Basketball Spielertrainer Karal ist ein Siegertyp

Sw · Der 37-jährige Basketballer feierte in seiner aktiven Karriere mit verschiedenen Mannschaften Aufstiege. Mit dem TuS Hilden schaffte er den Sprung in die 2. Regionalliga - und richtet auch hier den Blick am liebsten nach oben.

Baskets Wuppertal - TuS Hilden. Das Hinspiel zählt zweifelsohne nicht zu den Glanzlichtern der TuSBasketballer in dieser Saison. Weil sie seinerzeit in eigener Halle das dritte Viertel vollkommen verschliefen, stand am Ende eine 60:73-Niederlage zu Buche. Inzwischen haben die Hildener aber in der 2. Regionalliga in die Spur gefunden - und wollen heute Abend (20 Uhr) den Spieß umdrehen. Obgleich die personellen Vorzeichen alles andere als gut sind. Denn ausgerechnet Alexander Blankenstein, der zuletzt als sicherer Drei-Punkte-Werfer überzeugte, knickte im Training mit dem Fuß um und fällt aus. Dafür hilft aber Ingmar Gettmann an diesem Wochenende aus. Und Cem Karal hofft auch auf den Einsatz von Dominik Polynice, der nach einem heftigen grippalen Infekt aber Trainingsrückstand ausweist. Das gilt auch für Mattheus Kondraciewicz, der vielleicht in den Kader zurückkehrt.

Trotz des personellen Engpasses geht Karal aber angriffslustig in die Begegnung. "Ich will immer gewinnen", sagt er. Eine Einstellung, die ihm in seiner langen sportlichen Karriere viele Erfolge brachte. Und mit der er auch den TuS 96 zurück in die 2. Regionalliga führte. "Er strahlt innerhalb der Mannschaft Ruhe aus und hat die entsprechende Erfahrung mitgebracht", lobt Gerd Klever den Spielertrainer. "Er ist ein wichtiger Baustein", betont der Abteilungsleiter und fügt hinzu: "In dieser Saison sollte er eigentlich weniger spielen, aber man kann den Kader nicht immer so zusammenstellen, wie man es sich wünscht." Deshalb lief Karal in den vergangenen Wochen trotz muskulärer Probleme immer wieder auf. Heute Abend will der 37Jährige aber pausieren, um seine Verletzung über die Karnevalstage auszukurieren.

Wie wichtig die Regeneration ist, weiß er schon von Berufs wegen. Denn der gebürtige Istanbuler studierte an der Marmara-Universität Sportwissenschaft. In dieser Zeit trat er im Basketball kürzer. "In der Türkei geht es nicht wirklich, Studium und professionellen Sport unter einen Hut zu bringen. Die Profis, die zweimal am Tag trainieren, haben da kein Verständnis für."

Erst mit elf Jahren begann Karal mit dem Basketball. Als Jugendlicher spielte er für Besiktas Istanbul, stand als U 18-Akteur sogar im Bundesliga-Kader der Herrenmannschaft, ohne wirklich ins Team zu rutschen. Später spielte Karal in der 2. Bundesliga für Makospor und Tatspor. Und feierte in der Türkei mit drei verschiedenen Mannschaften den Aufstieg in die Zweite Liga.

Eine Erfahrung, die der gelernte Sportlehrer nicht missen möchte. Zumal er inzwischen in einem ganz anderen Beruf arbeitet. Bereits 2001 kam er in der Heimat über den Bekanntenkreis zu einem Job in einer Lebensmittelfirma. 2007 folgte das Angebot eines türkischen Lebensmittelunternehmens mit Sitz in Deutschland - Cem Karal nahm es an, ist dort nun schon seit acht Jahren als Verkaufsleiter tätig. "Der Sport war eine Mega-Integrationsgelegenheit für mich", sagt er. "Er hat mir viele Freunde gebracht. Nur in den ersten Monaten war es schwierig. Ich musste das System lernen, habe einen Deutschkurs besucht - danach ging es wie geschmiert. Ich fühle mich voll integriert."

Im Basketball fing Cem Karal wieder ganz unten an, in der Kreisliga bei Tusa 06 Düsseldorf. Mit einem Sieg über Dynamic Squad gelang der Aufstieg. "Im Pokalspiel gegen die SG Langenfeld habe ich gesehen, dass es auch höher geht", berichtet Karal. Der Oberligist sprach ihn an und der Flügelspieler wechselte. Besser noch: "Wir sind vor der BG Kamp-Lintfort Meister geworden." Auch mit dem ART Düsseldorf feierte er später den Oberliga-Titel und schaffte nach einem Intermezzo beim TuS Opladen mit dem Barmer TV sogar den Sprung von der Oberliga über die 2. bis in die 1. Regionalliga.

Im September 2013 kam Cem Karal zum TuS Hilden - und realisierte mit dem Oberligisten gleich im ersten Jahr die Rückkehr in die 2. Regionalliga. Längst peilt der Spielertrainer auch mit dem TuS 96 höhere Ziele an. "Ich bin ehrgeizig und will immer gewinnen, egal in welcher Liga. Aber das schafft man nicht allein - Basketball ist ein Teamsport", betont er. Und glaubt: "Der Verein hat bislang nur 30 bis 40 Prozent seines Potenzials ausgeschöpft." Die 1. Regionalliga ist für Karal durchaus ein Ziel, er schränkt aber auch ein: "Ich weiß nicht, ob der Verein dafür bereit ist, denn eine höhere Liga würde ja auch kosten." Zumindest den Vizetitel hat der Coach noch nicht aus dem Auge verloren. Zugleich richtet er den Blick aber auch nach unten. "Jetzt haben wir einen ganz guten Rhythmus, aber im Basketball kann alles passieren -mit zwei Niederlagen ist man ganz schnell wieder hinten." Seine Ruhe verliert der 37-Jährige, der seit 2013 verheiratet ist, aber auch dann nicht - dafür sorgt allein Sohnemann Can, der morgen das zweite Lebensjahr vollendet.

(RP)
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