Mettmann Junge Goldschmiedin geht auf die Walz

Mettmann · Anke Bienkowski war mehrere Tage bei ihrer Kollegin Inga Mehner in der Mettmanner Oberstadt zu Gast.

 Hat sich in Mettmann bei Inga Mehner (hinten) wohlgefühlt: Anke Bienkowski ist bereits weiter gezogen.

Hat sich in Mettmann bei Inga Mehner (hinten) wohlgefühlt: Anke Bienkowski ist bereits weiter gezogen.

Foto: Achim Blazy

Drei Jahre durch die Welt ziehen, frei und ungebunden. Wer will das nicht. Anke Bienkowski ist gerade dabei, sich diesen Traum zu erfüllen. Die ausgebildete Goldschmiedin aus Wedel bei Hamburg ist auf der Walz und stand vor einigen Tagen vor dem Goldschmiedegeschäft von Inga Mehner an der Oberstraße.

Sie wurde von der Mettmanner Goldschmiedemeisterin herzlich aufgenommen und arbeitet jetzt in dem Betrieb für einige Zeit mit. Vor gut einem Jahr machte sich Anke Bienkowski von ihrem Heimatort auf den Weg, der sie in verschiedene Gegenden Deutschlands und ins Ausland führen soll. Damit knüpft sie an eine alte Handwerker-Tradition an, bei der Handwerkergesellen nach ihrer Ausbildung für drei Jahre in ihrer Gesellentracht - auch Kluft genannt - auf Wanderschaft gehen und sich durch ihre Arbeit in den Handwerksbetrieben Herberge und Verpflegung verdienen. "Als Anke vor mir stand, war es für mich selbstverständlich, dass sie bei mir arbeiten kann und ich ihr einiges von meinen Kenntnissen aus dem Beruf vermitteln möchte", erklärt Inga Mehner. Sie sei im Übrigen beeindruckt gewesen, was ihre Mitarbeiterin auf Zeit, an Vorkenntnissen zu präsentieren hatte. "Anke war bei der Gesellenprüfung die Jahrgangsbeste in Schleswig-Holstein und Drittbeste in ganz Deutschland. Sie wird als Goldschmiedin sicherlich ihren Weg machen", sagt Inga Mehner, die selbst seit Jahren als selbständige Goldschmiedin tätig ist und viele Kontakte in der Branche hat. "Anke möchte demnächst gern bei einem Goldschmied in Ostdeutschland tätig sein. Ich werde meine Beziehungen nutzten und den Obermeister aus der Region um Erfurt fragen, ob dort eine Möglichkeit für Anke besteht, im Rahmen ihrer Wanderschaft bei einen Goldschmiedehandwerksbetrieb zu arbeiten."

Anke Bienkowski betont, dass sie in dem einen Jahr auf ihrer Walz fast überall nett aufgenommen worden sei. "Zumeist habe ich eine Bleibe gefunden. Das ist nie luxeriös und so manche Nacht habe ich auch schon draußen verbracht - ich stelle da aber auch gar keine Ansprüche." Jetzt habe sie besonders Glück, betont die sympathische 25-Jährige. "Inga Mehner hat über einen Bekannten eine Unterkunft in Wülfrath für mich gefunden. Dieses kleine Appartement ist die bisher beste Bleibe, die ich auf meiner Wanderschaft quer durch Deutschland und Europa gefunden habe."

Die ganzen Wege absolviert sie per Anhalter. Den großen Vorteil bei ihrer Tätigkeit als Goldschmiedegesellin bei unterschiedlichen Arbeitgebern sieht sie darin, dass sie viele verschiedene Fertigungstechniken kennenlerne. "Das ist ein Erfahrungsschatz, den ich später sicherlich gut anwenden kann und der mir in meinem schönen Beruf sehr helfen wird."

Auf der Walz muss sie mindestens drei Jahre und einen Tag unterwegs sein, hat also noch gut zwei Jahre vor sich. Ihrem Heimatort darf sie sich nur bis zu einem Bannkreis von 50 Kilometern nähern.

Weitere Bedingungen für eine Gesellin auf der Walz sei beispielsweise, dass sie kinderlos ist und einen finanziell guten Leumund habe, berichtet Anke Bienkowski. "Ich möchte unter anderem noch nach Südost-Asien und Indien", nennt sie weitere Ziele, die sie auf ihrer langen Wanderschaft noch ansteuern will.

(klm)
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