Erkrath Lokschuppen: Von der Bauruine zum Glanzstück

Erkrath · Vor 20 Jahren entdeckte der Erkrather Gottfried Bander den runtergekommenen Lokschuppen in Hochdahl. Vom ersten Moment an stand sein Vorhaben fest: ihn zum Eisenbahnmuseum zu machen.

Vor 20 Jahren entdeckte der Erkrather Gottfried Bander den runtergekommenen Lokschuppen in Hochdahl. Vom ersten Moment an stand sein Vorhaben fest: ihn zum Eisenbahnmuseum zu machen.

Der Lokschuppen Hochdahl, heute die erste Adresse im gesellschaftlichen Leben in den Stadtgrenzen Erkraths, war nur zweite Wahl. Dies ist eine der Erkenntnisse, die sich im Gespräch mit Initiator Gottfried Bander in der Rückschau auf über 20 Jahre Aufbauarbeit offenbaren. Der Ur-Trillser erinnert sich, dass es nur einem einzigen außergewöhnlichen Moment geschuldet ist, dass er die unbändige Motivation zum jahrzehntelangen Zupacken aufbringen konnte. Dieses Erlebnis ereignete sich bei einer Ausstellung über die hiesige Eisenbahngeschichte, die der damalige Vorsitzende des Bürgervereins Fritz Kampschulte im Hochdahler Hof, einer heute nicht mehr existierenden gesellschaftlichen Institution, anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Düsseldorf-Elberfelder Bahnlinie zusammengestellt hatte. Hier entdeckte Bander, welche historischen Perlen rund um den steilen Aufstieg praktisch gleich vor der eigenen Haustüre schlummerten.

Sein Plan stand damit fest – ein Heimatmuseum mit Schwerpunkt auf der Eisenbahngeschichte sollte in Hochdahl eingerichtet werden. Naheliegend war der Gedanke, das alte Hochdahler Bahnhofsgebäude zu diesem Zwecke umzuwidmen. Ungünstigerweise war der Bahnhof kurz vorher an einen Immobilieninvestor veräußert worden, der seinerseits einen Verkauf ablehnte.

Bander versuchte einen Handstreich und bot eine Gebäudescharade an – das Trillser Kloster Maria Hilf im Tausch gegen den Hochdahler Bahnhof. Auch das wurde abgelehnt.

Das Vorhaben hatte einen ersten Rückschlag erlitten, und Bander sah sich gezwungen, wollte er doch an der Realisierung seines Traumes festhalten, mit der zweiten Wahl, dem heruntergekommenen und zugemüllten Lokschuppen, vorlieb zu nehmen. Der Kaufvertrag wurde im Jahr 1991 unterschrieben.

Seit diesem Zeitpunkt hat Bander alle Renovierungsschritte fotografisch festgehalten, und die entstandenen Bilder in einem feinen kleinen Album gesammelt. Dieses Buch wirkt wie eine Essenz der zahlreichen Geschehnisse nach der Tabula rasa-Situation der ersten Tage. Sich dessen Wert bewusst geworden, hat Bander diese Chronik vor kurzem von einem litauischen Buchbinder meisterlich in Leder binden lassen. Den Deckel ziert ein Rundbogentor, dem Symbol des Lokschuppens.

Die einst desolate Ausgangslage vermittelt sich durch die ersten Fotos des Albums. Zugemauerte Fenster, lieblose Graffitibemalung, illegale Abfallkippen sind die Motive der Aufnahmen aus der Anfangszeit. Blättert man weiter, so ist erkennbar, dass der Renovierung ein geradezu minutiöser Plan Banders zugrunde liegt. Restaurator Meinhard Sucker hat viele der Arbeiten, zum Beispiel die Freilegung der am Ort produzierten Feldbrandziegel, ausgeführt.

So wie er es sich zum Beginn der Neunziger Jahre vorgestellt hatte, steht der Lokschuppen heute tatsächlich in vollem Glanz dar. Niederbergische Sturköpfigkeit, in Verbindung mit den ihm durch seine Frau und seine Schwiegereltern zugetragenen schwedischen Tugenden Perfektionismus und Gemeinschaftssinn prägen sowohl Banders Stil als auch die Atmosphäre im Lokschuppen. Im Mittelpunkt steht, wie vorgesehen, die Ausstellung des Eisenbahn- und Heimatmuseums Erkrath-Hochdahl, das heute von Fritz Kampschultes Sohn Udo geführt wird und über den Bander voll des Lobes ist: "Ich bin froh, dass er so aktiv ist." Zweites Standbein ist das Restaurant Olive, geführt von Maitre Ingo Hopmann, über den Bander sagt: "Ich bin heute glücklich, dass ich ihn habe."

Hinzu kommt die Einbindung der traditionsreichen Hochdahler Chöre, deren Protektor Bander ist: "Um nur einen zu nennen: der Vorsitzende Detmar von Foerster arbeitet sehr gut für den Chor. Dafür bin ich sehr dankbar." Schon zur Einweihung am 13. September 1997 brachte der Männergesangverein ein Ständchen. Heute ist der Lokschuppen das Stammkonzerthaus der Chöre, nicht zuletzt dank einer hervorragenden Akustik, die bei den ersten Konzerten überraschend festgestellt und dadurch umso dankbarer angenommen wurde. Auch der Bürgerverein, als dessen stellvertretender Vorsitzender Bander heute fungiert, nutzt die geräumige Halle zu Versammlungen. Die Stadt Erkrath honoriert die erheblichen Bereicherung des kulturellen Lebens, indem sie den jährlichen vom ehemaligen Musikschulleiter Jakob "Jacky" Müller organisierten Jazzsommer, sowie im Herbst die lokale Kunstausstellung, die sogar von "Erkart" in "Lokart" umbenannt wurde, unterstützt.

Es erstaunt erneut, wenn Bander als Erbauer des Bahnmuseums gesteht: "Ich selbst bin überhaupt kein Eisenbahnfreak. Mir macht es nur Spaß zu sehen, dass andere daran Spaß haben." Als emotionaler Mensch ist Bander seit seiner Jugend ein von der Sehnsucht Getriebener. In einer Beamtenfamilie mit seinen Brüdern Otto und Herbert und seiner Schwester Anna Maria im Schatten der Franziskuskirche in Trills aufgewachsen, war er vom Fernweh gepackt, schon fast auf dem Sprung nach Australien. Noch heute reist er gerne zu seinem tatsächlich ausgewanderten Bruder nach Bolivien. Doch seinen nach tieferen Erkenntnissen suchenden Blick hat er längst nicht mehr auf die Ferne, sondern auf die historischen Wurzeln gelenkt. Dramatisch manifest wird die Überschneidung von eigener und lokaler Geschichte im auf dem Museumsgelände ausgestellten Motor des über Hochdahl abgestürzten kanadischen Weltkriegsbombers. Der Pilot der Maschine war damals genau auf der Waschküche von Banders Vater gelandet. Nachdem nun viel der Historie um den Lokschuppen aufgearbeitet ist, legt Bander die Hände keinesfalls in den Schoß. Mit dem Bau der Bahnsteighalle samt eigenem Cafégebäude ist das Gesamtensemble Lokschuppen jedoch in diesem Jahr fertiggestellt worden.

(RP)
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