Mönchengladbach Aids kann man nicht heilen, aber behandeln

Mönchengladbach · Anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember bietet das Gesundheitsamt Mönchengladbach anonyme HIV-Antikörpertests an. Und die sind auch noch kostenfrei.

In Deutschland leben nach Berechnungen des Robert-Koch-Instituts etwa 13.000 Menschen, die das HI-Virus in sich tragen, aber es nicht wissen, weil sie nie einen Test gemacht haben. "Aids ist nicht heilbar, aber es ist behandelbar", erklärt Waltraud Bergtholdt vom Gesundheitsamt Mönchengladbach, "und zwar umso besser, je früher die Behandlung einsetzt." Deshalb bietet das Gesundheitsamt im Dezember zusätzliche Termine für den kostenlosen und anonymen Aidstest an. Damit niemand im Ungewissen bleibt oder es drauf ankommen lässt.

Gesundheitsdezernentin Dörte Schall weist auf das eigentliche Problem hin: "Die Krankheit ist nicht mehr so präsent wie beispielsweise in den 80er Jahren, als in den Schulen in praktisch allen Fächern über Aids gesprochen wurde." Tatsächlich haben sich inzwischen Mythen um die Krankheit gebildet, die schlicht und einfach falsch sind. "Jugendliche glauben, dass Aids heilbar ist", erzählt Aids-Fachkraft Ursula Backes von der Falschmeldung. "Oder dass es eine Impfung gebe." Beides stimmt nicht - Aids ist therapierbar, man kann heute mit der Krankheit gut leben, aber geheilt wird man nicht. Ebenso wenig gibt es eine Impfung. Unter anderem führen diese Mythen dazu, dass jedes Jahr die Zahl der diagnostizierten Aidsfälle um 3200 anwächst. Weil aber eine frühe Diagnose die Behandlungsmöglichkeiten verbessert und die Ansteckungswahrscheinlichkeit reduziert - Aids-Kranke in Therapie sind kaum noch ansteckend -, werben die Gesundheitsämter Mönchengladbach, Krefeld und Viersen gemeinsam für den Aidstest. Den muss man in der Arztpraxis bezahlen, im Gesundheitsamt aber nicht. Und hinterher hat man Gewissheit - auch die Gewissheit, gesund zu sein. Etwa 350 Tests hat das Gesundheitsamt Mönchengladbach in diesem Jahr gemacht, darunter war kein positiver Fall. In Krefeld wurden bei einem ähnlichen Umfang an Tests vier Menschen positiv getestet.

Wenn man den Test macht, sollte der Risikokontakt zwischen sechs Wochen und drei Monaten zurückliegen (je nach Testverfahren). Dann haben sich im Blut die Anti-Körper gebildet, die man nachweisen kann. Wer aber Sorge hat, sich vielleicht infiziert zu haben, kann die Fachkräfte im Gesundheitsamt natürlich jederzeit anrufen. "Manchmal können wir die Sorgen auch gleich zerstreuen", sagt Beate Guse vom Gesundheitsamt des Kreises Viersen. "Wenn ein Kondom verwendet wurde zum Beispiel." Weil die Krankheit in Vergessenheit zu geraten droht, gibt es auch immer noch Fehlinformationen über die Ansteckungswege. "Der HI-Virus wird durch ungeschützten Sex und bei Drogensüchtigen auch durch Spritzen übertragen", fasst Beate Guse zusammen. "Nicht indem man gemeinsam aus einer Flasche trinkt." Und auch nicht bei der Pflege im Altenheim. Das ist nämlich ein neu auftretendes Problem: Die Aidskranken werden alt. "Jetzt brauchen sie Altenheime, die sie aufnehmen, aber auch dort gibt es viel Angst und Unkenntnis", sagt Klaus Bongartz von der Caritas, der seit 28 Jahren in der Aids-Aufklärung arbeitet.

Um die Jugendlichen über das Thema Aids zu informieren, hat das Gesundheitsamt Mönchengladbach am 1. Dezember - dem Welt-Aids-Tag - Schüler ins Haus eingeladen, die dort einen Parcours durchlaufen können, bei dem sie die Arbeit des Gesundheitsamts, der Aidshilfe und der Regionalstelle des Bistums Aachen kennenlernen können. Die Fachkräfte kommen aber auch gern in die Schulen.

Die Zusatztermine für den kostenlosen und anonymen Aidstest bietet das Gesundheitsamt am 1.12. von 8 bis 17 Uhr, am 8. und 15. 12. von 13.30 bis 17.30 Uhr an.

(RP)
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