Mettmann Stilles Gedenken an die Holocaust-Opfer

Zum bundesweiten Holocaust-Gedenktag hatte das Mettmanner Bündnis für Toleranz und Zivilcourage am Mittwochabend alle Bürger eingeladen, am Mahnmal auf dem Lavalplatz an einem stillen Gedenken teilzunehmen.

Rund 40 Menschen waren dem Aufruf gefolgt, darunter auch einige jüdische Mitbürger. Nach der Kranzniederlegung am Mahnmal, das vor allem an die schrecklichen Ereignisse in der Mettmanner Koburg erinnern soll, versammelten sich die Teilnehmer zu einer weiteren Veranstaltung in der Stadtbibliothek.

Auf dem Weg dorthin trugen sie Kerzen und Schilder, auf denen an die unzähligen Toten im Konzentrationslager Auschwitz, aber auch an den Mettmanner Märtyrer Kaplan Johannes Flintrop, der 1942 im Konzentrationslager Dachau verstarb, erinnert wurde.

Der Kölner Liedermacher und Rezitator Max Erben gab in der Stadtbibliothek einen Einblick in die jüdische Lebensart und sang mit den versammelten Menschen Lieder nach jiddischer Mundart. Es herrschte besinnliche Stimmung in der Bücherei, als die Lieder, die zumeist in Moll vorgetragen wurden, erklangen.

Hauptprogrammpunkt des Abends war eine szenische Lesung aus dem Theaterstück "Die Ermittlung" von Peter Weiss. Er hatte das Stück aus den Protokollen des Auschwitzprozesses von 1963 in Frankfurt entwickelt, der damals für viel Aufmerksamkeit und Aufruhr in Deutschland sorgte. Denn erst 20 Jahre nach Kriegsende erfuhr die Bevölkerung im Detail davon, was in den Konzentrationslagern betrieben wurde und wie viele Menschen damals auf bestialische Weise, bei medizinischen Versuchen, in Gaskammern oder bei Todesmärschen, ums Leben kamen.

Bei der Veranstaltung in der Mettmanner Stadtbibliothek wurde mit der Lesung daran erinnert, wie die 22 Angeklagten im damaligen Prozess alles abstritten, sich auf die Befehlskette beriefen oder jede Schuld gänzlich von sich wiesen. Nach 183 Verhandlungstagen kamen alle Angeklagten im ersten Auschwitzprozess mit milden Urteilen davon. Es wurde auch an Fritz Bauer erinnert, der diesen Prozess in der 1960er Jahren überhaupt erst mit seinen Ermittlungen möglich machte und dessen Geschichte 2015 Jahr verfilmt wurde.

Der Holocaust-Gedenktag findet in jedem Jahr statt, um an die Gräueltaten zu erinnern und zu verhindern, dass Ähnliches in Deutschland noch einmal passieren kann. "Wer beispielsweise die Pegida-Aufmärsche beobachtet, dem fallen vielleicht die Schilder auf, die sich gegen das internationale Finanzkapital richten", erklärt einer der Teilnehmer.

"Genau so wurde das Judentum bereits im nationalsozialistischen Deutschland vor 1939 bezeichnet."

(RP)
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