Mönchengladbach 1972: Zwei Triumphe mit Gladbach-Touch

Mönchengladbach · Uli Vos, der am Wochenende gestorben ist, gehörte wie Wolfgang Strödter zum Hockey-Olympiasieger-Team. Borussia wiederum hatte mit einem halben Dutzend damals aktueller Spieler einigen Anteil am EM-Sieg der Fußballer.

 Zeigte 1972 stolz seine Olympische Goldmedaille bei einem Spiel von Borussia: Uli Vos.

Zeigte 1972 stolz seine Olympische Goldmedaille bei einem Spiel von Borussia: Uli Vos.

Foto: Imago

Der Gladbacher HTC trauert um eine seiner Ikonen. Uli Vos ist am Samstag gestorben, mit nur 71 Jahren. 45 Jahre ist es her, dass er seinen größten Erfolg feierte. Er trug aktiv dazu bei, dass 1972 ein besonderes Jahr für den Sport in Mönchengladbach wurde. Vos gehörte, wie auch der frühere GHTC-Spieler Wolfgang Strödter (Rot-Weiss Köln), zu dem deutschen Team, das in München zum ersten Mal Hockey-Gold für Deutschland holte. Das war nicht der einzige Triumph in dem Jahr, an dem viele Sportler mit Gladbach-Touch beteiligt waren. Sechs Borussen, ein Ex-Borusse und zwei Spieler, die in Gladbach geboren wurden, holten mit der Fußball-Nationalmannschaft den ersten Europameister-Titel nach Deutschland.

Noch heute gilt das DFB-Team, das am 18. Juni 1972 in Brüssel im Endspiel der Europameisterschaft 3:0 gegen die UdSSR gewann, als eines der besten aller Zeiten. Das "Ramba-Zamba"-Spiel, das Franz Beckenbauer und der Borusse Günter Netzer aufzogen, ist legendär. Netzer hatte im Viertelfinale beim 3:1 in England ein Tor gemacht und war der Zampano beim ersten deutschen Sieg im Wembley-Stadion. Nun war er aus der Tiefe des Raumes im Wechselspiel mit Beckenbauer der große Antreiber gegen die UdSSR, sein Schuss an die Querlatte war der Ursprung des Führungs-Tores zum 1:0. Herbert "Hacki" Wimmer erzielte das 2:0.

Zum Finalteam gehörten außerdem Jupp Heynckes, wie Horst-Dieter Höttges (Werder Bremen) und Erwin Kremers (Schalke) geboren in Gladbach. Auf der Bank saßen noch die Borussen Berti Vogts, der zu dem Zeitpunkt nicht richtig fit war, Rainer Bonhof und Wolfgang Kleff. Der Ex-und-später-wieder-Borusse Horst Köppel war ebenfalls Mitglied dieses Teams.

Am 10. September 1972 war Uli Vos dabei, als in München das Endspiel um die Olympische Goldmedaille im Hockey angepfiffen wurde. Vos wurde nach dem Triumph im Zeichen der Olympischen Ringe 1972 zum zweiten Mal zum Welt-Hockeyspieler gewählt und erhielt das Goldene Lorbeerblatt. Wolfgang Strödter kam im Endspiel nicht zum Einsatz, auch er bekam aber für den Olympia-Sieg das Goldene Lorbeerblatt.

Vos hatte eine direkte Verbindung zu den Borussen. Er trainierte mal ein Jahr lang mit den Bundesliga-Fußballern - und erhielt am Ende sogar das Angebot, Vertragsspieler am Bökelberg zu werden. Doch Vos lehnte ab, um die Reise zu den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko nicht zu gefährden. Dort indes erlebt er eine Enttäuschung: "Wir wurden im Halbfinale gegen Pakistan beschissen", erzählt er noch Jahre danach. Deutschland wurde Vierter. Vier Jahre später hielt sich Vos schadlos, seine Entscheidung gegen den Fußball hat er nie bereut.

Am 21. Dezember 1972 standen Vos und Strödter dann vor den EM-Borussen. Denn das deutsche Hockey-Team wurde in Baden-Baden bei der Wahl zur Mannschaft des Jahres den Fußballern vorgezogen. Und zwar deutlich. 2964 Stimmen erhielten die Hockeyspieler, "nur" 1971 die Fußballer.

(kk)
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