Mettmann Möbel Birkenkamp schließt nach 181 Jahren

Mettmann · Das Mettmanner Traditionsunternehmen hat in drei Jahrhunderten geöffnet gehabt. Das Beerdigungsunternehmen bleibt vorerst.

 Dieter Birkenkamp hat keinen Nachfolger für das Fachgeschäft in der Innenstadt. Er schließt Anfang nächsten Jahres.

Dieter Birkenkamp hat keinen Nachfolger für das Fachgeschäft in der Innenstadt. Er schließt Anfang nächsten Jahres.

Foto: Dietrich Janicki

Der älteste Schreiner-Handwerksbetrieb in Mettmann, die Schreinerei mit dem Möbelgeschäft Birkenkamp, schließt Anfang des nächsten Jahres. "Ich habe selbst keine Kinder, meine Schwester kein Interesse an einer Übernahme des Unternehmens. Außerdem ist das Internet ein großer Konkurrent", sagt Dieter Birkenkamp (55), Chef und Inhaber des Geschäftes in sechster Generation.

Der Schritt aufzugeben, sei ihm nicht leicht gefallen, sagt er. "Da hängt jede Menge Herzblut und Tradition an unserem Geschäft." Doch er sieht keine andere Chance. "Einen Nachfolger im inhabergeführten Einzelhandel zu finden, ist heute sehr schwierig", betont Dieter Birkenkamp.

Hinzu komme, dass viele Menschen im Internet ihre hochwertigen Designermöbel bestellen oder Neubürger, die sich gerade ein Haus gekauft haben, finanziell Prioritäten setzen müssen und eher eine preiswerte und schlichte Möbelausstattung bei einem großen Möbelhaus kaufen.

Im November 1835 gründete Dietrich Heinrich Birkenkamp an der Bach-/Schwarzbachstraße die Bau- und Möbelschreinerei. Im Fachwerkhaus unter prächtigen Kastanien gab es noch keine Schaufenster, es wurde nur im Auftrag gefertigt. Vorwiegend Kirsche, Eiche und Nadelholz wurden am Anfang ohne moderne Maschinen fürs Sägen, Beischleifen und Lackieren verarbeitet. Die Schreinergenerationen haben die unterschiedlichen Stilepochen miterlebt vom bürgerlichen Biedermeier über den verspielten Jugendstil, die Gründerzeit und die Nierentisch-Ära bis in die Moderne.

Schon immer wurden bei Birkenkamp junge Menschen ausgebildet. Eines werden sie alle nicht vergessen, so erzählt es die kleine gerahmte Familienchronik an der Wand: "Die Meister hatten so ihre speziellen Ideen, die neuen Zöglinge besonders zu erfreuen'. So wurden die armen Kerle kilometerweit weggeschickt, um einen einzigen Nagel zu holen oder eine Libelle, das ist die Luftblase für eine Wasserwaage, zu besorgen. Der Lohn war schallendes Gelächter."

Wie bei vielen Schreinereien wurden auch bei Birkenkamp von Anfang an Särge hergestellt. Das Bestattungsunternehmen hat neben der Schreinerei eine ähnlich lange Tradition.

Seit den 60er und 70er Jahren hat sich Birkenkamp auf Designermöbel spezialisiert: "Mein Vater Siegfried kam von einem Urlaub, den er in Italien verbrachte. Dort hatte er viele schöne Möbel gesehen. Er sagte sich, der Verkauf so schöner Stücke könne auch in Deutschland gut laufen." Birkenkamp war über die Stadtgrenzen von Mettmann für seine hochwertigen Möbel bekannt. Seit 2013 spürt Dieter Birkenkamp einen Umsatz-Rückgang im Handel. Die Gewinnspannen wurden immer geringer. "Ich musste die Notbremse ziehen", sagt er heute. Drei Menschen werden ihren Arbeitsplatz verlieren.

Birkenkamp will in einem kleinen Büro in einem Teil des Geschäftes das Bestattungsgeschäft weiterführen und zunächst in Mettmann wohnen bleiben. Das Ladenlokal und die Schreinerei sollen verpachtet werden.

(RP)
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