Serie Ungewöhnliche Sportarten Sportkeglerinnen: Sie hängen an der Kugel

Mettmann · Die Damen des SKC Langenfeld/Paffrath sind eine fitte und disziplinierte Gruppe. Gleichzeitig haben sie es mit strengen Vorschriften zu tun.

 Gute-Laune-Gruppe: Für Rita Müller, Doris Buschhaus, Anna Röhrig, Kathrin Schnepf, Sandra Kaiser, Anna Ribbers und Manuela ter Haar (von rechts) ist Sportkegeln eine echte Leidenschaft. Die Damen des SKC Langenfeld/Paffrath sind darüber hinaus auch noch sehr erfolgreich unterwegs.

Gute-Laune-Gruppe: Für Rita Müller, Doris Buschhaus, Anna Röhrig, Kathrin Schnepf, Sandra Kaiser, Anna Ribbers und Manuela ter Haar (von rechts) ist Sportkegeln eine echte Leidenschaft. Die Damen des SKC Langenfeld/Paffrath sind darüber hinaus auch noch sehr erfolgreich unterwegs.

Foto: Ralph Matzerath

KREIS METTMANN Da sind die Damen des Sportkegel-Clubs (SKC) Langenfeld/Paffrath eisern. Während des Trainings gibt es keinen Alkohol, allenfalls danach mal ein Glas Sekt. Damit wäre das erste Vorurteil ausgeräumt. Die zehn Frauen zwischen 15 und 60 Jahren sind keine Feierabendkeglerinnen mit mehr Spaß am Trinken und Quatschen als am Sport. Sie sind disziplinierte Kämpferinnen, die nach kurzer Flaute wieder den Aufstieg in die Bundesliga geschafft haben. In der vergangenen Serie belegten sie in der NRW-Liga den ersten Platz. Und um das zweite Vorurteil auszuräumen: Sportkegeln ist kein gemütliches Kugelschieben. Es erfordert Fitness - zumindest, wenn man an hochklassigen Wettkämpfen teilnimmt wie die eingeschworene Gemeinschaft aus Langenfeld.

Allein das Gewicht der Kugel kann ungeübte ältere Frauen schon mal in die Knie zwingen. Genau 2,8 Kilo wiegt der Brocken, der mit einer Hand auf die Bahn gesetzt werden muss. Beim normalen Training, das die Keglerinnen ein- bis zweimal in der Woche absolvieren, gilt das übrigens 120 Mal kurz hintereinander. "Das erfordert Konzentration und eine gute Kondition und entspricht an einem Abend einem 5000-Meter-Lauf", sagt Anne Röhrig (60), die seit 2014 im Verein ist. Sie kegelt aber schon seit dem 16. Lebensjahr.

In einem Wettkampf spielen zwei Mannschaften mit jeweils sechs Spielerinnen in drei Blöcken gegeneinander. Jeder Block besteht aus zwei Heimspielerinnen und zwei Gästen. Pro Spielerin sind 120 Wurf zu absolvieren. Es wird vor allem in die Vollen gekegelt und abgeräumt - auf jeder Bahn 15/15 Würfe mit Gassenzwang. Gespielt wird in der hiesigen Region übrigens auf Scherenbahnen, die schmal anlaufen und hinten breiter werden. Der Gegensatz dazu sind breite Asphaltbahnen oder schmale Bohlebahnen.

14 Spieltage warten in dieser Saison auf die Langenfelder Sportkeglerinnen. Im Anschluss daran werden die Play Offs (Platz eins bis vier) und die Play Downs (Platz fünf bis acht) ausgespielt. Dann erst zeigt sich, wer wirklich absteigt und wer in die Relegation darf.

"Wir reisen viel", berichten die Damen, "250 Kilometer bis ins Saarland oder nach Südhessen - rund 190 Kilometer. Und wir bezahlen alles selbst." Meist ist neben den festen sechs Mannschaftsspielerinnen auch noch eine Ersatzspielerin dabei, falls mal jemand ausfällt.

Bei einem Doppelspieltag steht die Mannschaft zwei Tage lang je drei Stunden auf der Bahn. Dazu kommt, dass jedes Team auswärts eine halbe Stunde vorher anwesend sein muss. Es folgen Begrüßung, Ligen-Spiel, Verabschiedung, duschen, Heimweg. "Da wissen wir nachher, was wir getan haben", betont Manuela ter Haar, die Teamsprecherin. Bei derart viel Aufwand wundert es nicht, dass besonders bei den Frauen das Interesse am Kegelsport rückläufig ist und manche Bundesländer gar keine Damenmannschaften mehr stellen. "Es fehlt uns der Nachwuchs. Außerdem haben andere Sportarten ein besseres Image und sind für viele junge Menschen interessanter", findet ter Haar. In vielen Städten gebe es keine Sportkegelanlagen mehr. Anders ist es in Langenfeld, wo die Kegler in der Halle am Freizeitpark ihr Zuhause haben.

Die aktiven Spielerinnen nehmen oft einen weiten Weg auf sich, um ihre Kugeln in der hochwertig ausgestatteten Manni-Jung-Sportkegelhalle auf die Bahn zu setzen. Sie kommen aus Köln, Remscheid, Hilden, Frechen, Solingen und Ratingen nach Langenfeld. Was sie zusammenschweißt, ist das Gefühl, etwas erreichen zu können: "Wir schlagen uns nicht schlecht." Die nette Gemeinschaft der unterschiedlichen Generationen ist ihnen ebenfalls viel wert.

(RP)
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