Kreis Mettmann Mit neuer Niere wieder stark am Netz

Kreis Mettmann · Dieter Röhricht lebt seit einem Jahr mit einem neuen Organ. Drei Jahre wartete er auf eine Transplantation.

 Spiel, Satz und Sieg - Dieter Röhricht spielt (links) Tennis mit seinen Doppelpartnern Helmuth Garchow, Werner Schippre und Wolfgang Brunner.

Spiel, Satz und Sieg - Dieter Röhricht spielt (links) Tennis mit seinen Doppelpartnern Helmuth Garchow, Werner Schippre und Wolfgang Brunner.

Foto: Olaf Staschik

"Nachts um drei ging das Telefon", erinnert sich Dieter Röhricht (68) an den 2. September vorigen Jahres. "Kommen Sie sofort, wir haben eine Niere für Sie", sagte eine Mitarbeiterin der Uniklinik Düsseldorf. Der Hildener war noch schneller im Krankenhaus als die Niere, die die europäische Transplantationszentrale in Leiden (Niederlande) gefunden hatte. Woher die Niere kam oder wer der Spender ist, erfährt der Patient in der Regel nicht. Drei Stunden dauerte am Spätnachmittag des Tages die Operation bei Professor Grabensee in einem der führenden deutschen Transplantationszentren.

"Nur" drei Jahre hatte der gebürtige Oldenburger auf den entscheidenden Anruf warten müssen. In der Regel dauert es bei seiner seltenen Blutgruppe 0 acht bis zehn Jahre, bis das passende Organ gefunden ist. Bei der Dialysebehandlung, die er seit 2012 dreimal wöchentlich jeweils fast fünf Stunden absolvierte, erfuhr er von einem speziellen "Seniorenprogramm 65+". Es ist eine Möglichkeit für Patienten, die bereit sind, die Niere eines lebensälteren Spenders anzunehmen.

Die Nieren-Probleme des gelernten Chemielaboranten wurden eher bekannt, als die berufsgenossenschaftlich vorgeschriebenen Untersuchungen Auffälligkeiten zeigten. Dennoch dauerte es mehrere Jahre, bis ein Nieren-Facharzt (Nephrologe) im Jahr 2000 feststellte, dass beide Nieren nur noch 30 Prozent Leistung erbrachten. Mit Medikamenten konnte sein Zustand zwar auf immer niedrigerem Niveau stabilisiert werden, aber vor vier Jahren - bei nur noch zehn Prozent Nierenleistung - führte kein Weg an der regelmäßigen Blutreinigung vorbei.

Der umtriebige Sportler, Hobby-Mineraloge und Gartenliebhaber wollte nicht große Teile des Tages in der Dialysestation verbringen, deshalb entschied er sich für die nächtliche Dialyse, die das Haaner Krankenhaus anbietet. Um 20 Uhr fuhr er in die Gartenstadt, um drei Uhr in der Nacht ging es zurück ins eigene Bett am Hildener Bolthaus, und um sieben Uhr stand er "frisch, fröhlich, fit" auf, um seinen Alltag zu gestalten. Röhricht gehörte zu den maximal einem Drittel Dialyse-Patienten, die die Behandlung ohne Probleme oder Leistungseinschränkung vertragen.

Er sammelte weiter bei anstrengenden Touren Mineralien, schwamm im See hinter dem Haus, und mit den Senioren des TSC stieg er im Sommer 2015 sogar in die Tennis-Verbandsliga auf. Die Einschränkungen der lebensbedrohlichen Erkrankung waren dennoch spürbar, auch für die Familienangehörigen, "erheblicher Zeitaufwand, keine Reisen möglich, Risiken der Dialyse, sowohl durch Infektionen als auch bei Dauerbehandlung".

Die Nachwirkungen der Operation sind für den Hildener nach zwölf Monaten noch spürbar, "als Dialysepatient fühlte ich mich fitter als jetzt", schmunzelt Röhricht. Sieben verschiedene Medikamente, verteilt auf 14 Tabletten im Tagesverlauf, zeigen Nebenwirkungen.

"Ich bin psychisch dünnhäutiger geworden", berichtet der Hildener. Dennoch rät er "jedem, der die Chance hat", zur Transplantation. "Unsere Lebensqualität hat sich eindeutig erhöht", bestätigt Ehefrau Inge. Die Nebenwirkungen wurden in den Aufklärungsgesprächen zwar erwähnt, "aber nicht so intensiv thematisiert", erinnert er sich. Wegen der fehlenden Fitness hat der Tennisfreund schon einen Plan: "Dann muss ich etwas mehr trainieren.".

(RP)
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