Mönchengladbach Ärzte trainieren Notfall am Schweinemagen

Mönchengladbach · Beim Rheydter Workshop im Eli üben Ärzte am lebensnahen Modell, wie Magenblutungen wirksam gestoppt werden.

 Gastroenterologen trainierten im Endoskopiezentrum des Eli den Ernstfall am lebensnahen Modell.

Gastroenterologen trainierten im Endoskopiezentrum des Eli den Ernstfall am lebensnahen Modell.

Foto: Knappe

Der Arzt führt das Endoskop behutsam durch die Speiseröhre in den Magen ein. Auf dem Bildschirm sind die Magenfalten erkennbar, die Magenwände schimmern weißlich. Das Endoskop bewegt sich weiter. Da - Blut spritzt aus einem offenen Gefäß. Das Gefäß ist gut erkennbar, der Arzt entscheidet sich, die Blutung mit einem Clip zu stoppen. Die Schwester reicht ihm das vorbereitete Instrument. Vorsichtig werden der Clip platziert und das Gefäß verschlossen. Die Blutung hört auf. Im realen Leben hätte der Arzt seinem Patienten wahrscheinlich gerade das Leben gerettet. In diesem Fall aber wurde an einem präparierten Schweinemagen gearbeitet. Und auch das Blut war nicht echt, kam menschlichem Blut aber sehr nahe. Nichts für schwache Nerven.

Im Endoskopiezentrum des Elisabeth-Krankenhauses in Rheydt trainieren Gastroenterologen den Ernstfall. "Im Notfall geht es um Leben und Tod", sagt Professor Dr. Huan N. Nguyen, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin des Eli. "Da kann man nicht üben, da muss jeder Handgriff sitzen." Hinzu komme im Ernstfall der Stress und die Tatsache, dass man bei nächtlichen Notfällen als junger Arzt allein vor der Situation stehe. "Deshalb ist das hier ein sehr gefragtes Training, denn das hier eingesetzte Erlanger Modell simuliert sehr realistisch akute Blutungssituationen." Das Erlanger Modell, dessen Erfinder Dr. Martin Neumann beim Training dabei ist, ist eine menschliche Puppe, in deren offenem Torso ein sorgsam präparierter Schweinemagen eingesetzt wurde. Künstliches Blut aus einem Tropf sorgt für die realistische Anmutung. Weitere Schweinemägen liegen bereit, damit alle 25 Teilnehmer lebensnah trainieren können. Die Mediziner suchen bei ihren praktischen Übungen die Stellen, an denen die Blutung beginnt und wählen das richtige Verfahren aus, um die Blutung wirksam zu stoppen. "Die Mägen von Schweinen und Menschen sind sich äußerlich sehr ähnlich", erklärt Prof. Nguyen.

Magenblutungen können verschiedene Gründe haben, keiner davon aber lässt sich auf die leichte Schulter nehmen. "Ein Geschwür, das nicht behandelt wird, frisst sich weiter in die Magenwand. Das kann eine solche Blutung auslösen", beschreibt der Chefarzt eine mögliche Ursache für eine Magenblutung. Die Patienten kommen dann ins Krankenhaus, weil sie Blut erbrechen oder schwarzer Stuhl auf Blut hinweist. Es kann um Leben und Tod gehen, das Endoskopieteam muss schnell, professionell und sicher arbeiten. "Das kann man im Alltag nicht trainieren, aber Übung ist notwendig", sagt Nguyen. Auch für die Wahl des richtigen Verfahrens: Vielleicht muss man Adrenalin spritzen, vielleicht mit einem Clip arbeiten, vielleicht Fibrinkleber verwenden oder gar als letztes Mittel ein Spray, das die Oberfläche versiegelt und die Blutung stoppt.

Fälle von Magenblutungen sind nicht selten. "Einmal pro Woche kommt ein solcher Notfall bei uns schon vor", sagt der Chefarzt. Gut, wenn dann ein hervorragend trainiertes Team zur Stelle ist.

(RP)
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