Mettmann Mit Häcksler und Motorsäge im Einsatz

Mettmann · Überall in der Stadt sind sie momentan wieder zu sehen und zu hören: Die Mitarbeiter vom Bauhof sind mit schweren Maschinen beim Winterrückschnitt der Grünflächen. Doch schon bald müssen sie die Motoren abstellen.

 Gehölz-Rückschnitt an der Blumenstraße. Der neue Häcksler des Bauhofs kommt zum Einsatz.

Gehölz-Rückschnitt an der Blumenstraße. Der neue Häcksler des Bauhofs kommt zum Einsatz.

Foto: Achim Blazy

Schon von weitem hört man das Krachen und Rotieren an der Blumenstraße. Drei Männer in orangenen Arbeitshosen füttern ein Ungetüm auf Kettenrädern, wuchten Äste und Sträucher in den nimmersatten Schlund. Seit dem Morgengrauen arbeitet hier, nahe der "Gemeinschaftsgrundschule Am Neandertal", der eigens angemietete Häcksler des Bauhofs Mettmann. Denn nur mit ihm können die Mitarbeiter ihr Ziel erreichen: Ein vollständiger Winterrückschnitt der Grünanlagen - und zwar bevor die Vogelschutzzeit beginnt.

In der Mittagszeit herrscht der Hochbetrieb dann auf dem Gelände des Baubetriebshofes. Neben Elektroschrott und Bergen von Papiermüll halten permanent Autos. Männer und Frauen steigen aus, hieven vollgepackte Säcke mit Grünschnitt in einen der drei Container.

Hier liegt er nun. Und der saftige Duft von Tanne und Fichte in der Winterluft romantisiert, dass er in Wahrheit das Ergebnis schweißtreibender Stunden im heimischen Garten ist.

Primel, Stiefmütterchen, Vergissmeinnicht? Diese Frühlingsblumen sucht man noch vergebens. "Die Primel verträgt zwar Kälte, aber den Frost nicht", sagt Thomas Gebhardt, Einsatzleiter der Grünflächenunterhaltung. Seine Brillengläser haben sich im Sonnenlicht dunkel gefärbt. Es ist trotzdem eiskalt. "Aber vor Ostern setzen wir die Frühlingsblumen noch in die Stadt." Dann blühen sie bis Mitte Mai, bis die Eisheiligen vorüber sind und die "Neuen" kommen. Begonie, Geranie oder Fuchsie heißen sie und prägen dann das Bild der Stadtbeete. Um Punkt 7 Uhr beginnt der Arbeitstag des Teams. Alexander Szanto hatte da bereits im Büro vorgearbeitet. Hat über den Einsatzplänen gegrübelt und bunt markierte Namen am Computer von links nach rechts geschoben.

Seine 16 Männer starten die Motoren und machen sich in fünf Kolonnen auf den Weg zu den Grünflächen. Sie haben die Stadt in drei Bezirke aufgeteilt. Jedem sein Revier. Dabei sind es mehrere Stellen, an denen es im Stadtgebiet momentan brennt. "An der Blumenstraße oder der Grundschule am Neandertal gibt es viel zu tun", sagt Szanto. Die am stärksten besetzte Kolonne ist der "Bauhof-Achter" in der Innenstadt von Mettmann. Kein Wunder. Das Zentrum einer Stadt ist wie das Schaufenster eines Geschäfts. Zwischen 100.000 und 200.000 Euro jährlich lässt sich die Stadt das kosten.

Noch bis Ende Februar bleibt Zeit für den Winterrückschnitt. Dann beginnt die Vogelbrutzeit. Eine Schutzzeit, in der den Tieren die Wipfel und Sträucher gehören. Motorsägen, Astkneifer und Häcksler schweigen dann, und die Aufmerksamkeit richtet sich auf das Wildkraut. Das sind Brennnesseln, Disteln oder die berüchtigte Quecke. "Die kennt wohl jeder Hobbygärtner", sagt Einsatzleiter Gebhardt. Mit 28 Jahren Berufserfahrung und starrer Miene spricht er über diesen penetrantesten aller Gegenspieler. "Die Quecke wird man wohl nie los." Und als er das sagt, erinnert dieser große Mann an Kapitän Ahab, der von Moby Dick erzählt. Denn die Quecke macht ihrer Namensherkunft (queck: "stark") alle Ehre, wenn sie sich, fest im Mettmanner Erdboden verwurzelt, nahezu unentdeckt ausbreitet.

Den Klimawandel spüren sie hier auch. Einsatzpläne verschieben sich wegen Frosts und Schnee im Februar, während der klassische Winter ausbleibt. Danach richten sie sich auf dem Bauhof.

Doch der Beruf bleibt hart, denn sie müssen bei jeder Witterung heraus. Tipps für Hobbygärtner zu geben und Kniffe zu verraten fällt deswegen schwer. Zu unstet ist das Wetter und zu individuell ist der private Garten. "Das norddeutsche Grün hält den Frost besser aus", sagt Gebhardt.

Um 16 Uhr ist Feierabend. Wenn die orangenen Fahrzeuge zurückkehren, beginnt für viele private Hobbygärtner erst die Gartenarbeit. Am folgenden Tag sieht man sie dann wieder, wie sie ihre vollgepackten Säcke mit Grünschnitt den Schredderanlagen überlassen.

(ball)
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