Mettmann Wenn die Kinosessel ruckeln und rappeln

Mettmann · Es ruckelt und schaukelt. Zwischendurch gleitet der Zuschauer im Schwebezustand dahin. Irgendwann merkt man nicht mehr, dass man im Kino ist.

Derweilen ist man mit einer 3D-Brille auf der Nase gerade auf einem Inselplaneten unterwegs. Reingezogen in einen Film - unmerklich, wie durchs Schlüsselloch. "Jetzt geht es hier gleich richtig los", kündigt Theaterleiterin Anke-Simone Birkhardt an, was in den nächsten Sekunden erwartet werden darf. Da kann es schon mal passieren, dass man sich an der Lehne festhält und darauf hofft, dass es Luke Skywalker nicht zu wild treibt in seinem neuen Star Wars-Abenteuer.

Die D-Box-Sitze sind jedenfalls wunderbar geeignet, um sich mal so richtig durchschütteln zu lassen. Dazu sind sie noch etwas, dass in deutschen Kinosälen durchaus Seltenheitswert besitzt. "In dieser Luxusausführung findet man sie nur in sehr wenigen Kinos", weiß Wolfgang Burkhardt, der sich um die Technik kümmert.

Von ihm erfährt man auch, dass die Idee für die bewegten Sessel aus dem Flugsimulatorenbau kommt. Dort sitzen üblicherweise Piloten am Cockpit, um in Trockenübungen zu lernen, wie man ein Flugzeug in der Luft hält. Irgendwer hatte dann wohl den genialen Einfall, dass man sowas ins Kino bringen könnte. Und deshalb stehen sie nun im Weltspiegel, diese hochkomplexen Massagesessel. Die Füße kann man übrigens auch noch hochlegen. Und würden sie nicht ständig ruckeln und schaukeln, könnte man darauf einschlafen. Damit das alles funktioniert, mussten auch die Filmemacher in Hollywood mitspielen. Nicht nur dort denken seither ein paar kreative Köpfe darüber nach, wie man die Kinowelt passend zum Film in Bewegung bringen kann.

"Das ist hier nicht nur Jahrmarkt", erzählt Wolfgang Burkhardt, wie alles genau funktioniert. Und so erfährt man, dass drei Motoren den Sitz in alle möglichen Richtungen bewegen.

Damit ist es allerdings noch nicht getan, denn ohne Computer geht heute nichts mehr. Mit dem Kauf einer Karte an der Kinokasse wird der Sessel freigeschaltet. Und ist man zu leicht, tut sich schlichtweg gar nichts. "Das passiert schon mal, wenn Kinder darauf sitzen", sagt Wolfgang Burkhardt. Allerdings weiß er dann sofort, was zu tun ist, damit auch die jungen Zuschauer dahinschweben. Irgendwas mit "Überschreiben" - mehr versteht der Laie nicht. Muss man aber auch nicht. Hauptsache, es läuft.

Schaut man im Weltspiegel hinter die Kulissen, wundert man sich allerdings, dass bislang alles so reibungslos funktioniert. Denn dort steht niemand mehr an irgendeinem Gerät, um den Film runter zu spulen. Stattdessen schaut man auf komplizierte Technik in einem gekühlten Kämmerchen. Die Filme werden auf Festplatte geliefert und die Kinoabende programmiert. Und fast immer kann man sich dazu im Sessel auch bewegen lassen.

Allerdings muss man dafür schnell sein. Vom ersten Tag an war der Andrang auf die DBox-Sitze groß und auch ein Jahr nach der Eröffnung sind die Karten für den bewegten Kinoabend in Windeseile ausverkauft.

Drei Bewegungsarten, die den Sessel vor und zurück, von Seite zu Seite sowie hoch und runter manövrieren, ermöglichen verbunden mit einer Vibrationsfunktion eine unbegrenzte Anzahl von Bewegungs-Effekten.

Abgestimmt auf Filmhandlung, Dynamik und Atmosphäre werden Bewegungen sowie Bewegungsabläufe digital auf der Festplatte des Films gespeichert. Mittlerweile laufen 70 Prozent der Filme im Weltspiegel-Kino auch mit DBox-Sitzen. In jedem der beiden großen Säle gibt es acht Sessel, die sich passend zur Szenerie in Bewegung setzen. Die Kinokarte kostet 18 Euro. War den Spaß wert.

(magu)
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