Erkrath "Echt laut in Erkrath" – ein voller Erfolg

Erkrath · Fünf Jahre kämpfte die Initiative für Flüsterasphalt. Jetzt ist sie am Ziel. "Man muss beharrlich sein", sagen die Initiatoren.

 Für den Flüsterasphalt auf der A 3 kämpfen seit Jahren (v.l.) Ralf Peter Brinkmann, Eva-Maria Lange, Friedrich Faber und Rüdiger Lange.

Für den Flüsterasphalt auf der A 3 kämpfen seit Jahren (v.l.) Ralf Peter Brinkmann, Eva-Maria Lange, Friedrich Faber und Rüdiger Lange.

Foto: Dietrich Janicki

Ohne sie würde in diesem Jahr kein Flüsterasphalt auf der A3 verlegt. Ohne sie müssten viele Tausend Menschen in Erkrath weiterhin den Lärm der Autobahn ertragen. Fünf Jahre lang hat die Bürgerinitiative "Echt laut in Erkrath" gekämpft. Jetzt hat sie ihr Ziel erreicht: Ende des Jahres wird die Autobahn vom Hildener Kreuz bis zur Ausfahrt Mettmann mit so genanntem offenporigen Asphalt belegt, der den Geräuschpegel um fünf Dezibel dämpft. "Einen beachtlichen Etappensieg", nennt Ralf Peter Brinkmann, einer der zehn Aktiven der Initiative, den Erfolg. "Davon profitiert die ganze Stadt."

Dafür hat die Initiative hart gearbeitet, in zwei Jahren 7000 Unterschriften gesammelt, sich viele Stunden lang schlaugemacht, Ansprechpartner aus dem Internet herausgesucht, Behörden und Politiker auf allen Ebenen angesprochen, manche Stunde in Ausschüssen und anderen Gremien gesessen. "Seitdem hat unsere Politikverdrossenheit stark nachgelassen", sagt Eva Maria Lange. "Unsere Achtung besonders gegenüber den Kommunalpolitikern ist sehr gewachsen. Um was die sich alle kümmern müssen, und das für eine kleine Aufwandsentschädigung." Dass fast alles, was in einer Stadt geschieht, durch Ratsbeschlüsse herbeigeführt wird, war ihr früher nicht bewusst. Und dass manche Erkrather Politiker um jeden einzelnen Baum kämpfen, imponiert der Initiative. Beim Ringen um den Flüsterasphalt haben ihnen alle Parteien geholfen, sagen sie, ganz besonders aber die Grünen.

Die Motivation für den jahrelangen unverdrossenen Einsatz resultierte aus der persönlichen Betroffenheit, erzählen die Aktiven. Es waren Brinkmanns, die abends auf der Terrasse ihres Hauses an der Carl-Zuckmayer-Straße saßen und dachten, "das ist zu laut hier." Sie gingen von Tür zu Tür in der Nachbarschaft und erfuhren, dass sie mit dieser Empfindung nicht allein waren, dass manche Nachbarn sogar schon den Wegzug geplant hatten. Als Eva-Maria und Rüdiger Lange in den 40ern in Erkrath bauten, war die Autobahn noch zweispurig und der Verkehr erheblich geringer. "Wir haben zu allen Tageszeiten auf unserem Baugrundstück gestanden und gelauscht, ehe wir es gekauft haben", sagt Eva-Maria Lange. Als die Brinkmanns viele Jahre später bei ihnen anklopften, fanden sie die Lärmbelästigung morgens und nachts schon lange unerträglich. "Dann haben wir erfahren, dass die Fahrbahn erneuert werden sollte, aber durch normalen Asphalt, und haben uns dahinter geklemmt", erinnert sich Friedrich Faber. " In den fünf Jahren gab es auch verzweifelte Momente", erzählt er, "als das Verkehrsministerium mitteilte, die Lärmbetroffenheit reiche nicht für Flüsterasphalt." (Der ist übrigens geringfügig teurer und kurzlebiger als normaler Belag.) Allerdings stand Aufgeben nie zur Debatte. "Wir waren immer überzeugt, dass der Verkehrslärm dort gemindert werden muss, wo er entsteht, nämlich auf der Fahrbahn, nicht durch Lärmschutzwände", sagt Brinkmann. Leichter wurde es für die Initiative, sich durchzusetzen, als 2010 Rot-Grün an die Macht kam.

Sie haben viel gelernt, die Aktiven von "Echt laut in Erkrath": Bürger sollten nicht resignieren, aber auch, nichts Unsinniges fordern. Man muss gut informiert sein, Politiker überzeugen können, dabei diplomatisch bleiben, beharrlich sein und Absagen nicht persönlich nehmen. Ein bisschen hat der Kampf die Nachbarn auch persönlich zusammengeschweißt. Man sitzt nun öfter mal zusammen, "und als im Sommer der positive Bescheid zur A3 kam, haben wir spontan eine Grillfete gemacht", sagt Brinkmann.

Die Initiative wird wachsam beobachten, wie die temporäre Nutzung der A-3-Standspur zu Stoßzeiten aussehen wird. Ob die Spuren nur neu markiert werden oder eine komplette Erweiterung der Fahrbahn ansteht. Dann, meint die Initiative, müsste es eine Tempobeschränkung geben. Was passiert darüber hinaus mit der Brücke der A 46?, fragen sie. Das Hildener Kreuz sei die größte Lärmquelle.

(RP)
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