Kreis Mettmann WFB-Werkstätten machen mehr Umsatz

Kreis Mettmann · Die Anforderungen der Auftragnehmer an die Leistungen der Behindertenwerkstätten des Kreises Mettmann steigen.

 Mitarbeiter der WFB arbeiten nicht nur in einer der sechs Werkstätten im Kreis, sondern zum Teil auch im Betrieb eines Auftragnehmers.

Mitarbeiter der WFB arbeiten nicht nur in einer der sechs Werkstätten im Kreis, sondern zum Teil auch im Betrieb eines Auftragnehmers.

Foto: RALPH MATZERATH

Ob Montage von Kinderrädern, das Werkzeuge-Verpacken oder Löttätigkeiten in der Telefonproduktion - die WFB Werkstätten des Kreis Mettmann GmbH arbeiten auch für internationale Märkte. Deshalb haben sie ähnliche Herausforderungen zu bestehen wie Wettbewerber, die kaum oder keine Mitarbeiter mit schweren Behinderungen oder psychischen Beeinträchtigungen in ihren Reihen haben. Entsprechend zufrieden zeigten sich Aufsichtsratschef Reinhard Ockel und Geschäftsführer Klaus Przybilla bei der Präsentation des Bilanzergebnisses für 2014: 3,6 Millionen Euro Jahresumsatz erzielten die WFB - sechs Prozent mehr als 2013 und soviel wie noch in keinem Jahr zuvor.

In den sechs Werkstätten mit acht Standorten in Langenfeld, Ratingen und Velbert arbeiten jetzt 1158 behinderte oder psychisch kranke Mitarbeiter, 19 mehr als Ende 2013. Diese werden von 240 Fachkräften angeleitet. "Wir sind wirtschaftlich tätig, aber vor allem auch ein Rehabilitationsträger", unterstrich Aufsichtsratschef Ockel den gesetzlichen Auftrag der WFB. Im Klartext: In der Produktivität können die Behindertenwerkstätten nicht an den Kennziffern normaler Unternehmen gemessen werden. So macht der erwirtschaftete Umsatz nur etwa zehn Prozent des gesamten Finanzbedarfs der WFB aus. Denn darum geht es vor allem: "Die Arbeit bedeutet für unsere Mitarbeiter einen offenen Austausch mit ihrem sozialen Umfeld und der Gesellschaft", sagte Ockel. Aufträge aus der Privatwirtschaft und von Kommunen bekommen die WFB indes fast nur zu Marktkonditionen. Die Trends bei den Anforderungen als Auftragnehmer beschreibt Geschäftsführer Przybilla wie folgt: Mehr All-inclusive-Aufträge Während es vor Jahren noch Standard war, dass den WFB die Produktteile für einzelne Arbeitsschritte zur Verfügung gestellt wurden, die sie dann zum Beispiel nur noch zu verschrauben brauchten, wollen immer mehr Kunden Auftragserfüllung "aus einer Hand" - vom Einkauf bis zum Versand. Mehr höherwertige Güter Ob Alarmanlagen, Telefone oder Kfz-Sicherheitsgurte - bei vielen Produkten, an denen die WFB-Mitarbeiter mitwirken, sind hohe Qualitätsansprüche zu erfüllen. Die Technisierung der Arbeit wächst.

Weniger Aufträge für Osteuropa Die Ukraine/Russland-Krise macht sich auch in den Auftragsbüchern der WFB bemerkbar. Betroffen sind zum Beispiel Kinderfahrräder oder Industrie-Staubsauger.

Neue Märkte Die Umsatzsteigerung im vorigen Jahr ging unter anderem auf Aufträge aus dem "Neanderland" zurück. Der Ausbau des Kreises Mettmann als Tourismus- und Naherholungsregion bescherte den Werkstätten Arbeit bei der Errichtung von Rastplätzen und Schutzhütten und der Reitwegpflege. Hinzu kam die Bruchholz-Beseitigung nach dem Pfingststurm. Aber auch die Digitalisierung bringt Aufträge, etwa wenn Hotelrechnungen oder Archivbestände einzuscannen sind.

In den jüngst nach oben korrigierten Wachstumsprognosen von Konjunkturforschern sieht Geschäftsführer Klaus Przybilla Grund zu Optimismus auch für das laufende Geschäftsjahr.

(RP)
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