Mettmann Sozialstunden unter freiem Himmel

Mettmann · Im Stadtwald leisten Jugendliche aus Mettmann, Haan, Wülfrath und Heiligenhaus Sozialstunden ab, die sie etwa für Körperverletzung und Diebstahl durch das Gericht erhalten haben. Wer nicht kommt, dem droht Arrest.

 Einar Sosna vom Verein Neue Wege betreut die acht Jugendlichen, die etwa 25 Sozialstunden im Mettmanner Stadtwald ableisten.

Einar Sosna vom Verein Neue Wege betreut die acht Jugendlichen, die etwa 25 Sozialstunden im Mettmanner Stadtwald ableisten.

Foto: Achim Blazy

Wenn Jugendliche Mitschüler verprügeln, in einem Kiosk Bier stehlen oder mit geringen Mengen Drogen erwischt werden, kommen sie nicht direkt in den Knast. Weil beim Jugendstrafrecht der Erziehungsgedanke eine besondere Rolle spielt, haben die Richter viele Möglichkeiten. Bei kleineren Delikten sowie Ersttätern werden meist Sozialstunden verhängt. Die Heranwachsenden müssen ihre Strafe - meist zwischen 10 und 60 so genannte "Arbeitsstunden" etwa in sozialen Einrichtungen ableisten. Wie man es auch anders machen kann, zeigt ein Projekt des Vereins "Neue Wege". In dieser Woche werden acht Jugendliche, die zu Arbeitsstunden verurteilt worden sind, im Mettmanner Stadtwald gebraucht. Sie befreien den Wald von toten Hölzern, schrubben Bänke und räumen rund um die alte Minigolfanlage neben dem Naturbad mal so richtig auf. "Zu tun gibt es hier immer was", sagt Dieter Quack. Der Pensionär, der lange Jahre im Mettmanner Jugendamt beschäftigt war, arbeitet seit sechs Jahren ehrenamtlich mit. Aufgaben findet er für die Jugendlichen immer und obwohl die jungen Menschen erst seit zwei Tagen dabei sind: "Die machen wirklich gut mit". Eine ganze Baumwurzel wurde bereits ausgegraben.

Mit ins Leben gerufen haben das Projekt die beiden Jugendgerichtshelfer Manfred Cserni aus Mettmann und sein Kollege Einar Sosna aus der Nachbarstadt Haan. Die beiden achten darauf, dass Regeln eingehalten werden. "Wer die Sozialstunden nicht antritt, der muss in den Arrest", erklärt Cserni. Ein Wochenende, eine Woche - er hat sogar Fälle erlebt, in denen Jugendliche bis zu drei Wochen in den Arrest gegangen sind. "Die Sozialstunden müssen die aber trotzdem noch ableisten", sagt Sosna. Arrest absitzen, statt Sozialstunden zu leisten - das laufe nicht. Die beiden Jugendgerichtshelfer erkennen in den vergangenen Jahren eine zunehmende "Egal"-Haltung bei den Jugendlichen. "Richterliche Vorladungen", "Zeugenbefragungen" - das werde von vielen Jugendlichen heute nicht mehr so ernst genommen. "Die leben im Heute", sagt Cserni.

In dieser Woche werden insgesamt acht Jugendliche 25 Arbeitsstunden ableisten. Es geht nicht nur um die eigentliche Arbeit im Wald und in der freien Natur, sondern auch Regeln einzuhalten, Arbeitszeiten anzuerkennen. "Für viele ist es die erste Arbeit überhaupt", sagt Sosna. Wer mit den Regeln nicht klarkommt, der wird rausgeschmissen. Dann muss der Richter eventuell eine andere Maßnahme für die Jugendlichen finden.

(RP)
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