Mönchengladbach Anwohner: Mühlenstraße ist Rennstrecke

Mönchengladbach · Jürgen Pöhler beobachtet seit Jahren, wie mehr und mehr Autofahrer in der Tempo-30-Zone rasen. Der Stadt ist das Problem bekannt. Sie lässt den Bereich bereits überwachen, eine Verbesserung habe das aber nicht gebracht.

 Jürgen Pöhler beklagt sich über mehr und mehr Autofahrer, die viel zu schnell auf der Tempo-30-Straße unterwegs sind. Dies sei nicht nur gefährlich, sondern auch eine enorme Lärmquelle.

Jürgen Pöhler beklagt sich über mehr und mehr Autofahrer, die viel zu schnell auf der Tempo-30-Straße unterwegs sind. Dies sei nicht nur gefährlich, sondern auch eine enorme Lärmquelle.

Foto: detlef ilgner

Enge Straße, Tempo 30, Rennstrecke. Jürgen Pöhler wohnt seit 20 Jahren an der Mühlenstraße, einen ruhigen Abend hat er in den vergangenen Jahren aber kaum erlebt. Immer öfter donnern an seinem Fenster Autos entlang, die sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten und dadurch Lärm verursachen würden - zusätzlich zur nahe verlaufenden Güterzugstrecke und den Geräuschen von Flugzeugen, die sich im Landeanflug auf den Düsseldorfer Flughafen befinden.

"Dem Ordnungsamt ist das Problem seit drei Jahren bekannt, geändert hat sich bisher aber noch nichts", sagt er. Im Gegenteil. "Ich habe selbst schon Sportwagen beobachtet, die den zweiten Gang bis zum Drehzahlbegrenzer ausgefahren haben und dabei locker an die 100 Kilometer pro Stunde erreicht haben dürften", sagt der 57-Jährige. Dabei sei die Straße viel zu eng um schneller als Tempo 30 zu fahren. Stadt und Polizei wirft er vor, zu wenig zu tun. "Hier steht ab und an mal ein Blitzerwagen, sobald der aber weg ist, wird wieder gerast", sagt er.

Auch der Stadt ist die Stelle bekannt. "Die Angaben der Anlieger, die sich beschwert haben, wurden durch Geschwindigkeitsmessungen überprüft, die Ergebnisse mitgeteilt und auf Basis der Erkenntnisse gehandelt", sagt Stadtsprecher Dirk Rütten. Das Ergebnis sei für Jürgen Pöhler erschreckend gewesen. "Rund 40 Prozent aller Fahrzeuge fahren hier mit einem Tempo zwischen 50 und 70 km/h durch", sagt er. Die Stadt reagierte entsprechend und nahm den Bereich als Messstelle auf. "Seitdem wird dort regelmäßig kontrolliert", sagt Rütten. Zuletzt sei Mitte April kontrolliert worden. Dabei seien vier Fahrzeuge geblitzt worden.

Für Jürgen Pöhler ist das aber nicht genug, er fordert zur Not auch bauliche Veränderungen. "Das Beste wäre, wenn die Straße zur Einbahnstraße gemacht würde. Denn für einen Verkehr in zwei Richtungen ist sie zu eng", sagt er. Die Stadt sieht dort indes keinen weiteren Handlungsbedarf. "Ein bis vor einigen Jahren bestehendes Programm für die bauliche Verkehrsberuhigung von Tempo-30-Zonen existiert nicht mehr. Im Einzelfall müsste dazu ein politischer Beschluss getroffen werden", sagt Stadtsprecher Rütten.

Jürgen Pöhler regt derweil an, die Schilder, die auf die 30er-Zone hinweisen zu versetzen. "Diese sind für Autofahrer schwer zu sehen, je nachdem, aus welcher Richtung sie kommen", sagt er. Inwieweit das helfen könnte, den Lärm zu senken, vermag er aber nicht zu sagen. Die Verlegung von Flüsterasphalt sei laut Stadt jedenfalls keine Option. "Solcher Asphalt ist eine geeignete Maßnahme, um die Gefahr durch Lärm auf hochbelasteten Straßen, auf den die Lärmgrenzwerte dauerhaft überschritten werden, einzudämmen. Eine andere Maßnahme ist die Einrichtung von Tempo 30. Und die gibt es in der Straße ja schon. Die Belästigung der Anwohner durch einzelne Fahrer, die mit überhöhter Geschwindigkeit - und mit hohen Drehzahlen und entsprechendem Geräuschpegel - unterwegs sind, lässt sich dadurch nicht vermeiden", sagt Dirk Rütten.

Das Problem besteht unterdessen nicht nur an der Mühlenstraße. Auch Bürger, die an der Alleestraße wohnen, haben sich beim Bürgermonitor gemeldet und ihrem Ärger über Tempo-Sünder Luft gemacht. Jeder zweite fahre nach Einschätzung der Anwohner dort zu schnell. Ein Hinweis bei der Polizei habe nichts geholfen, denn die Behörde hätte an das Ordnungsamt verwiesen, was Dirk Rütten wiederum seltsam findet, schließlich sprächen sich Stadt und Polizei bei der Bewertung von Gefahrenstellen ab. Verständnis für den Ärger der Bürger hat die Stadt aber dennoch. "Wir kontrollieren regelmäßig an den Gefahrenstellen, können aber natürlich nicht rund um die Uhr präsent sein", sagt Rütten. In den vergangenen Jahren habe die Stadt bereits aufgerüstet. Derzeit seien drei Radarwagen des Ordnungsamtes in zwei Schichten unterwegs.

Ändern wird das an der Mühlenstraße aber wohl nichts.

(maxk)
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