Mettmann Grenzstein und Mauerreste entdeckt

Mettmann · Die Archäologin Melanie Eigen begleitet die Erdarbeiten in der Mettmanner Innenstadt. Überraschungsfunde sind möglich.

 Die Archäologin Melanie Eigen hat alte Karten studiert. An den Aufzeichnungen orientiert sie sich in der Mettmanner Unterwelt.

Die Archäologin Melanie Eigen hat alte Karten studiert. An den Aufzeichnungen orientiert sie sich in der Mettmanner Unterwelt.

Foto: Dietrich Janicki

Melanie Eigen (38) begleitet die Erdarbeiten in der Innenstadt. Die gelernte Archäologin überprüft, ob im Erdreich Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten auftauchen. So wie jetzt in der Freiheitstraße, als Bauarbeiter auf die Reste einer Mauer gestoßen sind. Eigen steigt in den Graben und kratzt das Erdreich an den Steinen ab. "Das könnte ein Teil der alten Stadtmauer sein, aber es kann sich auch um die Grundmauer eines Hauses handeln." Das Mauerstück wird freigelegt, fotografiert, gezeichnet und katalogisiert. Der weitere Verlauf der Mauer bleibt aber im Dunkeln. "Wir nehmen nur Stücke auf, die sich im Baugraben befinden. Eine weitere Grabung wäre zu aufwendig und würde die Bauarbeiten verzögern", sagt Eigen.

Es ist das erste Mal, dass Bauarbeiten in der Innenstadt von einer Archäologin begleitet werden. Das ist eigentlich Vorschrift. Denn die gesamte Innenstadt ist seit 2009 als Bodendenkmal eingetragen. Und nach dem Denkmalschutzgesetz müssen sämtliche "Eingriffe" in dieses Bodendenkmal wissenschaftlich begleitet und aufgenommen werden. "Das war in der Vergangenheit nicht der Fall", sagt Stephan Kopp, Abteilungsleier Bauen, und zuständig für die Baustelle in der Innenstadt. Als die Rhenag von ein paar Monaten neue Leitungen in der Oberstadt verlegen ließ, hätte ebenfalls ein Archäologe die Bauarbeiten begleiten müssen.

Zurück zur Gegenwart: Neben den Mauerresten hat Eigen weitere Funde gesichtet, aufgenommen und dokumentiert: In der Mühlenstraße kamen zwei Bruchsteinmauerreste zum Vorschein, vermutlich handelt es sich um Reste einer Hausmauer. An der Schäfergruppe stießen die Arbeiter auf eine Abfallgrube aus dem 18. Jahrhundert. "Dies haben wir anhand der gefunden Keramik datieren können. Außerdem sind tierische Knochen sichergestellt worden.

Eine Überraschung war der Fund eines etwa einen 50 Zentimeter großen Steins, der einen Meter unter dem heutigen Niveau bei Kanalarbeiten an der Freiheitstraße zutage kam. "Er stand aufrecht, in situ (also ursprüngliche Lage) und einzeln", sagt Eigen. "Vermutlich handelt es sich um einen Grenzstein".

Melanie Eigen, die in Köln und Bonn Archäologie studiert hat und jetzt bei der Firma Archbau in Essen beschäftigt ist, schaut nicht immer den Bauarbeitern über die Schuler. "Nur, wenn neue Gräben gezogen werden", sagt sie. Auch dort, wo neuzeitliche Versorgungsleitungen verlaufen und die Erde eigentlich gestört ist, können sich archäologische Zeugnisse befinden. "Manchmal reicht ein kleiner Aushub nur wenige Zentimeter vom Versorgungsleitungsgraben und schon kommt ein Stück Geschichte an die Oberfläche", sagt Eigen.

Vor ihrer Arbeit in Mettmann hat sie alte Karten studiert und in den Unterlagen von Heimatforscher Horst Hütten gelesen. Er hat zahlreiche Spuren der Vergangenheit dokumentiert. An seinen Aufzeichnungen orientiert sich Melanie Eigen.

(RP)
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