Antje Hachmann Hunde farbstark in Szene gesetzt

Mettmann · Antje Hachmann gibt am kommenden Freitag in Langenfeld einen Workshop in Tierfotografie. Im RP-Interview erklärt die 40-Jährige ihr Handwerk.

 Das farbenfrohe Foto von Holi Dog machte die Tierfotografin bei der Arbeit an einem Kalender für ein Tierschutzprojekt.

Das farbenfrohe Foto von Holi Dog machte die Tierfotografin bei der Arbeit an einem Kalender für ein Tierschutzprojekt.

Foto: Anja Hachmann

Wenn Kinder auf Fotos freundlich gucken sollen, dann rufen sie laut und langsam "Ameisenscheiße". Was müssen Hunde tun?

Hachmann Für Porträtfotos gibt es einige simple Tricks, sei es das Lieblingsspielzeug des Hundes, das nah ans Objektiv gehalten wird, oder ein total tolles Leckerli. Einige Hunde reagieren gut auf wohldosierte Geräusche, andere auf Knistern oder Rascheln. Meistens können die Besitzer sehr gut Auskunft geben, was bei dem zu fotografierenden Hund die volle Aufmerksamkeit erregt.

Sollte man für die Tierfotografie eher der Porträt- oder der Sportfotografie zuneigen?

Hachmann Es kommt darauf an, was man genau in der Tierfotografie möchte. Reaktionsschnell sollte man in beiden Fällen sein. Tiere können sich nicht stundenlang in einem Set konzentrieren wie Menschen. Das sollte man also absolut vermeiden. Auch ein Auge für Situationen und sicheres Umgehen mit dem Equipment ist unumgänglich. Wenn man in die Königsdisziplin - Tiere in Bewegung - einsteigen möchte, muss man nicht nur sehr reaktionsschnell sein und das entsprechende Material in der Hand haben. Hier ist auch viel Gefühl für die Tiere und deren Eigenheiten und Eigenarten gefordert.

Fotografieren Sie auch Nicht-Hunde?

Hachmann Ja! Ich fotografiere auch viele Menschen und - leidenschaftlich gerne - Oldtimer. Auch die reine Naturfotografie begeistert mich immer wieder aufs Neue.

Was unterscheidet das Motiv Tier vom Motiv Mensch?

Hachmann Der größte Unterschied ist die Unbefangenheit. Tiere können mit einem "Bild" und "fotografiert werden" nicht viel anfangen. Menschen verkrampfen sich oft vor einer Kamera, sind nicht mehr authentisch oder natürlich. Hier haben die Tiere einen deutlichen Vorteil. Tiere können allerdings außerhalb der freien Wildbahn oder im normalen Freilauf die Aufmerksamkeit nicht so lange halten wie Menschen - warum sollten sie auch?

Wie sind Sie auf die Idee zu Ihren "Holi Dogs" gekommen?

Hachmann Die Idee entstand aus dem Auftrag, im Jahr 2013 einen Kalender für ein Tierschutzprojekt zu gestalten. Hier sollten Listenhunde einmal völlig anders und besonders positiv in Szene gesetzt werden. Bei meinen Recherchen bin ich über das "Holi Festival" in Indien gestolpert. Von den Farben des indischen Frühlingsfestes begeistert, vertiefte ich meine Suche und stieß auf das nepalesische "Kukur Tihar" - den Tag der Hunde. Braucht man für das Fotografieren von Tieren in der freien Wildbahn einen Jagdinstinkt?

Braucht man für das Fotografieren von Tieren in der freien Wildbahn einen Jagdinstinkt?

Hachmann Natürlich! Wenn man ein bestimmtes Tier in einer bestimmten Situation quasi einfangen möchte mit der Kamera, muss man zwangsläufig einen gewissen Jagdinstinkt haben. Man muss sich auf die Lauer legen, abwarten und ruhig sein können, eine gewisse Tarnung benutzen und natürlich auch viel über das Tier und sein Verhalten wissen. Im Grunde sind Naturfotografen Jäger - nur benutzen diese lediglich eine Kamera, kein Gewehr.

Wie fängt man den Charakter eines Tieres ein?

Hachmann Durch sehr sorgfältiges Beobachten. Je konkreter der Wunsch ist, einen bestimmten, individuellen Ausdruck eines Tieres fotografisch festhalten zu wollen, desto mehr Vorarbeit muss man leisten. Die Information des Halters über das Tier gibt schon sehr viele Hinweise - aber nichts ersetzt das eigene Beobachten! Danach muss man die Umgebung und Stimmung für das gewünschte Bild schaffen. Am allerwichtigsten ist natürlich die Ruhe des Fotografen. Tiere merken jede noch so kleine Anspannung und verhalten sich dann oft nicht wie gewünscht.

Sollte man ein Tier, bevor es Modell sitzt, aufhübschen?

Hachmann Im Porträtbereich ist es durchaus sinnvoll, das Modell vorher zu bürsten, die Augen zu reinigen und gegebenenfalls ein schickes Halsband oder Halfter bereit zu legen. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Aber bitte immer beachten, dass die Tiere keinen Stress bekommen - das wirkt sich sehr auf die Bilder aus. Ein zurechtgemachter Hund mit schickem Halsband und stress-geweiteten Augen ist auch auf Fotos kein schöner Anblick. Hier muss immer Maß gehalten werden.

Besonders entzückend findet das Publikum offenbar Aufnahmen von Artverschiedenen, die sich verbrüdert haben, wie die Bilder von Kauz "Poldi" und Schäferhund "Ingo" aus Remscheid. Wie erklären Sie sich das? Und wie den Boom von Katzenfotos in den Internet-Netzwerken?

Hachmann Natürlich sind die Bilder von Artverschiedenen immer sehr wirkungsvoll. Wann sieht man schon einen Kauz und einen Schäferhund einträchtig zusammen sitzend auf einer Wiese? Das, was eigentlich nicht zusammenpasst im Tierreich und dann auch noch sehr entspannt und friedfertig miteinander umgeht, fasziniert jeden Menschen. Auch mich! Und das Motiv Katze ist einfach ein wirklicher Augenschmaus. Es handelt sich um sehr unabhängige, unglaublich schöne Tiere mit einer großen Eleganz.

THOMAS GUTMANN STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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