Mönchengladbach 110 Jahre klassisches Bäckerhandwerk

Mönchengladbach · Seit vier Generationen ist die Giesenkirchener Bäckerei Held in Familienbesitz. Eine ganze Woche lang wird nun Geburtstag gefeiert.

 Gertrud (v. li.), Thomas, Nicole und Alfred Held leiten die Bäckerei heute.

Gertrud (v. li.), Thomas, Nicole und Alfred Held leiten die Bäckerei heute.

Foto: Isabella Raupold

Eine echte Traditionsbäckerei zu finden, in der noch alles von Hand hergestellt wird, ist heute gar nicht leicht. Dominiert wird der Markt von großen Ketten. Doch die Familienbetriebe sind keineswegs ausgestorben. Dass echtes Bäckerhandwerk auch heute noch funktioniert, beweist die Bäckerei Held in Giesenkirchen. Sie gibt es seit inzwischen 110 Jahren. In der kommenden Woche feiert sie Geburtstag. Das Unternehmen überstand zwei Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise. Nun steht die vierte Generation hinter der Ladentheke und in der Backstube. Die fünfte Generation ist gerade einmal sechs Jahre alt, aber hat schon die erste eigene Körnerstange entwickelt.

In den ersten Jahren hieß die Bäckerei Held noch Bäckerei Schoenen. "Josef und Margarete Schoenen haben den Betrieb 1906 hier Am Sternenfeld gegründet", erzählt Nicole Held, die zusammen mit ihrem Ehemann Thomas Held die Bäckerei betreibt.

Die Gründung der Bäckerei war ein mutiger Schritt. Selbstständigkeit bedeutet auch immer, mit Problemen umgehen zu müssen. Und die stellten sich mit dem Ersten Weltkrieg schnell ein. Er wurde überstanden. "Den Zweiten Weltkrieg haben wir auch überstanden. Unsere Bäckerei hat keinen Schaden genommen", erzählt Nicole Held. Schwer waren die Zeiten trotzdem. "Weil viele Männer eingezogen wurden, arbeiteten damals einige Aushilfen im Betrieb mit. So konnte er aufrecht erhalten werden", erzählt Held.

 Die Bäckerei wurde 1906 Am Sternenfeld gegründet, wo sie auch heute noch ihren Standort hat.

Die Bäckerei wurde 1906 Am Sternenfeld gegründet, wo sie auch heute noch ihren Standort hat.

Foto: Bäckerei Held

1948 übernahmen Josef und Franziska Schoenen die Bäckerei. "Sie haben den Betrieb weiterentwickelt und das Angebot vergrößert", erzählt Alfred Held, der Neffe der zweiten Generation. Seine Tante Franziska Schoenen wurde zum Gesicht der Bäckerei und war in Giesenkirchen bekannt. "Nach dem Krieg ging es aufwärts. Damals hat man auch damit angefangen, Waren zu liefern", erzählt Alfred Schoenen. In den 50er-Jahren gab es noch keine Technik in der Backstube und man konnte nichts vorbereiten. Die Produktpalette war dementsprechend klein.

Die Ware kam damals per Bäckerfahrrad zu den Kunden. Zu denen gehörten viele große Unternehmen, wie etwa die Firma Bresges. "Auch ich habe noch mit dem Fahrrad Brötchen ausgeliefert", erzählt Alfred Held. 1956 haben Josef und Franziska Schoenen das Ladenlokal vergrößert und konnten danach mehr Produkte anbieten.

1972 übernahm Alfred Held zusammen mit seiner Ehefrau Gertrud Held den Betrieb und benannte ihn in "Bäckerei Held" um. Sie sorgten für den nächsten Umbau und modernisierten die Bäckerei. "Zu unserer Zeit waren Amerikaner, Nussecken und Riemchentorte die absoluten Renner", erzählt Alfred Held. Die Torte ist auch heute noch heiß begehrt bei den Kunden. Wiederentdeckt wurden die Windbeutel. "Damals mochten die Kunden sie gerne. Dann gab es eine Zeit, wo sie sich schlecht verkauften. Seit einiger Zeit aber werden sie wieder stark nachgefragt", erzählt Nicole Held.

Der Geschmack der Kunden hat sich im Laufe der letzten 110 Jahre immer wieder verändert. Geblieben sind aber die netten Gespräche in der Bäckerei. Schon immer traf man sich dort, plauderte und tauschte sich über Neuigkeiten aus. Die Kunden werden meist mit Namen angesprochen. "Bei einigen wissen wir schon, was sie bekommen, wenn sie den Laden betreten", verrät Nicole Held. 1998 übernimmt schließlich Thomas Held die Bäckerei seiner Eltern und führt sie seitdem zusammen mit seiner Ehefrau Nicole Held. Auch sie erweiterten das Angebot wieder, bieten neben Kuchen, Torten und Brötchen auch Kaffee und kleine Snacks an.

Seit 2009 wuselt mit Ben Held die fünfte Generation durch die Backstube. Er ist ganz der Papa und hat bereits seine eigene Körnerstange entwickelt, die er auch im Laden verkauft. Von Mittwoch, 1. Juni, bis Mittwoch, 8. Juni, feiert die Bäckerei ihren 110. Geburtstag mit fünf besonderen Angeboten. Dazu gehören "Tante Zissi's Gugelhupf", "Ben's Körnerstangen", "Brot, wie der Chef es liebt", "Opa Aki's Butterstreusel" und Butterhörnchen.

(cli)
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