Kreis Mettmann Wärmebilder finden Energielecks

Kreis Mettmann · Die Energieberatung im Kreis Mettmann testet in der kalten Jahreszeit wieder Gebäude und Heizungen.

Die Heizungsanlagen sollten eigentlich vor Beginn der kalten Jahreszeit auf Vordermann gebracht worden sein. Verdreckte Brennräume, defekte Düsen und falsche Einstellungen an den Ventilen nagen am Geldbeutel. Das können Schornsteinfeger und Heizungsmonteure auch im Sommer messen. Doch nur im Winter offenbaren die Gebäude ihre Schwachstellen an der Außenhaut: Nur mit Hilfe der Thermografie können Fachleute erkennen, wo teure Wärme verlorengeht, weil Isolierungen fehlen oder sich sogar Bauschäden anbahnen. Erste Adresse für Immobilienbesitzer ist die Energieberatung in Ratingen, die für den gesamten Kreis Mettmann zuständig ist.

Manche Schwachstellen ihrer Eigenheime können Eigentümer im Winter aber auch mit bloßem Auge erkennen, so die Experten. Am Dach zum Beispiel: Schmilzt Schnee darauf sofort oder trocknen manche Abschnitte nach einem Regen besonders schnell, fehlt eine gute Dämmung. Andere Problemstellen aber, an denen ebenfalls Heizungswärme verlorengeht, müssen erst sichtbar gemacht werden. Hilfe bei der Suche nach diesen Schwachpunkten und sinnvollen Gegenmaßnahmen bietet das Winterpaket der Verbraucherzentrale NRW. Es besteht aus sogenannten Thermografien, also Wärmebildern, und einer Energieberatung.

"Wärmebilder haben für uns eine ähnliche Funktion wie Röntgenbilder in der Medizin", erklärt Energieberaterin Susanne Berger. "Sie zeigen uns etwas, das dem bloßen Auge verborgen bleibt, nämlich die Temperaturen von Oberflächen." Eine weitere Gemeinsamkeit: Ohne das passende Know-how sind weder Röntgen- noch Wärmebilder zuverlässig zu deuten. Fachleute hingegen stellen mit ihrer Hilfe wichtige Diagnosen zu Knochenbrüchen oder Wärmebrücken. Auf Basis des Befunds entsteht schließlich ein individueller Therapieplan. "Für das Eigenheim stellen wir einen Sanierungsfahrplan auf, der die Wünsche und finanziellen Möglichkeiten des Haushalts einbezieht", sagt Susanne Berger.

Damit die Bilder als Beratungsgrundlage pünktlich vorliegen, macht zunächst ein Thermograf in einer kalten Nacht Außenaufnahmen des Gebäudes. Die Bewohner bekommen davon in der Regel gar nichts mit. Sind die Bilder fertig, folgt ein ausführlicher, 90-minütiger Vor-Ort-Termin zur Energieberatung.

"Ich schaue mir die Wärmebilder vorher in Ruhe an und kann erste Schwachstellen so schon erkennen", erklärt Berger. Zusammen mit ihren Eindrücken vor Ort bilden die Thermografien eine solide Grundlage für individuelle Modernisierungstipps. Gleichzeitig machen die Bilder die Probleme anschaulich. "Es hilft vielen, wenn sie mit eigenen Augen sehen, wie zum Beispiel ihr ungedämmter Rollladenkasten auf dem Wärmebild knallrot leuchtet", berichtet die Expertin. "Das Thema Energieverluste wirkt dann weniger abstrakt."

Die Thermografie-Aktion findet im Rahmen des Projekts Energiewende der Verbraucherzentrale NRW statt und wird von der Europäischen Union, dem Land Nordrhein-Westfalen, dem Kreis Mettmann und der Stadt Ratingen gefördert. Der Gesamtpreis liegt bei 190 Euro. Auch viele Stadtwerke wie die beispielsweise in Ratingen bieten ihren Kunden in der kalten Jahreszeit eine solche Aktion an. Die SWR berechnen je nach Anzahl der Bilder zwischen 119 Euro (für vier bis sechs Aufnahmen) bis hin zu 259 Euro (für 15 bis 18 Aufnahmen).

Die SWR geben den Auftrag an den Thermografen weiter. Zwischen der Beauftragung und der Ausführung können, je nach Wetterlage, bis zu vier Wochen liegen, so die Stadtwerke. Die Aktion hat begonnen und findet in der Heizperiode bis 15. März 2017 statt.

Vor der Knips-Aktion sollte das Gebäude vorbereitet werden. Die SWR raten: Alle Räume auch während der Nacht (Nachtabsenkung vor der Thermografie ausschalten) normal weiter beheizen, wie tagsüber. Fenster geschlossen (während der Thermografie), Außenrollladen geöffnet lassen.

Empfehlungen der Experten: Innentüren sollten nachts offen gelassen werden. Heizwärme könne sich so besser verteilen.

(RP)
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