Serie "Ross Und Reiter" Wandel weg vom Sport - hin zur Freizeit

Mettmann · Das Reiten unterliegt seit Jahrzehnten einem enormen Wandel. War es bis in die 90er Jahre üblich, in Reitschulen oder -vereinen in den Sattel von Warmblütern zu steigen und sich von Männern mit gewaltigen Stimmen kommandieren zu lassen, ist davon 2016 nichts mehr übrig.

Inzwischen gibt es nicht nur unzählige verschiedene Pferderassen vom Quarter Horse bis zum isländischen Gangpferd, sondern auch entsprechend viele Arten zu reiten - oder sich mit dem Pferd zu beschäftigen. Laut Reiterlicher Vereinigung (FN) gibt es jetzt so viele Menschen, die lieber spazierengehen mit dem Pferd anstatt sich darauf zu setzen, dass eine Menge Lehrgänge und Kurse fürs Führen und den Umgang mit dem Pferd angeboten werden. Der Markt ist riesig. Zwar gibt es nach wie vor die sportbetonten Angebote und Ställe, die sich um die Reiter kümmern, die sich auf Turnieren zeigen wollen, doch ist deren Zahl zurückgegangen - während die Freizeitställe, auch für den großen Geldbeutel, immer voller werden.

Darin spiegelt sich die gestiegene Individualität der Gesellschaft: Kaum jemand will sich auf Vereine und Stunden festlegen oder sich Jahre lang quälen, um ein gutes Gefühl auf dem Pferd zu bekommen. Der (richtige) Satz, dass es ungefähr zehn Jahre dauert, bevor ein Mensch auch nur seine Füße und Hände vernünftig ruhig halten kann beim Reiten - den hört man heute nicht mehr, weil ihn niemand mehr hören will. Das muss doch auch anders gehen: schneller, schöner? Tut es nicht - der Wunsch öffnet aber allerlei Gurus die Türen, die das versprechen. Der grundsätzliche Konsens, wie ein Pferd korrekt auszubilden ist etwa, ist darüber verloren gegangen. Das ist gefährlich, leider.

(RP)
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