Mettmann Wolkenbruch beim Mondscheinkino

Mettmann · Nach etwa der Hälfte des 90-minütigen Filmes setzten starke Schauer ein. Viele Gäste blieben trotzdem.

 Die Gäste zahlen 10 Euro Eintritt. Stühle, Getränke und Essen darf man sich selbst mitbringen. Das Aufspannen eines Schirms gilt selbst bei starkem Regen als nicht angesagt.

Die Gäste zahlen 10 Euro Eintritt. Stühle, Getränke und Essen darf man sich selbst mitbringen. Das Aufspannen eines Schirms gilt selbst bei starkem Regen als nicht angesagt.

Foto: Dietrich Janicki

Zehnjähriges Jubiläum das "Mondscheinkino" auf dem historischen Marktplatz. Mit dem Klassiker "Ich bin dann mal weg" nach dem gleichnamigen Roman von Hape Kerkeling hatten die Veranstalter des Kulturamtes der Stadt Mettmann und der Rosslenbroich-Film-Theater GmbH einen Film ausgesucht, der bei den rund 500 Besuchern große Hoffnungen weckte und der am Schluss zu Recht mit viel Beifall bedacht wurde.

Die Mettmanner lieben ihr Mondscheinkino. Sie schauen auch dann bis zum Ende zu, wenn die äußeren Bedingungen äußerst speziell sind und eigentlich mit einem Kinovergnügen in einer lauen Sommernacht wenig zu tun haben. Denn nach etwa der Hälfte des etwa 90-minütigen Filmes setzte ein fast wolkenbruchartiger Schauer ein, der in der Folge zwar mehrmals kurz unterbrochen, aber danach von noch heftigeren Regengüssen abgelöst wurde.

Kaum einer der Besucher nahm trotz der Wassermassen Reißaus, sondern fast alle hielten tapfer bis zum Ende durch. An dieser Reaktion wurde deutlich, dass sich die Mondscheinkino-Fangemeinde von den Unbillen des Wetters nicht von ihrem Filmvergnügen abhalten lässt - obwohl das Aufspannen eines Schirmes bei diesem Highlight verpönt ist. "So triefend nass war ich in meinem ganzen Leben noch nicht", sagte später Andrea Metz.

Dabei deutete zunächst alles auf einen wunderschönen Kinoabend hin. Um 19 Uhr war Einlass, gegen 19.15 Uhr war der Marktplatz auf der Seite, wo die große Leinwand aufgebaut war, komplett belegt. Da hatten es sich die Besucher, die ihre Tische und Stühle mitbrachten, gemütlich gemacht. Sie holten Bier, Sekt oder Wein hervor und hatten Leckereien dabei. "Das ist hier einfach eine herrliche, familiäre Atmosphäre. Ich war schon beim ersten Mondscheinkino dabei und komme mit unserer Clique jedes Jahr wieder", sagte Renate Richter.

"Heute Abend sehe ich viele Mettmanner, die man sonst fast das ganze Jahr lang nicht sieht", bemerkte Wolfgang Friedrich. "Das ist hier urgemütlich. Etwas Nettes trinken, kulinarische Leckereien zu sich nehmen und dabei einen Film gucken, was gibt's schöneres", schwärmte Ex-Bürgermeister Bodo Nowodworski.

"Hoffentlich können wir das Opern-Air-Kino auch im nächsten Jahr genießen." Er spielte darauf an, dass es im Weltspielgel-Filmtheater neue Pächter gibt. "Wir werden darüber mit den Pächtern sprechen, eine Garantie kann ich derzeit nicht geben. Meine Schwester Gabriele Rosslenbroich und ich würden gern in Zukunft das Mondscheinkino weiter präsentieren", sagte Margarete Papenhoff. Als Fan des Mondscheinkinos outete sich Monsignore Herbert Ullmann. "Das Ambiente hier ist einfach phantastisch. Bei dieser Veranstaltung kann man sich nur wohlfühlen." Er teilte mit, dass er Teile des Jakobsweges schon selbst gewandert sei.

In der Verfilmung des Buch-Bestsellers ging es um den Pilgerweg Hape Kerkelings (im Film dargestellt von David Striesow) von St. Jean-Piet-de-Port in den französischen Pyrenäen nach Santiago Compestela im Nordwesten Spaniens - also der Jakobsweg. Der Film überzeugte durch Humor, Tiefgang und Wärme. In dem Film wurden viele Fragen gestellt - nicht alle beantwortet. Vieles hatte mit Gott und der Sinnsuche zu tun. Umrahmt wurde das Ganze von netten Anekdoten, die so auf einem Pilgerweg passieren. Auch das Spirituelle kam nicht zu kurz. Die von Pilger Kerkeling nach jeder Etappe salopp formulierte "Erkenntnis des Tages", sorgte für gelegentliche Lacher beim Publikum oder regte zum Nachdenken an.

(RP)
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