Lokalsport Sein Herz sagt: "Polen gewinnt 1:0"

Kreis Mettmann · Der frühere Fußball-Profi Marek Lesniak, der auch für den SV Hilden-Nord, Ratingen 04/19 und TuSpo Richrath tätig war, blickt auf das EM-Spiel heute Abend. Das deutsche Team ist für ihn Favorit. Die Daumen drückt er aber seiner Heimat.

Lokalsport: Sein Herz sagt: "Polen gewinnt 1:0"
Foto: Matzerath Ralph

Sein Name gilt etwas in der Fußball-Welt. Immer noch. Obwohl er schon ein paar Jahre von der großen Bühne abgetreten ist. Marek Lesniak hat schließlich viel erlebt und viel erreicht mit seiner Leidenschaft. Dabei war es nie seine Art, sich in den Vordergrund zu drängen oder den Lautsprecher zu geben. Dieses Feld hat der 52-Jährige stets anderen überlassen. Lesniak war immer der Typ Arbeiter. Seine ehrliche Art kam bei den Fans gut an, sein Wort hat Gewicht. Er meint, was er sagt. Alles zusammen macht ihn zum perfekten Fachmann für die Europameisterschaft in Frankreich - und ganz besonders für das Spiel der deutschen Mannschaft heute Abend gegen Polen. Natürlich wird Lesniak das Spiel sehen. Und obwohl er inzwischen fast 30 Jahre in Deutschland lebt, sind die Sympathien klar verteilt: "Ich drücke Polen von ganzem Herzen die Daumen."

Weil der heutige Trainer der SpVg. Olpe (Westfalenliga) ein Fachmann ist, vermag er die Situation aber auch sehr sachlich zu analysieren. "Deutschland hat nicht nur acht oder neun gute Spieler, sondern zehn oder elf. Die Mannschaft funktioniert, der Teamgeist ist gut. Und Leute wie Toni Kroos, Sami Khedira, Thomas Müller oder Mesut Özil - das sind alles Spieler, die eine Partie selbst aus dem Nichts entscheiden können", findet Lesniak. Natürlich findet er auch Robert Lewandowski klasse, den Bundesliga-Torschützenkönig von Bayern München, der fast drei Jahrzehnte später so etwas wie sein Nachfolger im Angriff der Polen ist. "Aber alleine kannst du ein Spiel nicht gewinnen", betont der frühere Bundesliga-Profi, "und er muss auch die richtigen Bälle bekommen."

Er hofft immerhin, dass Lewandowski heute Abend mehr Raum bekommt als beim mühseligen 1:0 der Polen vom Auftakt gegen Nordirland: "Die deutsche Mannschaft spielt ja keine Manndeckung, sie verteidigt im Raum." Unter Abwägung aller Stärken und Schwächen wagt Lesniak am Ende einen Tipp. "Mein Verstand sagt, dass Deutschland 2:1 gewinnt. Aber mein Herz sagt, dass Polen 1:0 gewinnt. Wir haben nichts zu verlieren." Und was passiert, wenn der Außenseiter den Weltmeister tatsächlich bezwingt? "Dann ist in Polen Feiertag", vermutet Lesniak.

Als er mit 24 Jahren seine polnische Heimat verließ und 1988 von Pogon Stettin zum Bundesligisten Bayer Leverkusen wechselte, bereicherte er die höchste deutsche Spielklasse - durch seine ehrliche Art, Fußball zu spielen. In Leverkusen hatten sie ihn ganz besonders am 21. Oktober 1989 in ihr Herz geschlossen. Da spielte Bayer bei den Bayern und gewann durch den Lesniak-Treffer in München mit 1:0. Lesniak bestritt für Bayer über 100 Erstliga-Spiele, ehe er 1992 zur SG Wattenscheid 09 wechselte (damals ebenfalls Bundesliga).

Als Profi war Lesniak nach Umwegen über 1860 München, den KFC Uerdingen und Xamax Neuchatel (Schweiz) über 50 Zweitligaspiele für Fortuna Düsseldorf im Einsatz. Preußen Münster und die SSVg. Velbert hängte er als Stationen dran. Für den SV Hilden-Nord war er in der Vorrunde der Verbandsliga 2005/2006 als Spieler tätig, ehe er Ratingen 04/19 als Trainer übernahm - und sich dort selbst im fortschreitenden Fußballer-Alter als Spieler in den Dienst der Mannschaft stellte, um noch etwas zu bewegen. Obwohl Ratingen damals die Klasse hielt, musste Lesniak am Ende gehen.

Über BW Rehden, Velbert und Wattenscheid fand der Trainer Lesniak 2011 den Weg zum damaligen Landesligisten TuSpo Richrath. Daraus entwickelte sich zunehmend ein unwürdiges Geschachere, an dessen Ende der Ex-Profi mit in einer Plastik-Tüte verpackten Weinflaschen verabschiedet wurde. Die Richra-ther Zeit bis in den Sommer 2013 hinein war definitiv dazu geeignet, dem Fußball-Verrückten den Spaß an seinem Sport zu verderben. Und obwohl dieses Kapitel abgehakt ist, klinkte sich Lesniak damals etwa ein halbes Jahr lang aus, ehe er beim FV Wiehl im Oberbergischen eine neue sportliche Bleibe fand. Der Verein beschäftigte den Coach als Co-Trainer der Landesliga-Mannschaft und der A-Junioren. Vor einem Jahr übernahm er das Traineramt bei der gerade aus der Landesliga in die Westfalenliga aufgestiegenen SpVg. Olpe, die er in der Saison eins nach dem Aufstieg auf den ordentlichen fünften Platz führte.

"In der nächsten Saison will ich hoch", betont Lesniak, der damit den Sprung in die starke Oberliga Westfalen meint. Zur positiven sportlichen Entwicklung passen die jüngsten Veränderungen im privaten Leben des Menschen Lesniak- und dafür sind die Kinder verantwortlich: "Unser Verhältnis ist Weltklasse." Noch besser: Lesniak hat inzwischen zwei Enkelkinder - ein Mädchen und einen Jungen. Der stolze Großvater scheint im Sommer 2016 mehr denn je mit sich im Reinen zu sein. In den Vordergrund drängen? Den Lautsprecher geben? Das wird nie etwas sein, womit Marek Lesniak viel anfangen kann. Mit dem ihm eigenen trockenen Humor hat er es mal so formuliert: "Trainer bei Bayern München werde ich wohl nicht mehr." Es gibt einfach sehr viele Gründe dafür, dass sein Name immer noch etwas zählt in der Fußball-Welt von heute.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort