Rp-Serie Mit Dem Fahrrad In Den Frühling (6) Frank Döring strampelt und spendet

Mettmann · Seit fünf Jahren radeln der Zahnarzt und seine Freunde über die Alpen. Sponsoren zahlen dafür: 4500 Euro waren es zuletzt

Hilden Strampeln und spenden -dafür ist Dr. Frank Döring Spezialist. Der Zahnarzt aus Hilden scheut keine Anstrengungen und macht auch vor den Alpen nicht halt. Vielmehr bezwingt er sie auf zwei Rädern und lässt sich für den Kraftakt entlohnen. Die Idee, Kilometergeld zu kassieren und in einen guten Zweck zu investieren, entstand durch Zufall. "Zunächst ging es um die Herausforderung. Wir waren zehn Freunde und wollten wissen, was noch so geht. Meine Frau hätte gesagt, das sei typisch für Männer in der Midlife-Krisis", erinnert sich Frank Döring lächelnd an die Planung der ersten Bergtour vor fünf Jahren.

Kaum war die Buchung abgeschlossen, schrieb der Hildener verschiedene Firmen an, um von ihnen die Erlaubnis zu bekommen, ihr Logo über die Gipfel zu fahren. Schließlich fanden sich sogar zwei Firmen, die jeden der 450 Kilometer mit einem Euro honorierten. "Mir war wichtig, dass das Geld in Hilden bleibt - und so sind wir auf das Kinderheim an der Lievenstraße gekommen", berichtet Döring. Von seiner ersten Spende entstand dort eine Nestschaukel, inzwischen sind noch eine Grillhütte und die Renovierung für einen Raum hinzugekommen. Bei der Tour im August 2014 nahmen die Radler 3000 Euro fürs Kinderheim ein - und 1500 Euro fürs Hildener Tierheim.

"Für uns sind diese Spenden etwas ganz besonderes, denn wir können das Geld für Projekte einsetzen, für die wir sonst lange Rücklagen bilden müssten. Die Kinder freuen sich jedes Mal sehr, wenn wir etwas auf dem Gelände erneuern können", sagt Hans Delcuve. Der Leiter der Einrichtung hat Döring als außergewöhnlichen Sportler kennengelernt. "Er nimmt unglaubliche Strapazen auf sich."

Bei der Vorbereitung zur zweiten Klettertour über die Dolomiten war Döring entschlossen, sich sportlich ebenso wie bei der Akquise zu übertreffen. Wenn er morgens den ersten Zahn in die Zange nahm, hatte er sich bereits abgestrampelt: Denn um später 11 500 Höhenmeter bewältigen zu können, mussten die Muskeln auf Trab gebracht werden. "Wir haben uns Trainingspläne besorgt und fünf Monate vor dem Start mit Konditions- und Kraftaufbau begonnen." Fünfmal pro Woche trafen sich die Freunde im Morgengrauen, um dem Ziel entgegen zu schwitzen. "In den letzten sechs Wochen sind wir 450 Kilometer gelaufen, saßen 850 Kilometer auf dem Rad, absolvierten 15 000 Höhenmeter im Bergischen Land und waren im Fitnessstudio", bilanziert Döring. Sein Schwager, Heilpraktiker Jörg Viehweg, spricht von einer wichtigen Erfahrung: "Abends ist man erschöpft. Da spürt man, dass man lebt." Allerdings gelangte er zu der Einsicht, "dass ich viel zu wenig trainiert habe".

Von Innsbruck aus kletterten sie sich bis zum Gardasee durch und bezwangen jeden Tag zwei Gipfel. "Der höchste war die Scheebergscharte mit 3000 Metern. Dort lag im Juni noch jede Menge Schnee." Die letzten 650 Meter trug das Rad sie nicht mehr, sie mussten es schultern und es über die steinige Strecke tragen. "Das Schöne daran ist, dass wir an so einem Tag bis zu 6500 Kalorien verbrannt haben. Das heißt mittags eine große Portion Nudeln und abends konnten wir uns am Hotelbuffet wieder bedienen." Für den Komfort von Dusche und Doppelbett nahmen sie die täglichen Talfahrten und morgendlichen Aufstiege in Kauf. "Aus dem Alter von Hüttenromantik sind wir heraus", betont der 50-Jährige. Für die intensiven Erfahrungen unterwegs habe sich jedoch jede Anstrengung gelohnt. Die Mischung aus landschaftlicher Schönheit, sportlicher Herausforderung und Gruppendynamik machen für ihn den Reiz aus. "Wie lange wir das noch machen können, müssen wir abwarten. Ich hoffe, dass wir 2016 noch einmal aufbrechen." Bis dahin lässt er seinen Körper nicht ruhen, sondern stellt ihm beim Düsseldorfer Triathlon auf die Probe. "Mein Schwager hat uns angemeldet. Er meint, Radfahren und Laufen können wir, dann müssten wir das Schwimmen auch schaffen." Eine Firma hat schon zugesagt, ihm auch dafür Kilometergeld zu zahlen. "Von den anderen möchten einige pausieren, wären aber im nächsten Jahr wieder dabei.". Kleinere Wünsche lassen sich dennoch erfüllen. "Langfristig möchten wir gerne die Zimmer der Kinder und Jugendlichen umgestalten und mehr Doppel- in Einzelzimmer verwandeln", sagt Hans Delcuve vom Kinderheim.

(RP)
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