Handball "Wir sehen uns als Haaner Aushängeschild"

Mettmann · Der Sportliche Leiter des Handball-Vereins DJK Unitas Haan setzt in der Haftmittelfrage auf die Kompromissbereitschaft von Stadt und Politik.

 Christian Schmahl, Sportlicher Leiter der DJK Unitas Haan, arbeitet an einer guten Perspektive für den Traditionsverein.

Christian Schmahl, Sportlicher Leiter der DJK Unitas Haan, arbeitet an einer guten Perspektive für den Traditionsverein.

Foto: Olaf Staschik

Haan Als die DJK Unitas Haan 2006 aus finanziellen Gründen ihre Herrenmannschaft freiwillig aus der Handball-Regionalliga zurückzog und in der Landesliga den Neuanfang startete, richteten die Verantwortlichen des Traditionsvereins den Blick gleich wieder nach vorne. Der Klub rief das Projekt 2010++ ins Leben. Sein Ziel: die schnelle Rückkehr in die Regionalliga. "Das Projekt haben wir schon lange hinter uns gelassen", sagte Christian Schmahl anlässlich der 70-Jahr-Feier des Vereins. Statt dessen rief der Sportliche Leiter der Unitas das "Projekt 2020" aus.

Was bedeutet das "Projekt 2020" konkret?

Christian Schmahl Nach dem schwierigen Rückzug aus der Regionalliga hatte sich die Unitas die Konsolidierung und die Rückkehr in höhere Gefilde zum Ziel gesetzt. Beides ist den Leuten, die vor uns für den Verein gearbeitet haben, gut gelungen. Der Klub steht solide da. In Haan kann man finanziell keine Riesensprünge machen, aber es gibt keinen Trainer oder Spieler, der auf sein Geld warten muss. Wir haben Vereinbarungen mit den Sponsoren getroffen, die ihren Verpflichtungen nachkommen. Das sieht in einigen anderen Vereinen anders aus. Bei uns läuft es zum Glück gut - und das lässt uns glaubwürdig erscheinen. Wir wollen bis 2020 wieder in die Regionalliga.

Hängt das auch damit zusammen, dass die Last auf viele kleinere Sponsoren verteilt ist?

Schmahl Das ist ein Aspekt. Viele Unternehmen unterstützen uns. Wir haben mit unserem Hauptsponsor, der Bäckerei Schüren, aber auch einen sehr verlässlichen Partner, der klare Vorstellungen vom Geschäft im weitesten Sinne hat und genau weiß, was er will - auch im Sponsoring.

Wie sieht das für die neue Spielzeit aus'?

Schmahl In der neuen Saison wird Roland Schüren sein Engagement etwas zurücknehmen, bleibt uns aber als Sponsor erhalten. Durch die Kontakte unseres Vorsitzenden Martin Blau haben wir aber einen neuen Hauptsponsor gefunden. Auch weil uns die anderen Partner treu bleiben, kommen wir erfreulicherweise nicht in die Verlegenheit, weniger Etat zur Verfügung zu haben. Zudem ist der Zuschauerzuspruch in dieser Saison enorm. Unsere Heimspiele sind wieder ein Erlebnis.

Welche Baustellen gibt es noch?

Schmahl Das Thema Sponsoring haben wir somit gut gelöst. Deutlich mehr hat den Vorstand und mich aber das Thema Haftmittel in Anspruch genommen. Die fehlende Möglichkeit, mit Haftmittel zu trainieren, ist belastend und schwierig zugleich. Ich habe jetzt selbst erst mit der zweiten Mannschaft in Wermelskirchen erlebt, was es bedeutet, ohne Haftmittel spielen zu müssen. Es gibt viele technische Fehler, der Ball wird nass, ist durch den Schweiß kaum zu fassen - das ist ein ganz anderes Spiel. Der Ball ist glitschig und unbeherrschbar, wegen der vielen technischen Fehler geht das Tempo verloren. Auf Dauer kann man so keinen leistungsbezogenen Handball spielen. Das ist so, als ob man einem Unternehmen die Geschäftsgrundlage entzieht.

Welche Folgen hat das für die Planungen?

Schmahl Eigentlich wollten wir die Kaderplanung im Dezember abgeschlossen haben. Deshalb haben wir auch Versuche mit selbstklebenden Bällen unseres Partners Select und anderem gestartet, aber alles nicht mit durchschlagendem Erfolg. Es erfolgte auch eine Vorstellung des Balles im Rat, um zu verdeutlichen, dass der Ball keine Alternative ist. Ich stelle fest: Es gibt in Haan kein Kino, keine Diskothek und vielleicht bald auch keinen ambitionierten Handball mehr. Was hat die Stadt dann noch außer der Kirmes einmal im Jahr?

Sie sehen also die Politik in der Pflicht?

Schmahl Wenn die Leute, die Leistungshandball spielen wollen und können, nach Solingen oder Langenfeld abwandern, muss die Verantwortung dafür auch die Politik mittragen. Wir wollen uns im ehrenamtlichen Umfeld breit aufstellen und die Nordrheinliga angehen. Spieler wie Lennard Austrup, Raphael Korbmacher oder Pascal Schusdzarra haben sich auch deshalb für uns entschieden. Jetzt haben wir Schwierigkeiten mit Neuverpflichtungen und das steht in direktem Zusammenhang mit der Haftmittelfrage. Wir haben keine Planungssicherheit, sondern es herrscht Verunsicherung. Die jetzige Regelung, dass wir das Haftmittel am Wochenende nutzen dürfen, ist zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben. Das hat für uns keinen Nährwert, da wir uns nach dem Training ohne Harz im Spiel immer wieder auf eine völlig andere Situation einstellen müssen.

Wie sieht denn der Kader für die Saison 2018/2019 aus?

Schmahl Momentan können wir noch keinen Neuzugang vermelden. Die Nordrheinliga ist aber ein ambitioniertes Ziel und ohne Verpflichtungen von außen nicht zu realisieren. Fest steht aber schon, dass wir verstärkt unsere A-Jugend in den Trainingsbetrieb mit einbinden wollen.

Wie viel Zeit geben Sie dem Verein und der Stadt noch, das Problem zu lösen?

Schmahl Die Idee Nordrheinliga hat auch ganz viel mit der Kommune zu tun - mit Wollen und Nicht-Wollen. Wenn man nie einen Handball in der Hand hatte, hat man keine Vorstellung davon und auch wenig Verständnis für das Haftmittelthema. Das kann ich gut verstehen, es ist für die Politik und die Stadt lästig. Ich will aber auch sagen, dass die Unitas immer wieder Kompromissbereitschaft signalisiert hat und weiter an eine Lösung glaubt. Es gibt Hoffnung, auch dank unserer Bürgermeisterin.

Kann die Unitas nächste Saison ein wettbewerbsfähiges Team stellen?

Schmahl Ungeachtet der Haftmittelsituation bleibt der Kader weitgehend zusammen. Ohne Zugänge spielen wir aber keine ambitionierte Rolle in der Liga. Im Moment sehen wir uns noch als Aushängeschild der Stadt Haan, würden gerne weiter dafür arbeiten und an die Tradition der letzten 70 Jahre anknüpfen. Schaut man in andere Städte, so wird der Wert von Sportvereinen in meiner Wahrnehmung mehr geschätzt. Langenfeld zum Beispiel hat bundesweit als Amateur-Pokalsieger über den Handball auf sich aufmerksam gemacht. Ich glaube, es wäre auch im Interesse der Stadt Haan, wenn die Unitas eine über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Marke wäre.

BIRGIT SICKER FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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