Kreis Mettmann Lichterfest? Fast alle wollen St. Martin

Kreis Mettmann · Die Mehrheit der Kitas und Schulen lehnt eine "religionsneutrale" Umbenennung von St. Martin ab.

In Hilden begeht nur eine Grundschule ein Lichterfest an Stelle eines Martinsumzugs: Am Mittwoch, 11. November, gehen in der OGS "Am Elbsee" die Lichter an, verrät die Internetpräsenz der Schule.

Die Gründe beider Ansichten sind vielfältig. So sehen einige einen Vorteil im Lichterfest, da so die Integration, beispielsweise muslimischer Religionsangehöriger erleichtert würde. Hier hält Schulleiterin Gudrun Kamps von der Hildener Grundschule in der Schulstraße entschieden dagegen. "Ich halte diese Sichtweise für inhaltlich problematisch." Denn Integration wäre es dann, wenn man sich den Gepflogenheiten des entsprechenden Landes öffnet. "Mit Neutralität statt einem Bekenntnis zu der hiesigen Tradition tun wir auch den Kindern keinen Gefallen", da gerade im Kindesalter Orientierung besonders wichtig sei, erklärt Kamps ihre Sicht.

Und vor allem der Gedanke des Teilens, der beim Martinsfest im Vordergrund stehe, sei etwas, was auch das Christentum nicht für sich allein gepachtet habe. In den Schulklassen erleben die Kinder das Teilen so: Sie teilen sich mit einem Schulkameraden einen Weckmann, haben aber einen ganzen bezahlt. Das überschüssige Geld wird für Flüchtlingskinder gespendet. "Wir haben bisher sehr gute Erfahrungen gemacht", sagt Kamps. So gebe es eine große Akzeptanz vieler Eltern hinsichtlich der Martinstradition - auch derer, die einen nichtchristlichen Hintergrund mitbrächten. Beschwerden habe es bisher nicht gegeben. Am Montag ziehen die Kinder und Eltern der Grundschule mit Kapelle und Laternen durch die Hildener Innenstadt.

Sankt Martin in "Lichterfest" umbenennen? "Solange ich hier bin, haben wir uns noch nie Gedanken darüber gemacht", sagt Nina Kannstein vom Kinder- und Familienzentrum an der Händelstraße in Mettmann. "Dieser Wunsch kam bislang weder von unseren Kindern noch von Eltern oder Erziehern", sagt die stellvertretende Leiterin der Einrichtung. Auch an der Gemeinschaftsgrundschule Am Neandertal wird weiter St. Martin gefeiert. "Das hat bei uns Tradition, mit Laternenbasteln und allem Drum und Dran - für Kinder aller Konfessionen", sagt eine Lehrerin. Ein "Lichterfest" feiert die städtische Kita Millrath West in Erkrath. "Damit haben wir vor 15 Jahren angefangen", sagt Leiterin Sabine Fuhrmann. "Eine indische Familie hat uns auf die Idee gebracht", seitdem schenkt man einander Lichter. Einen Umzug gestalten die Gruppen nicht, dafür werden aber Martinslieder gesungen, und über allem wacht ein Riesenweckmann. "Egal, welchen Hintergrund unsere Kinder haben, wir feiern St. Martin", sagt Cordula Wutschenk von der integrativen Kita Willbeck. "Das ist ein traditioneller Termin, den wir pflegen."

"Wir Muslime respektieren diese christliche Tradition" sagt Mohamed Bouziani, Vorsitzender des Islamisch-Marrokanischen Kulturzentrums in Hilden. Natürlich sei es aber kein Fest, dass die muslimische Gemeinde ausrichtet. Bouziani selbst ist seit vielen Jahren in Hilden, auch seine Kinder haben früher an den Martinsumzügen teilgenommen. "Das ist eine freiwillige Sache, ob ein Kind mitgehen möchte oder nicht." Und wenn bei ihm an Sankt Martin geklingelt und gesungen wird, ist er vorbereitet: "Die Bonbons stehen bereit."

In der Kita der Awo in Haan wird der Austausch untereinander bewusst gelebt. "Wir feiern das traditionelle Martinsfest", sagt Leiterin Angelika Bachmann-Blumenrath - trotz eines Migrantenanteils von 65 Prozent. "Die Familien finden das schön" - und zusätzlich feiere man auch die Feste der anderen Kulturen: Opfer- und Zuckerfest, "und auch das italienische Frühlingsfest", sagt Bachmann-Blumenrath. Denn es gehe dabei auch um ein Kennenlernen der Kulturen und damit um die Vermittlung von Bildung und Wissen.

(RP)
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