An(ge-)dacht Ein Lob auf die "Alten"

Mettmann · Was wird wohl aus diesem Kind werden?", so fragten sich nicht nur die Eltern Jesu, Maria und Josef angesichts der seltsamen Vorgänge um die Geburt des göttlichen Kindes. Das war an Weihnachten. Und da die Eltern fromme Leute waren, verwurzelt in den Traditionen ihres Volkes, tun sie das, was auch heute noch viele Mütter und Väter mit ihren Kleinkindern tun: Sie bringen den freudig erwarteten Nachwuchs in ihr Gotteshaus, in den Tempel, in die Moschee, in die Synagoge, in die Kirche.

So berichtet es von der "Heiligen Familie" die Bibel im Neuen Testament. Und genau diesem Ereignis gedenkt die Kirche am heutigen Tag, am Fest "Darstellung des Herrn", im katholischen Volksmund "Mariä Lichtmess" genannt. Maria und Josef bringen das Jesuskind in den jüdischen Tempel nach Jerusalem um es segnen zu lassen, es "dem Herrn zu weihen" wie Lukas schreibt. Dazu bringen sie auch der religiösen Vorschrift entsprechend eine Opfergabe mit. Soweit nichts Besonderes. Spannend wird aber, was uns die Bibel weiter berichtet: Zwei alte Menschen rücken nun in den Mittelpunkt, die eigentlich mit dieser Familie aus Nazareth nichts zu tun haben.

Es sind Simeon und Hanna, tief religiöse Menschen, die mit den wachen Augen ihres Glaubens auf das junge Paar mit dem eigentlich "ganz normalen" Kind schauen. So können sie zu Deutenden des Ereignisses werden. Das spontane Gebet des alten Mannes ist uns überliefert. Es ist bis heute Bestandteil des Nachtgebetes der Kirche geworden: "Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel!"

Gott selbst vertraut Simeon, dem alt und schwach Gewordenen, die Prophezeiung an, was es mit diesem Kind auf sich haben wird: An diesem Jesus werden viele zu Fall kommen, er wird die bösen Absichten der Menschen entlarven und aussprechen, ihm wird heftig widersprochen werden, aber viele werden von ihm auch aufgerichtet, gewürdigt, gestärkt werden! Hanna, die zweite Bezeugende in dieser Geschichte, erkennt aus ihrem Glauben und ihrer Gottesliebe heraus, dass dies alles geschehen muss, damit "Erlösung", Befreiung von der Last der Sünden, ja das gute Werk Gottes, an den Menschen geschehen kann. All das aber will ersehnt, erbeten, mit wachen Sinnen erwartet werden. Ausdruck dafür ist bei diesen alten, weisen, frommen Zeugen der Lobpreis, die Danksagung, die Bitte des Herzens. Manchmal, so erlebe ich es, werden unsere "Alten" zu Wegbereitern und zu Deutenden des Weges, den wir zu gehen haben. Manchmal öffnen sie sogar eine kleine Tür zum Himmel.

MSGR. HERBERT ULLMANN, PFARRER KATH. GEMEINDE METTMANN

(RP)
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