Radsport Starker Endspurt bringt den Titel

Mettmann · Heinz Häusler gewinnt bei der Deutschen Straßenmeisterschaft der Senioren in Hamburg. Nach 2010 setzt sich der 45-jährige Radsportler vom Team-ME damit zum zweiten Mal die Krone auf - und lobt zugleich die gute Arbeit der Mannschaft,

Mettmann Mit 60 Stundenkilometern rast Heinz Häusler in die Kurve Richtung Ziel. Vor ihm liegen 700 Meter bis zum Titel, hinter ihm zwei Verfolger. Der Zeitfahrer fährt aus seinem Windschatten heraus, sprintet den Berg hinauf. Häusler unterdrückt den Impuls, ihm zu folgen. Er spürt, dass den Kontrahenten auf der Kuppe die Kräfte verlassen werden. Stattdessen belauert er den Konkurrenten aus Berlin. "Ihn durfte ich auf keinen Fall ziehen lassen", sagt er später. 250 Meter vor dem Ziel lässt er dann seinen Muskeln freien Lauf. Die Pedalen kreisen unter seinen Tritten, die Räder surren immer schneller. Scheinbar mit Leichtigkeit überholt er den Zeitfahrer. Häusler duckt sich unter dem Fahrtwind weg, schaut ein letztes Mal unter dem Arm hindurch nach hinten und rast über die Ziellinie. Heinz Häusler jubelt - und lässt sich als Deutscher Meister feiern.

Auf dem 100 Kilometer langen Weg zum Sieg in der Mastersklasse überließ der Straßenrennfahrer vom Team-ME nichts dem Zufall. Die Mission Gold war schon lange vor dem Startschuss genau geplant. "Aufgrund meiner Form wusste ich, dass ich es schaffen kann. Das habe ich bei der Teambesprechung auch offen gesagt und die Mannschaft hat mich voll unterstützt", berichtet der 45-Jährige. Gemeinsam fuhr er zuvor mit den Kollegen den fünf Kilometer langen Rundkurs ab, prägte sich jedes Detail des Profils genau ein und legte die Taktik fest.

"Die erste Hälfte des Rennens wollten wir das Feld kontrollieren, und wenn sich dann eine Gruppe absetzt, mitgehen, um die Entscheidung im Zielsprint zu suchen. Genauso ist es auch gekommen", beschreibt Häusler die Strategie. "Diese Zielstrebigkeit schätze ich an ihm. Er hatte eine Idee und hat sie umgesetzt", betont Jens Volkmann. Der Teamchef weiß jedoch, dass mit seinem Meister schnell das Temperament durchgeht. "Am liebsten wäre er schon in der dritten Runde weggefahren. Doch er hat im Rennen Geduld bewiesen und das war entscheidend."

Seit fünf Jahren sitzt Heinz Häusler für das Team-ME im Sattel und holte inzwischen den zweiten Titel. "Die Mannschaft zeichnet aus, dass sie im Mastersbereich drei starke Sportler hat, die auf Sieg fahren können, sich aber auch gegenseitig unterstützen", sagt der leidenschaftliche Radler. Häusler erntet aber auch Lob. "Er hat viel Erfahrung, ist sprintstark und mit seiner Klasse ein sehr wertvoller Fahrer, der sich eben auch in den Dienst des Teams stellt", betont Jens Volkmann. Ihn fasziniert die Verwandlung des Heinz Häusler, sobald er auf dem Rad sitzt. "Er ist eigentlich eher ruhig, ein richtiger Zahlenmensch. Doch im Rennen ist er nicht zu halten, da setzt er alles auf Angriff."

Diszipliniert bereitete sich Häusler auf seine Titeljagd vor. Jede Woche strampelte er sich 350 Kilometer ab, rollte an den Wochenenden mit der Eliteklasse an den Start. "Mit den Jungs bin ich Rennen gefahren, die doppelt so lang und im Schnitt zwei Stundenkilometer schneller waren als im Mastersbereich", berichtet Häusler. Als die Entscheidung naht, weiß er, dass er es schaffen kann. "Der Traum ist 2010 schon einmal für mich in Erfüllung gegangen und dieses Gefühl wollte ich unbedingt noch einmal erleben."

Seit seinem ersten Rennen Anfang der 80er Jahre fasziniert Häusler die einzigartige Mischung aus Taktik, Teamgeist und Tempo. "Im Laufe der Zeit habe ich viele Fahrertypen studiert und gelernt, sie einzuschätzen." Er wusste, dass der Berliner im Dreikampf um den Titel der stärkere Konkurrent war und den Zeitfahrer am letzten Anstieg die Kräfte verlassen würden. "Den gleichen Fehler hatte ich am Vortag gemacht und deshalb konnte ich ihn auf der Zielgeraden zunächst ziehen lassen", sagt der Deutsche Meister im Rückblick. Seine Strategie ging letztlich auf.

(domi)
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