Erkrath Viel Wind im Klassenzimmer

Düsseldorf · Hobbymeteorologe und Segler Otmar Langer erklärt den Schülern der Albert-Schweitzer-Schule, wie leichte Brisen und Orkane entstehen. Steven pustete immerhin mit stürmischer Stärke 8 am Anemometer.

Wie entsteht eigentlich Wind? Wie misst man ihn? Und was versteht man unter einer "mäßigen Brise"? Fragen, die die Schüler der Klasse 8b der Albert-Schweitzer-Schule gerne anschaulich geklärt wissen möchten. Mit Otmar Langer luden die Schüler deshalb gestern einen Außenstehenden in den Naturwissenschaftsunterricht der Ganztagshauptschule ein. Er brachte sprichwörtlich frischen Wind in den Klassenraum.

Im Kooperationsnetz Schule-Wirtschaft arbeitete Schulleiter Gerd Barthel schon öfters mit Langer zusammen, der als Informationstechniker mit eigenem Fachbetrieb für Rundfunk, TV- und Videoservice im Grunde nichts mit Wetterphänomenen zu tun hat. "In der Schule habe ich mich gar nicht für das Thema interessiert", erzählte er.

Erst als er 1990 den Segelschein für Jachten machte, kam er mit der Wetterkunde in Kontakt. An der Hanseatischen Jachtschule in Glücksburg und beim Deutschen Wetterdienst in Hamburg bildete er sich fort und tauchte tiefer in die Materie ein – "alles hobbymäßig".

Eine Lehrerin der Albert-Schweitzer-Schule sprach ihn daraufhin an und lud ihn zu Gesprächen ein. Als Vorsitzender des Handwerkerkreises Erkrath wurde Langer für das Projekt Schule-Wirtschaft interessant und bereitete daraufhin ein für Segler enorm wichtiges Thema vor: die Lehre vom Wind.

Obwohl es bereits sein dritter Unterrichtstag dieser Art war, hatte Langer "Muffensausen". "Vor Kindern einen auf Lehrer zu machen kostet mich jedes Mal Überwindung." Dabei war die Sorge unberechtigt. Die Schüler kennen ihn bereits und lassen sich von Schule-Wirtschaft-Projekten immer wieder mitreißen.

Manche Lehrer erkennen dann ihre eigenen Klassen kaum wieder. Die Lernatmosphäre sei eine völlig andere, vor allem eine ruhigere. Für fast jeden Jahrgang gebe es derartigen Projekt-Unterricht, abgestimmt auf die Lehrpläne der einzelnen Fächer. Langer sagt: "Gerade an Hauptschulen ist es wichtig, praxis- und berufsbezogenen Unterricht zu gestalten." Die Schüler sollen nachfragen können, wofür das zu Lernende wichtig sei.

Als Langer dann mit seiner Doppelstunde begann, sprangen die Hauptschüler sofort auf seine einleitenden Fragen an. Vor der versammelten Klasse zeigte er ein Anemometer, ein Gerät zur Messung der Windgeschwindigkeit.

70 Kilometer pro Stunde schaffte Steven, als er kräftig gegen die Schalensterne pustete. Das entspräche Windstärke 8, bei der bereits Zweige von den Bäumen brechen und das Gehen erheblich erschwert wird, wie die Gruppe einem Arbeitsblatt direkt entnehmen konnte. Vielleicht wird man ja bald vom Sturmtief "Steven" hören.

(RP)
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