einmal die Schulbank, um sich seinen Traum erfüllen zu können: China zu erleben, nicht nur im Schnelldurchgang, sondern wohl vorbereitet. An der Hochschule Niederrhein lernte Dr. Assert Chinesisch, zwei Jahre lang, als Weißhaariger unter lauter jungen Leuten. "Gleich zu Beginn lernten wir die Zahlen von eins bis 25, die der Lehrer an die Tafel geschrieben hatte. Jeder sollte auf Chinesisch sagen, wie alt er ist. Die anderen sagten, sie wären 18, 19, 20 Jahre. Als ich an die Reihe kam, stutzte der Lehrer, ging wieder an die Tafel und schrieb die Zahlenreihe bis 100 fort", erzählt Bodo Assert. Es ist eine der vielen Anekdoten, die er parat hat. Zu denen auch die gehört, wie er seine Frau kennenlernte.

Es war 1986, an seinem ersten Tag als Leiter der deutschen Schule im baskischen San Sebastian, zu der er vom Kultusministerium geschickt worden war. In den Gängen hingen Bilder, die Bodo Assert gleich gefielen. "Ich fragte, wer sie gemalt habe und erfuhr, dass es eine junge Kollegin war, die Kunst unterrichtete. Bei der ersten Konferenz wurden wir einander vorgestellt — und Yolanda war die Netteste." Es wurde eine Liebe auf Anhieb und fürs Leben.

Eine weite Strecke war es für ihn nicht nur von Düsseldorf über Spanien nach Mönchengladbach. Auch der Weg zu seinem Beruf war nicht gerade. Eigentlich wollte Assert Medizin studieren. Er war schon immatrikuliert an der Kölner Universität. "Aber nach den Ferien habe ich mich entschieden, es lieber mit Jura zu versuchen. Doch nach einem Jahr habe ich gemerkt, dass dies für mich auch nicht das Wahre war", erzählt Assert. So begann er ein Studium der Germanistik und Romanistik (Deutsch und Französisch, nebenbei lernte er noch Schwedisch). Diesmal war es die richtige Wahl.

Sein erster großer Traum, auf der schwäbischen Alb als Lehrer viel Zeit zu haben, um als Schriftsteller zu arbeiten, der hat sich nicht erfüllt. Da waren das Studium, die Zeit als Referendar in Essen, die zwei Stationen vor und zwischen Barcelona und San Sebastian im Auslandsreferat des Düsseldorfer Kultusministeriums, die insgesamt zehn Jahre in Spanien. Und dann die letzte und längste Station: Oberstudiendirektor am Stiftisch-Humanistischen Gymnasium, in der Stadt kurz und knapp "Huma" genannt.

Er hatte sich aus dem Baskenland auf vier Ausschreibungen für Schulleiterstellen beworben: in Düren, Düsseldorf, Gummersbach und Mönchengladbach. "Hierhin wollten wir am liebsten. Für meine Frau war es besser, als Neue in Deutschland nicht in eine so große Stadt wie Düsseldorf zu kommen. Andererseits liegt Mönchengladbach ja nicht weit von Düsseldorf weg, man ist schnell in meiner ersten Heimatstadt", erzählt Bodo Assert. "Als ich merkte, dass es hier was werden konnte, habe ich die anderen Bewerbungen zurückgezogen." Es war die richtige Wahl, wie auch die letzte beim Studium: "Mein Beruf hat mir jede Menge Spaß gemacht."

In Mönchengladbach wurden Dr. Bodo Assert und Yolanda Encabo auf Anhieb heimisch: "Wir sind sehr gut aufgenommen worden und haben beide unsere neue Heimat schnell als sehr sympathische Stadt lieben gelernt", sagt Assert. "Es gibt, nur mit kleinen Einschränkungen, gute kulturelle und andere Angebote. Wir leben gerne hier."

Bodo Assert ("Ich habe schnell gedacht: Ich gehöre dazu") hat aber auch einiges getan, um in Mönchengladbach anzukommen. Er ist bei den Rotariern, in der Hans-Jonas-Gesellschaft, im Mönchengladbach-Rheydter Wanderclub. Und vor allem Vorsitzender des Wissenschaftlichen Vereins Mönchengladbach. "Das ist etwas Besonderes. So ein Angebot wie bei uns gibt es in kaum einer anderen deutschen Stadt." Der bereits 1849 gegründete Verein (einer der ältesten der Stadt überhaupt) mit seinen 300 Mitgliedern bietet jedes Jahr eine sehr interessante Vortragsreihe auf hohem Niveau, einen Mix aus Politik, Wissenschaft, Kunst und Religion mit teilweise prominenten Rednern wie die ehemaligen Bundesminister Herta Däubler-Gmelin, Hans Benda und Annette Schavan, Theologe Hans Küng, Schriftsteller Lew Kopelew oder Raumfahrer Reinhold Ewald.

Seit einigen Wochen hat Bodo Assert nun noch ein ganz neues Ehrenamt: Vorsitzender des Münsterbauvereins, in das er für diese Wahl eigens geholt wurde. Erst einmal will er sich nun einarbeiten, aber eine Zielrichtung hat er schon: "Wir wollen das Münster stärker ins Bewusstsein der Mönchengladbacher bringen. Es ist eine Perle dieser Stadt, beinahe so ein Faktor wie für Köln der Dom. Es muss für die Menschen ,unser Münster' werden."

(RP)
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